Erlangerin von Kaspar Hauser inspiriert

11.8.2017, 18:00 Uhr
Erlangerin von Kaspar Hauser inspiriert

© Foto: Mößler

War sie im letzten Jahr noch mit zwei Motiven aus einem Gemäldezyklus vertreten, zu dem sie sich von einem Gedicht von Rainer Maria Rilke hat inspirieren lassen ("Menschen bei Nacht"), ist es diesmal die immer noch faszinierende Geschichte um den Findling Kaspar Hauser, der sie zu insgesamt sieben "Portraits" anregte. Dazu verarbeitete sie erst einmal jede Menge Literatur zum Thema, darunter auch Jakob Wassermanns historischen Roman "Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens".

Auch wenn sie von sich aus dieses Thema nicht angegangen wäre, hat sie doch zu ausdrucksstarken Bildern gefunden. Das in der Ausstellung gezeigte Bild von "Mutter Daumer" (so der Titel) ist auf den ersten Blick eher untypisch für Janina Brügels Freude an der Farbe, kommt es doch ziemlich verhangen daher. Auf den zweiten Blick aber lichtet sich das Geschehen, sitzt doch die Portraitierte auf einem orangen Stuhl, ihr violetter Rock bildet einen interessanten Kontrast. Übrigens: Auch der Rilke-Zyklus war ein dunkler Klangzauber mit von Einsamkeit gezeichneten Menschen. "Angestiftet" wurde Brügel zu dem Zyklus von Brigitte Kurzendörfer, der Inhaberin der gleichnamigen Galerie in Pilsach. Dort steht – wie schön – gleich nebenan das Kaspar-Hauser-Schloss, und in der Galerie wird der gesamte Zyklus auch zu sehen sein.

Die heute 34-jährige Malerin mit einem Atelier in Großgründlach gehört nach erfolgreichen Ausstellungen zu den festen Größen der fränkischen Kunstszene und kann sich über einen Mangel an Interesse an ihrem Werk nicht beklagen. So gibt es auch zu einzelnen Bildern dieses Zyklus’ bereits konkrete Nachfragen.

Janina Brügel macht aber auch kein Hehl daraus, dass ihr andere Bilder des Zyklus’ eher ins Temperament passen – so zum Beispiel das Bild des schillernden Lord Stanhope, Earl of Chesterfield, der sich das Vertrauen und die Zuneigung Kaspar Hausers erwirbt und in Wirklichkeit den Auftrag hat, ihn zu ermorden. "Das ist eine sehr bunte Persönlichkeit", so Janina Brügel, die eigentlich "brotberuflich" Ärztin wäre, hätte sie sich nicht als Künstlerin längst freigeschwommen. Dass das keine schlechte Entscheidung gewesen ist, zeigt sich auch diesmal – die Nominierung ihres Bildes durch den Preisstifter, den NN-Verleger Bruno Schnell,

unterstreicht dies nur.

 

Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten, Kunsthaus Nürnberg, König-straße 93. Bis 3. September, Di. bis So. 10–18, Mi. 10–20 Uhr. Eintritt frei, Führungen sonntags 14 Uhr.

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