Erlanger Stimmen zu Schwarz-Orange

20.10.2018, 11:00 Uhr
Erlanger Stimmen zu Schwarz-Orange

© Matthias Balk/dpa

Über den Wahlerfolg ihrer Partei, den Freien Wählern (FW), hatte Stadträtin Anette Wirth-Hücking ja schon am vergangenen Sonntag gejubelt; jetzt aber, da es an einer Beteiligung der Freien Wähler in der Staatsregierung kaum mehr Zweifel gibt, ist die Freude der Erlangerin umso größer: "Wir sind natürlich froh, dass wir nun Regierungsverantwortung übernehmen können, dass wir das wollen, haben wir gezeigt, davor wollen wir uns jetzt auch nicht drücken."

Angst, die Truppe um Spitzenmann Hubert Aiwanger könnte das gleiche Schicksal ereilen wie die FDP, die nach der Landtagswahl 2008 eine Koalition mit der CSU ein- und in der eigenen Bedeutungslosigkeit untergegangen war, hat Wirth-Hücking nicht: "Die CSU muss uns als Gesprächspartner ernst nehmen und ich glaube, das wird sie auch tun."

Schon allein mit Blick auf die Machtverhältnisse im Bundesrat seien die Freien Wähler für die CSU eine verlässlichere Größe als die Grünen, meint die Stadträtin und die Schnittmengen der beiden seien ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Doch sehen Parteimitglieder und -sympathisanten vor Ort es skeptisch, dass die konservative Ausrichtung der Freien Wähler betont werde. "Wir sind in der bürgerlichen Mitte angesiedelt und haben nicht nur Landwirte, sondern vertreten ein breites Spektrum, das vom Arbeiter bis zum Professor reicht."

Dass Ausgangslage und Ausrichtung in einer Uni-Stadt wie Erlangen für die Freien Wähler sicher eine andere ist als auf dem Land, gibt Wirth-Hücking zu. Eines aber ist für sie klar: "Bei uns ist bei den Mitgliederzahlen noch Luft nach oben."

Thema Umweltpolitik

Die Stimmung der Mitglieder nach dem Debakel hat die Erlanger CSU indes am Donnerstag bei einer Versammlung ausgelotet: "Es ist nicht eine wirklich schlechte Stimmung", sagt Alexandra Wunderlich, die Kreisvorsitzende, Stadträtin und nun auch Bezirksrätin ist. Vielmehr sei es eine Art Aufbruchstimmung: "Ein einfaches Weiter so kann es nicht geben."

Wären für die Suche nach Neuem die Grünen nicht genau die Richtigen? Immerhin möchte die CSU selbst Umwelt- und Energiepolitik künftig mehr herausstellen. "Ich bin mit den Freien Wählern als Koalitionspartner zufrieden", antwortet Wunderlich. Und: "Umwelt und Energie können wir auch, wir müssen das künftig nur besser vermitteln als bisher."

Noch vor Kurzem hatten die Freien Wähler mit der Debatte um die Straßenausbaubeiträge die CSU vor sich her getrieben, bis die Regelung (die die Freien Wähler selbst abgesegnet hatten) abgeschafft wurde. Steht das für eine seriöse Politik? Wunderlich antwortet diplomatisch: "Aus unserer Perspektive ist es wichtig, dass die Zusammenarbeit funktioniert."

Über Aiwangers selbstbewusstes Auftreten kurz nach der Wahl, als er gleich mehrere Ministerien gefordert hatte, kann sie nur lachen: "Fast jeder hat das von ihm so erwartet, wir wissen, wie gerne er mitregieren möchte, da sind aus der Freude heraus wohl die Gäule mit ihm durchgegangen."

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