Flag Football: Das sind die kleinen Erlangen Sharks

18.7.2017, 09:30 Uhr
Flag Football: Das sind die kleinen Erlangen Sharks

Drei Hotdogs sind am Ende des langen Vormittags noch übrig. Soll doch der Coach seine besten drei Spieler des Tages damit küren, schlägt eine Mutter vor. Doch die meisten von Tim Helmers Spielern sind längst in die Kabine gegangen. Drei sitzen noch in Trikot auf den Bierbänken und mampfen Muffins, einer wirft mit einer Gruppe Erwachsener einen Football übers Feld.

Immer wieder schicken sie das Leder-Ei wie an der Schnur gezogen über den Hans-Kalb-Sportplatz, über den schon die GIs früher ihre Bälle warfen. Da allerdings war noch keines der Kinder, die hier ihr vierstündiges Football-Turnier bestritten haben, auf der Welt, und im Röthelheimpark parkten noch Abrams-Panzer anstelle von Mittelklassekombis.

Die Zeiten der amerikanischen Besatzung sind in Erlangen vorbei, ihr Sport aber und ihr Sportplatz sind geblieben. Nicht nur Football: Ein paar Meter weiter rennen Jugendliche durch staubige Asche und versuchen, einen Baseball zu schlagen und aus der Luft zu fangen.

Die drei Hotdogs, sagt Tim Helmer, dürfen die Eltern essen, die haben schließlich mal wieder so lange am Rand gesessen und durchgehalten. Er trägt eine Schirmmütze von den New England Patriots und einen Pullover der Erlangen Sharks. Die auf der Mütze haben im Februar wieder den Superbowl gewonnen, die Sharks, nun ja, bei denen spielt er selber, in der U19. Beim Fußball würde man sagen, Helmer ist A-Jugendlicher und trainiert die D-Jugend, denn die sechs bis 13-Jährigen, die zuvor Straubing 68:0 und Bayreuth 48:7 besiegt haben, sind seit dieser Saison seine Mannschaft.

"Zum einen hat mein Bruder Finn bei der U13 gespielt, zum anderen hat mich unser Coach eines Tages gefragt, ob ich sie nicht trainieren will", sagt er. Und weil Tim Helmer seit dem Superbowl vor zwei Jahren ohnehin nicht mehr genug bekommen kann von Football, hat er zugesagt. Auch wenn Finn gar nicht mehr mitspielt.

Flag Football: Das sind die kleinen Erlangen Sharks

Doch vom Football, wie er ihn beim Superbowl begeisterte, ist die U13 in etwa soweit entfernt wie die Sharks von den Patriots: Flag-Football heißt die körperlose Variante, die in der jüngsten Altersklasse gespielt wird: "Das bedeutet ohne Tackles", sagt Helmer, "ohne Schmerzen."

Beides zeichnet aber doch Football gerade aus, deshalb spricht diese Sportart doch Jugendliche an? Deshalb ist ja auch Tim Helmer selbst vom Fußball zum Football gewechselt, "weil dort mehr Körperkontakt herrscht". Aber anstelle von Körpern, die krachend ineinander knallen, gibt es beim Flag-Football nur ein "Plopp", erklärt Julia Hofmann, stellvertretende Abteilungsleiterin. Sie lässt dazu den Zeigefinger aus der Backe floppen.

Zwei Fähnchen stecken auf beiden Seiten der Spieler in einer Art Gürtel, gelingt es dem Gegenspieler, sie herauszuziehen, gilt der Spieler als getackled. Ansonsten ist alles wie bei den Großen: Werfen, Passen, Laufen – sogar neun einstudierte Spielzüge kennen die Buben und das Mädchen auswendig, Tim Helmer sagt dann an, welcher gespielt wird. Und wenn ein Spieler sich doch einmal nicht sicher ist, kann er auf dem Arm nachsehen – dort sind sie alle auf eine Folie gemalt.

"Es geht darum, die Grundlagen des Footballs zu lernen", sagt Jens Löschke, der Trainer der Herrenmannschaft und im Winter ausgezeichnet als Coach of the year im Flag-Football in Deutschland. Er selbst nennt sich "der Trainer des Trainers". Das Tacklen, das käme erst später, in dieser Altersklasse sei das einfach noch zu gefährlich: zu wenig Muskeln, zu weiche Knochen.

Seit fünf Jahren besetzen die Sharks, die American-Football-Abteilung der SpVgg Erlangen, in einer Spielgemeinschaft mit den Fürth Timberwolves alle Altersklassen von der U13 bis zur U19.

Natürlich kommen viele durch den Superbowl, "klar sind die erstmal enttäuscht, wenn es nur ,Plopp‘ macht", sagt Löschke. Die, die dabei bleiben, haben gute Voraussetzungen, wenn es dann endlich krachen darf. So wie Tim Helmer, er ist jetzt Quaterback der U19. Ihm helfen die Grundfähigkeiten, die er beim Flag-Football gelernt hat. "Bei uns, da macht es nicht mehr nur Plopp. Da tut es weh", sagt er und grinst.

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