Felsenfeste HC-Abwehr bröckelt ausgerechnet beim Auftakt

24.8.2014, 19:48 Uhr
Felsenfeste HC-Abwehr bröckelt ausgerechnet beim Auftakt

© Harald Sippel

Von der rappelvollen Hiersemann- Halle wurden alle Spieler – gerade auch die beiden Neuzugänge Sigurbergur Sveinsson und Martin Stranovsky – schon vor dem Spiel begeistert empfangen und auch hinterher trotz der Niederlage wie gewohnt gefeiert. Gerade für die Neu-Erlanger war das ein unvergleichliches Erlebnis.

Die Euphorie bei Trainer Frank Bergemann hielt sich hingegen zumindest teilweise in Grenzen: „Mit unserem Angriff bin ich sehr zufrieden, aber mit der Abwehrarbeit ganz und gar nicht. Das war nicht das was wir uns vorgestellt haben und was wir zu leisten imstande sind. Wir waren immer einen Schritt zu spät.“

„Ohne Gegenwehr“

Der HC brauchte auch eine ganze Weile, bis er ins Spiel fand und lief schnell einem Vier-Tore-Rückstand hinterher, weil „die ersten sechs Würfe komplett ohne Gegenwehr direkt im Tor gelandet sind“, wie Bergemann bemängelte. Erst in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit schien sich das Blatt wenden zu können: Der HCE war immer in Schlagdistanz geblieben, und arbeitete sich in der 27. Minute auf 14:15 heran. Sebastian Preiß hatte mit seinem Treffer die Chance eröffnet, das Spiel zu wenden, die Halle tobte: „Wir haben das Unentschieden aber einfach nicht geschafft. Im Angriff waren wir zwar relativ konzentriert“, sagte Preiß nach dem Spiel, „doch in der Abwehr haben wir zu viele Zweikämpfe verloren.“

Das Bergemann-Team machte seine Sache im Angriff hingegen erfreulich gut: Vor allem Preiß schaffte es, Lücken in die kompakte 6-0-Deckung der Gäste zu reißen, die Torgarant Ole Rahmel (neun Tore) und Martin Stranovsky (8) immer wieder zu Toren nutzten. Der Neuzugang agierte mit viel Übersicht, übernahm Verantwortung und dirigierte seine Mitspieler. So weit lief alles nach Plan, doch alles in allem reichte das nicht, zumal der HCE in den Minuten vor der Pause in doppelter Unterzahl spielen und schließlich mit einem 15:18-Rückstand in die Kabine gehen musste.

„Es macht unheimlich Spaß“

Für Sebastian Preiß heißt es nun nach vorne zu schauen und aus den Fehlern zu lernen. „Es macht unheimlich Spaß, wieder 1. Bundesliga zu spielen. Aber ich sehe es auch mit einem weinenden Auge, denn wir hätten heute gerne gewonnen.“

Nach dem Seitenwechsel durfte die Hiersemann-Halle erneut hoffen: Martin Stranovsky hatte zunächst auf 16:18 verkürzt, ehe Andreas Bayerschmidt mit einer tollen Parade einen Siebenmeter von Richard Wöss vereitelte. Martin Murawski brachte die „Bergemänner“ dann wieder einmal bis auf ein Tor heran, doch wieder reichte es nicht, weil erneut ein schnelles Gegentor der Gäste und eine Zeitstrafe gegen den HCE den Hausherren einen Strich durch die Rechnung machten. Danach hielt der TuS die Erlanger auf Distanz und spielte seine ganze Routine aus, um dem Aufsteiger, bei dem allmählich die Kräfte nachließen, keine weitere Chance zum Ausgleich zu geben.

Die Enttäuschung war nach dem Schlusspfiff bei den Erlanger Spielern greifbar. „Ich fühle mich ziemlich beschissen“, brachte Niko Link seine Gefühlslage recht deutlich zum Ausdruck. „Ich hatte mir so viel vorgenommen, aber meine Wurfausbeute war katastrophal.“ Zumindest sei man mit den eigenen 25 Toren einigermaßen im Soll, so Link. „Wir müssen uns jetzt so schnell wie möglich an die Liga gewöhnen. Dafür sind die beiden nächsten Spiele in Magdeburg und Mannheim sicher gut.“

Auch Christoph Nienhaus hatte an der neuen Erfahrung zu knabbern. „Ich wollte Vollgas geben“, sagte er nach Spielende. „Zumindest habe ich in der Abwehr im eins gegen eins Akzente setzen können, aber wir haben gesehen, dass in dieser Liga einfach alles passen muss. Dann wäre auch etwas drin gewesen.“ So habe der Gast gerade in den Situationen, in denen der HCE dran war, seine Erfahrung in die Waagschale geworfen.

Blick geht nach vorne

„Wir haben in der ersten Hälfte von der 10. bis zur 30. Minute eine gute Phase gezeigt, und nach der Pause auch noch einmal zehn gute Minuten – das ist aber zu wenig in dieser Liga“, resümierte Frank Bergemann. Jetzt haben das einige vielleicht endlich kapiert.“ Den vergebenen Chancen in der zweiten Halbzeit trauert der Trainer gar nicht unbedingt nach: „Da war der Kopf schon unten, da mache ich den Spielern gar keinen Vorwurf.“ Gewohnt pragmatisch geht Bergemanns Blick auch gleich in die Zukunft: „Jetzt haben wir etwas zum Arbeiten.“

HC Erlangen: Bayerschmidt, Stochl – Weltgen, Schwandner, Murawski (2), J. Link, Preiß (2), Nienhaus, Heß (2), Rahmel (9), Stranovsky (8), Niko Link (1).

TuS N-Lübbecke: Blazicko, Semisch – Vukovic (8), Langhans (2), Tauabo, Pieczkowski (1), Pajovic (2), Wöss (4/3), Dissinger (2), Schubert (1), Schöngarth (5), Klimek (3), Remer (2).

Zuschauer: 1400 (ausverkauft).

Schiedsrichter: Holger Fleisch und Jürgen Rieber (Bundesligakader). Zeitstrafen: 10:0 Min. (Heß 3, Krämer, N. Link). Siebenmeter: 3/2:3/1.

Spielverlauf: 2:3 (5.), 4:7 (10.), 8:10 (15.), 10:13 (20.), 13:15 (25.), 14:15, 15:18 (30./Pausenstand), 17:18, 17:20 (35.), 19:21 (40.), 19:23, 20:26 (45.), 22:27 (50.), 23:28 (55.), 25:30 (60.)

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