Erlangerin gewinnt Bronze in Minneapolis

14.2.2018, 16:30 Uhr
Erlangerin gewinnt Bronze in Minneapolis

© Foto: Erwin Mengel

Was für ein Abenteuer! Für Gertrud Härer ging es erstmals für einen Wettbewerb über den Atlantik. In Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota stand der Masters-World-Cup an, also die WM für die Altersklassen-Athleten. Knackig kalt sollte es werden, im Dezember bibberten die Einwohner dort noch bei -30 Grad, auch für den Wettkampf waren zweistellige Temperaturen unter Null angekündigt. "Dafür war ich ausgerüstet", sagt Härer. Dann aber war es doch wärmer als gedacht, nur -6 Grad. "Zwar war der Wind trotzdem eiskalt, doch es war nicht so schlimm."

Probleme gab es hingegen bei den Skiern. "Die Ausrüstung für warmen Schnee habe ich gleich daheim gelassen, also musste ich dann meine mitgebrachten Ski neu präparieren." Anders als zum Beispiel die Wintersportler bei den Olympischen Spielen machen das die Altersklassen-Athleten selbst. "Im Rennen über 30 Kilometer ist mir meine direkte Konkurrentin vor mir in der Sonne immer davongefahren", hadert Härer. Im Schatten holte sie wieder auf, doch Platz zwei blieb außer Reichweite. Ein Großteil der Strecke lag in der Sonne. Aufs Treppchen hat es die Erlangerin in der Altersklasse 55 bis 59 dann aber doch geschafft.

Sieben Läuferinnen waren über die längste Distanz, die 30 Kilometer Skaten, gemeldet, nur vier kamen ins Ziel. "Viele Frauen laufen nur die kürzeren Distanzen", sagt Härer. "Ich habe aber die langen Strecken lieber." Wenn die 56-Jährige nicht auf Langlauf-Skiern unterwegs ist, läuft sie auch, Marathon zum Beispiel, früher hat sie sogar Langdistanz-Triathlon und Ultra-Läufe gemacht. "Die 100 Kilometer laufe ich aber seit Jahren nicht mehr, das war Ende der 90er Jahre."

Beruflich zog es die gebürtige Bambergerin nach Erlangen, seither startet sie für den Turnverein und die LG Erlangen. "Um beim Masters-World-Cup dabei sein zu dürfen, muss mein Verein allerdings Mitglied im DSV (Deutscher Skiverband, d. Red.) sein", sagt Härer. Aus diesem Grund startete sie in Minneapolis für den SC Lauf. Sechsmal war die Erlangerin schon bei der Altersklassen-WM dabei, das erste Mal im Jahr 2001. "Ich habe immer teilgenommen, wenn es nicht so weit weg war. Oft waren wir 100 Mitglieder im deutschen Team." Für die Reise in die USA haben sich dann aber nur wenige angemeldet.

"Man muss bedenken: Wir zahlen alles selbst, den Flug, die Unterkunft", sagt Härer, die als freiberufliche Autorin tätig ist. "Ich achte bei den Wettbewerben darauf, dass die Kosten nicht zu hoch sind. Die USA haben mich nun aber doch gereizt." Auf dem Rückflug hat die Erlangerin einen Stopp in New York eingelegt — mit der Bronzemedaille im Gepäck. "Das ist mein bestes Einzel-Ergebnis bei der WM." 2003 hatte Härer in der Staffel ebenfalls Bronze gewonnen. Minneapolis habe sich deshalb gelohnt. "Ich bin wirklich begeistert. Die Siegerehrung war auch sehr stimmungsvoll."

Über 15 Kilometer kam Härer auf Rang fünf, wobei jeweils nur wenige Sekunden die vorderen Plätze voneinander trennten. Beim Zehn-Kilometer-Rennen fegte ein heftiger Schneeblizzard über Minneapolis hinweg, die Schulen blieben geschlossen, das Rennen fand jedoch statt, wurde aber auf sieben Kilometer verkürzt. "Man sah im tiefen, weichen Schnee die Loipe kaum noch." Die Erlangerin biss sich durch, verpasste als Vierte eine Medaille nur knapp.

Viele Zuschauer waren es im Start- und Zielbereich. "Minneapolis ist eine Großstadt mit vielen Seen und Parks, die Loipe war mitten in der Stadt", sagt Härer. Einmal fuhr bei einem Klassik-Rennen sogar ein Zug über die Strecke. Ansonsten aber kamen die 750 Wintersportler aus 23 Nationen gut durch. "Mir hat es wirklich Spaß gemacht", sagt Härer. Durch die Bronzemedaille umso mehr.

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