Erlanger Steinwerfer in U-Haft: Es waren zwei junge Männer

17.7.2018, 15:49 Uhr
Ein Lastwagenfahrer war Anfang Mai leicht verletzt worden, als ein Stein die Windschutzscheibe seines Fahrzeugs durchschlug.

© Polizeipräsidium Mittelfranken Ein Lastwagenfahrer war Anfang Mai leicht verletzt worden, als ein Stein die Windschutzscheibe seines Fahrzeugs durchschlug.

Es waren ein 16-Jähriger und ein 19-Jähriger mit guter Ortskenntnis, die in Baiersdorf und Eltersdorf Pflastersteine und zwei Europapaletten auf die Autobahnen A3 und A73 sowie auf einen fahrenden Regionalexpress der Bahn geworfen hatten. Der Zug sowie neun Fahrzeuge auf den Autobahnen wurden dabei stark beschädigt. Zwei der vier Kilogramm schweren Brocken durchschlugen die Windschutzscheiben eines Lkw, dabei ist der Beifahrer getroffen und verletzt worden. Glücklicherweise erlitt der 24-Jährige keine lebensgefährlichen Verletzungen, musste aber anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden.

"Es ist reiner Zufall, dass es zu keinen schwereren Folgen gekommen ist, dass keiner der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte und dass niemand verletzt oder gar getötet wurde", sagt Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke. Die jungen Männer hatten über gute Ortskenntnisse verfügt, als sie mutmaßlich ihre Attacken in der Nacht zum 9. Mai 2018 verübten. Noch in der Tatnacht leitete die Polizei ein Großfahndung ein, zudem nahm ein Team per Hubschrauber die Suche aus der Luft auf. Die Fahndung verlief allerdings ohne Erfolg.

"Ein Fahrzeug tauchte in diversen Filmen auf"

An den Tatorten sicherte der Kriminaldauerdienst Mittelfranken alle relevanten Spuren. Die Ermittlungen übernahm die Kripo Erlangen. Noch am selben Tag wurde die Ermittlungskommission "EKO Stein" gegründet, 28 Beamtinnen und Beamte nahmen die Suche nach den Tätern auf. "In der Folge haben wir rund 400 Personen befragt, es wurden Plakate in Geschäfte gehängt und über die Presse nach Zeugen gesucht", sagt Heinz Hanisch, Leiter der Kripo Erlangen.

Auch Videomaterial wurde ausgewertet. Das führte schließlich auf die Spur der dringend Tatverdächtigen. "Ein Fahrzeug tauchte in diversen Filmen auf, auch die Tatverdächtigen selbst wurden darauf gesehen", so Hanisch. Am 9. Juli wurden schließlich Haftbefehle gegen die beiden Beschuldigten wegen des dringenden Verdachts des versuchten Mordes und wegen des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr beantragt.

Bei den anschließenden Wohnungsdurchsuchungen stellten die Beamten umfangreiches Beweismaterial sicher. Die Ermittler fanden unter anderem Diebesgut, das nach ersten Erkenntnissen aus einer Gartenhauseinbruchserie im Raum Erlangen stammt. Ferner wurde eine Brandstiftung am 04.05.2018 in einer ehemaligen Düngemittelfabrik in Erlangen-Eltersdorf eingeräumt. Die Ermittlungen diesbezüglich dauern an.

"Es geht den meisten um den Kick"

Am 12. Juli wurden die Männer schließlich mit Hilfe von Spezialkräften festgenommen und anschließend in U-Haft gebracht. Polizeipräsident Roman Fertinger spricht von einem "Volkssport", der sich immer weiter auszubreiten scheint. Denn in der selben Nacht schleuderten Unbekannte in Schleswig-Holstein auch Steine von Autobahnbrücken.

"Es geht den meisten um den Kick. Den Leuten muss aber das Handwerk gelegt werden", sagt er. Beide der Beschuldigten sind laut Gabriels-Gorsolke geständig. Auf den 16-Jährigen wartet eine Jugendstrafe mit einer Haft bis zu zehn Jahren. Beim 19-Jährigen müsse erst noch geklärt werden, ob bei ihm das Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angewandt wird.


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