Euros mit Turbolader

23.7.2017, 15:41 Uhr
Euros mit Turbolader

© Foto: Stefan Reinmann

Euros mit Turbolader

© Foto: Stefan Reinmann

20 Jahre hatte die Pfarrei Geburt Mariens über ihren Sachausschuss Mission, Entwicklung, Frieden, derzeit geleitet von Marga Lauer und dem Afrika erfahrenen Stefan Reinmann, Beziehungen nach Uganda unterhalten, als 2011 die erste Gruppe aus dem Seebachgrund nach Afrika reiste – und vom "Fieber" gepackt wurde. Nicht von einer Tropenkrankheit, sondern von Tatendrang.

Wohl hatten die Hannberger schon einiges bewegt, Einzelprojekte, wie Ziegen oder das Bohren von Pumpbrunnen finanziert. Doch mit der Lebenssituation in Uganda konfrontiert, wo 60 Prozent der Bevölkerung jünger ist als 16 Jahre, dazu ohne Ausbildung, wo die Aids-Epidemie die Menschen in mittleren Jahren quasi ausgelöscht hat und gerade in der Diözese Masaka, wo Busagula liegt, bitterste Armut herrscht, merkten die Franken, dass sie Verbündete brauchen, um ihre Hilfe wirkungsvoller zu machen.

Man fand sie, sagt Marga Lauer, in einer Organisation der Caritas, der "Masaka Diocesan Development Organisation", kurz Caritas Maddo, auf afrikanischer Seite. Und der Internationale ländliche Entwicklungsdienst (ILD), eine Organisation der Katholischen Landvolk-Bewegung (KLB) sprang hierzulande bei — und grub sozusagen einen Förder-Graben zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Hannberger kooperieren überdies auch mit Adelsdorf und einer Pfarrei in Heiligenstadt in Thüringen.

Der Effekt dieser Zusammenarbeit zeigt sich vor allem im Finanziellen. Durch ihre Partner haben die Hannberger laut Reinmann mit den auch so respektablen 42 000 Euro, die sie von 2013 bis 2016 nach Uganda geschickt haben, Maßnahmen für insgesamt 320 000 Euro bewirkt. Bemerkenswert: Die Pfarrgemeinde Busagula musste über Eigenleistungen und Unterstützungsmaßnahmen den gleichen Betrag aufbringen wie die Pfarrei Hannberg. Für diese Steigerung der Hilfskraft jedes Euro braucht man Co-Finanziers und saubere Finanzierungspläne, um diese zu überzeugen, so Marga Lauer. Der ILD begleitet und überwacht die Maßnahmen während der Projektphase.

Los ging es mit einer Krankenstation. 2015 ist sie fertig geworden und für 30 000 Menschen im Umkreis zuständig. Sie wird gut genutzt, berichtet Marga Lauer, aber es gibt für diese Menschen noch keinen Arzt. Schließlich bestimmt auch für Hilfsprojekte in Uganda der Staat die Größe und hat seine Bedingungen. Einen Arzt bekommt die Station erst zugeteilt, wenn sie auch eine Entbindungsstation hat. Also, so Marga Lauer, wird jetzt aufgestockt, eine Entbindungsstation eingerichtet.

Auf eine weitere Art verstärken die fränkischen Partner die Hilfskraft ihrer Euros. Stefan Reinmann nennt ein Beispiel. Als ihr ugandischer Verbindungsmann Father Peter den Bedarf für eine Schule meldet, dafür aber keine Entwicklungshilfe-Mittel zu bekommen sind, bedient man sich der Erfindung des Pfarrers Wilhelm Raiffeisen: Es gibt inzwischen eine Kaffee-Genossenschaft in der Pfarrei Busugula, deren Boden und Klima gut für Kaffee-Anbau geeignet sind. Der Pfarrer wurde zum Kaffee-Farmer, gibt gegen Beitrag den Bauern Pflanzen aus. Von den Einlagen wird eine Schälmaschine gekauft, die Bauern müssen nicht Rohkaffee billig an Zwischenhändler verkaufen, sondern erzielen den doppelten Preis. Damit hat man die Händler-Kette durchschnitten und die Bauern in die Lage versetzt, das Schulgeld für ihre Kinder zu zahlen — auf lange Sicht auch ein Mittel, Landflucht zu verhindern.

Ähnlich funktioniert aus Franken geförderte Schweine- und Ziegenzucht. Auch hier gibt es eine Genossenschaft. Ein Bauer kann z. B. von ihr einen Kredit zum Kauf einer Muttersau aufnehmen. Gibt er ein Ferkel an den nächsten Bauern ab, ist seine Geldschuld getilgt.

Auch bei der Wasserversorgung hat man sich gemeinsam geholfen. Zwar ist die Gegend nicht dauernd trocken (Marga Lauer: "Es gibt heftige Regenfälle, aber auch lange Trockenzeiten"), doch gutes Brunnenwasser ist trotzdem rar, denn, so Reinmann, die unterschiedlichen Bodenverhältnisse sorgen häufig für ungenießbares Wasser.

Tiefbrunnen könne sich niemand leisten, also habe man sich auf das Wasser von oben besonnen, das ja durch saubere Luft regne und Trinkwasser-Qualität habe. Jedes der neu errichteten Gebäude wird jetzt mit Dachrinnen versehen. Das Wasser leitet man in ein eigenes Wasser-Vorratsgebäude. Auch Bauern bekommen Kleinkredite für Regen-Sammelanlagen.

In den kommenden drei Jahren soll es weitergehen. Aus 30 000 Hannberg-Adelsdorfer Euros — unter anderem aus dem im Frühjahr veranstalteten Lauf für Uganda und dem Benefizkonzert der Schaeffler Big Band — sollen Maßnahmen für 196 000 Euro umgesetzt werden: unter anderem weitere Wasser-Sammelstellen, Mikrokredite für 250 Haushalte zum Bau von Wassersammel-Einrichtungen, Pflanzkampagnen mit Bäumen, die dem Klimawandel trotzen, die erwähnte Entbindungsstation, Vorfinanzierung eines Vorrats an Medikamenten für die Krankenstation und nicht zuletzt der Kauf eines Motorrads. Damit werden Impfaktionen möglich in den umliegenden Dörfern.

Der ILD hat den Hannbergern nachhaltige, mustergültige Entwicklungshilfe bescheinigt, berichtet Marga Lauer. Nicht um groß zu tun, sondern um den Wunsch der Pfarrei Hannberg herauszustellen: "Auch andere Pfarreien und Gemeinden könnten so etwas machen."

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