"Erlanger Uni muss Flächenbedarf zur TechFak nennen"

2.6.2017, 15:00 Uhr

© Harald Sippel

Was ist die Ausgangslage?

Nach dem Beschluss des bayerischen Kabinetts vom 2. Mai erhält Nürnberg eine eigenständige technische Hochschule, die Technische Fakultät ("TechFak") der Friedrich-Alexander-Universtität (FAU) wird als Ganzes am Standort Erlangen weiterentwickelt. Im so genannten Himbeerpalast und seinem Umfeld soll die Philosophische Fakultät konzentriert werden, allerdings ohne die in der Nachbarstadt verbleibenden Erziehungswissenschaften.

 

Was heißt das für Erlangen?

Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) erachtet es nun für unerlässlich, auf eine schnelle Umsetzung der Kabinettsentscheidung zu dringen. Es solle nicht passieren, dass die Vorhaben nicht oder nur sehr langsam angegangen würden: "Wir dürfen hier nicht weitere Misserfolge erleben", sagte er im Stadtrat. Damit spielte er an den gescheiterten Verkauf des ursprünglich für einen Nürnberger Uni-Ableger vorgesehenen früheren AEG-Geländes an.

 

Wo liegen mögliche Probleme?

Kritisch sieht OB Janik den — entgegen der ursprünglichen Pläne — Verbleib der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät in Nürnberg: "Das halte ich für keine inhaltlich besonders gute Idee". Auch SPD-Stadtrat Philipp Dees betrachtet die weitere Trennung in der Lehrerausbildung auf Standorte in Nürnberg und Erlangen mit Skepsis. Außerdem befürchtet er, dass (finanzielle) Mittel künftig nicht mehr in ausreichender Weise nach Erlangen, sondern vor allem an die "Technische Universität namens Markus Söder" fließen könnten. "Die jetzige Situation birgt viele Gefahren für die FAU", betonte Dees, "die beiden Einrichtungen werden miteinander konkurrieren."

 

Was sind die Erwartungen an Staatsregierung und Universität?

Ein Punkt fiel in der Stadtratssitzung immer wieder — und zwar der Appell an die Staatsregierung und vor allem an die FAU, ihren Flächenbedarf konkret zu nennen. Das forderten OB Janik, Stadtrat Dees und die Fraktionschefin der Grünen Liste (GL) Julia Bailey. Sie ermahnte die Hochschulleitung, das viel zitierte Konzept "FAU 2030" zu veröffentlichen und die Größen der erforderlichen Areale zu benennen. Das Papier sah etwa die Verlagerung eines Großteils der Ingenieurswissenschaften von Erlangen nach Nürnberg vor, um eine stetig wachsenden Fakultät Rechnung zu tragen. Das zunächst für eine Teil-Verlagerung vorgesehene Gebiet im Nürnberger Westen hätte den Vorstellungen der FAU entsprochen. Damals hieß es gemeinhin, die Universität brauche eine zusammenhängende Fläche von mindestens 30 Hektar.

 

Welche Gebiete hat der Stadtrat als Erweiterungsflächen bestimmt?

Die Flächen, die der Stadtrat nun mehrheitlich zur "Grundlage für das weitere Wachstum am und im direkten Umfeld des Uni-Südgeländes" gemacht hat, sind weitgehend bekannt. Es handelt sich dabei um "Reserven" — wie es in der Beschlussvorlage heißt — auf dem Universitäts-Südgelände sowie an der Äußeren Nürnberger Straße. Zusammen umfassen die Teilflächen etwa 10,5 Hektar. Eigentümer der Flächen ist der Freistaat. Innerhalb des Südgeländes handelt es sich um Nachverdichtung. Dazu kommen Flächen entlang der Nikolaus-Fiebiger-Straße (ca. 6,8 Hektar, Eigentümer ist der Freistaat) und eine Fläche des so genannten Bebauungsplans 380 mit etwa 8,2 Hektar in unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebietes Exerzierplatz ("Exer"). Auch Areale auf dem künftigen Siemens Campus sind mit dem Votum der Ratsrunde offiziell in die weiteren Planungen miteinbezogen. Die betroffenen Areale sind überwiegend im Besitz des Siemens Konzerns.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Verwaltung, so der Beschluss des Stadtrates, soll insbesondere bei Gesprächen rund um den Aufbau der neuen Hochschule, etwa mit den Hochschulen, der Stadt Nürnberg und dem Freistaat, darauf hinwirken, dass "ein gutes Zusammenspiel zwischen allen Akteuren" gelingt. "Unnötige Doppelstrukturen und Konkurrenzen" seien zu vermeiden. Auch die Verhandlungen mit Siemens sollen intensiviert werden.

 

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