Erlanger steigen in die Billard-Bundesliga auf

24.4.2017, 08:00 Uhr
Erlanger steigen in die Billard-Bundesliga auf

© Foto: Anestis Aslanidis

Auf Brett eins läuft es erstaunlich gut. Joachim Back sitzt aufrecht auf einem Stuhl, blickt stoisch durch seine schmalen Brillengläser in die Runde. Es herrscht eine seltsame Stille im Dieter-Schumacher-Saal, dem Billard-Raum beim ATSV Erlangen. Die Zuschauer flüstern, wenn überhaupt jemand etwas sagt. Ansonsten hört man nur die Schiedsrichter, die den Punktestand melden. Und man hört Musik. Schlager summen aus den Boxen. Wie das zur Stille passt? Wahrscheinlich ist es Gewohnheit. Hier passt es jedenfalls.

Das Erlanger Billard-Team steuert auf die erste Bundesliga zu. Bereits am Samstag hat der ATSV gegen den Mannheimer BF gepunktet. Nach dem 4:4 würde am Sonntag ebenfalls ein Remis reichen, um die Tabellenspitze zu verteidigen. Gegen St. Wendel, den direkten Konkurrenten in Bestbesetzung, keine leichte Aufgaben, vor allem weil Top-Spieler Andreas Efler aus Österreich und Andreas Schenkel fehlen. Deshalb mussten Bilal Ok und der erst 19-jährige Marcel Back aus der zweiten Mannschaft nachrücken.

Doch der Youngster überraschte alle mit seinem 40:39-Sieg. "Marcel hat super gespielt", sagt Abteilungsleiter Martin Trautner. "Er war fast immer vorn und hat verdient gewonnen." 2:2 steht es nach Brett drei und vier. Immer zwei Duelle finden parallel statt. Wenn Jürgen Pichler oder Joachim Back, der Vater des 19-Jähren, gewinnen, bedeutet das den Aufstieg. Und zunächst sieht auch alles danach aus, auf beiden Tischen führen die Erlanger deutlich.

"Aber das muss nichts heißen", sagt Trautner. Im Dreiband muss man mit seinem Ball die beiden anderen treffen und bevor man den letzten der beiden trifft, muss man mindestens drei Banden haben. Klappt es, darf man weiterspielen. Der Gegner sitzt währenddessen daneben und sieht zu, wie sein Kontrahent einen Punkt nach dem anderen macht — oder wie er scheitert.

"So souverän wie noch nie"

Joachim Back beobachtet Jerome Barbeillon, den französischen Meister und Profi-Spieler. Die Erlanger sind mit Ausnahme von Efler alle Amateurspieler — umso erstaunlicher, dass sie sich gegen den BC St. Wendel doch recht deutlich durchsetzen. Zuerst gewinnt Pichler an Brett zwei, wenige Minuten später knackt auch Joachim Back die 40-Punkte-Marke zum Sieg. "Es ist ein unglaublicher Tag", sagt der 51-Jährige. "Dass es so kommt, damit hat niemand gerechnet."

Sein Kontrahent Barbeillon habe etwas Pech gehabt. "Ich bin cool geblieben, war nicht nervös und habe mich gut gefühlt." Das lag auch an der starken Vorleistung seines Sohnes. "Marcel hat so souverän gespielt wie noch nie. Ich bin schwer beeindruckt, so habe ich ihn noch nie spielen sehen", sagt Joachim Back voller Stolz. Das Nachwuchs-Talent ist kürzlich Deutscher U21-Meister geworden. "Nach dem Junioren-Titel konnte er befreit aufspielen", sagt Vater Joachim Back, der sich seinerseits gegen einen Profi behauptet.

Anschließend wird gefeiert. "Wir haben ein paar Flaschen Sekt und Bier aufgemacht und lassen es uns gut gehen." Der Aufstieg ist geschafft. "In der Bundesliga wird es gegen den Abstieg gehen", sagt Abteilungsleiter Trautner. "Doch das ist nebensächlich." Zukünftig kommen wieder die besten Dreiband-Spieler der Welt nach Erlangen. Der ATSV und die Familie Back ist bereit.

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