Erlanger Spitzenkletterer Megos sucht die Supernova

23.8.2017, 13:38 Uhr
Alexander Megos hat es schon mit einigen Felsen aufgenommen. In Australien, West Virginia oder der Fränkischen Schweiz. Am Samstag kletterte er in München an einer Wand – und holte den Vize-Europameistertitel im Bouldern.

© Marco Kost Alexander Megos hat es schon mit einigen Felsen aufgenommen. In Australien, West Virginia oder der Fränkischen Schweiz. Am Samstag kletterte er in München an einer Wand – und holte den Vize-Europameistertitel im Bouldern.

Bad Boyz of Life, Wheelchair, Supernova oder Olifants Dawn – klingt alles irgendwie verdächtig nach Hollywood-Blockbustern. Wheelchair ist allerdings kein Film, sondern der schwerste Boulder des australischen Kontinents. Und Supernova ist ebenfalls nicht der nächste Actionfilm von Bruce Willis, sondern eine besonders schwere Kletter-Route in der Fränkischen Schweiz.

Alexander Megos, der Spitzenkletterer des DAV Erlangen, bezwang sie beide. 2013 den Wheelchair im Hollow Mountain Cave in Australien, und 2015 gelang es ihm nach fast einem Dutzend sogenannter Erstbegehungen bis zum Schwierigkeitsgrad 9a+, mit der Begehung von Supernova erneut ein Ausrufezeichen in der Kletterszene zu setzen. Supernova, am Planetarium in der Fränkischen Schweiz, ist mit einer 11+ bewertet und damit noch einmal ein Stück härter zu klettern als andere Felsen der Region. Der 24-Jährige Erlanger ist also im Felsklettern zu Hause und bekannt für extrem schnelle Wiederholungen von schweren Felskletterrouten.

Am vergangenen Samstag ging es nun nicht an einen Fels, sondern eine Kletterwand. Megos wurde im Münchner Olympiastadion Vize-Europameister. Beim IFSC Boulderweltcup im Rahmen des Weltcup-Halbfinales landete Megos auf Platz sieben und war damit zweitbester Europäer hinter Jan Hojer auf Platz fünf. Die beiden Deutschen sicherten sich damit Gold und Silber als Europa- bzw. Vize-Europameister.

Und auch wenn Megos zufrieden mit seiner Leistung und dem Ergebnis war – schließlich waren insgesamt 282 Athletinnen und Athleten zum Weltcup angemeldet und nur je zwanzig Frauen und Männer schafften es ins Halbfinale – so richtig freuen konnte er sich über seinen hinzugewonnenen Titel dennoch nicht: „Es ist zwar schön und gut, dass man sich Vize-Europameister nennen kann, aber letztlich bin ich ja nicht Zweiter, sondern Siebter geworden“, sagt Megos und ergänzt: „Die EM wurde eben an diesen Weltcup drangehängt, weil niemand gefunden wurde, der die EM separat austragen wollte.“

Das Finale der besten sechs Kletterer hatte Megos knapp verpasst. „Mit der Platzierung bin ich aber auf jeden Fall zufrieden. Mein Ziel, wenn überhaupt, waren ja die Top-20. Ich hatte da keine großen Erwartungen.“
Das liegt vor allem auch daran, dass sein letzter Wettkampf ganze fünf Jahre zurück liegt. Der Fokus von Megos liegt woanders: „Ich konzentriere mich auf das Felsklettern. Ins Wettkampfklettern habe ich bisher auch gar nichts investiert“, sagt Megos.

Supernova und Wheelchair statt Europameisterschaft also. „Die Erstbegehungen bedeuten mir auf jeden Fall mehr als dieser Titel“, sagt Megos, der am Wochenende noch einmal an einem Seilkletterwettkampf – also keinem Boulderwettkampf, wie in München – am Gardasee teilnehmen wird.

Dann zieht es ihn auch wieder raus in die freie Wildbahn sozusagen, an den Fels. „Die Leute denken immer, es ist ein abgefahrener Sport und gefährlich. Aber das gefährlichste ist der Weg an den Fels oder die Kletterhalle mit dem Auto“, sagt Megos. Da leben die Hollywoodhelden in ihren Supernova-Filmen wohl tatsächlich gefährlicher.

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