Flüsterin im Dunkeln: Fotos von Elena Helfrecht

23.4.2014, 09:14 Uhr
Zwischen David Lynch und von Triers "Antichrist": Das Foto "Dryads" von Elena Helfrecht.

© Elena Helfrecht Zwischen David Lynch und von Triers "Antichrist": Das Foto "Dryads" von Elena Helfrecht.

Unter den Dingen lauern die großen Fragen, die Leere und die Angst. Elena Helfrecht sieht das. Und fängt es mit ihren Bildern ein. Die Serien von Fotos auf ihrem Blog heißen „Rituals“ oder „Distortions“, ihr Blick wandert kompromisslos über die dunklen Seiten der Existenz. Nackte Körper ziehen sich auf dem Waldboden zusammen, sonst gibt es bei der 21-jährigen Fotografin kaum Bewegung. Das Leben erstarrt.

„Die Bilder kommen aus mir heraus“, sagt sie dazu und ihre Augen verraten, dass das gelogen ist, zumindest nicht die ganze Wahrheit sein kann. Jedenfalls kann man als Betrachter ihrer Bilder so eine einfache, so eine simple Antwort nicht ganz nachvollziehen. Sie macht sich klein. Oder vielleicht ist es doch so einfach. Aber dafür sind ihre Fotos zu groß, zu aufwühlend, zu tiefgehend. „Ich möchte Menschen bewegen“, so Helfrecht. „Dadurch mache ich mich angreifbar.“

Der nackte Körper steht bei ihren Aufnahmen oft im Vordergrund, allerdings arbeitet Helfrecht meist ohne Modell, sondern fotografiert sich selbst. „Weil ich mich ohne Einschränkungen für meine Bilder nutzen kann.“ Meist arbeitet Helfrecht ohne künstliches Licht, lässt die dunklen Stunden des Tages sich in ihre Aufnahmen fressen.

Aufgewachsen ist sie in der Nähe von Marktredwitz, heute lebt die Künstlerin in Bamberg und studiert in Erlangen Kunstgeschichte und Buchwissenschaft. Gerade durch ihr Studium finden sich viele Einflüsse in ihren Fotos. Der Symbolismus und die schwarze Romantik verschmelzen dort unter der Arbeit mit einer digitalen Spiegelreflexkamera. „Ich befinde mich in dem Konflikt, Künstlerin und Kunsthistorikerin zu sein“, sagt Helfrecht.

Es wäre aber irgendwie zu einfach, Elena Helfrecht so simpel einzuordnen in eine Strömung. Der schweizerisch-britische Maler Johann Heinrich Füssli sitzt in manchen Bildern, andere Fotos erinnern an den US-Künstler David Lynch. Doch Elena Helfrechts Spiel mit Licht und Schatten, die natürlichen Settings, das erschafft eine eigene Sprache, die zu einem dringt wie ein Flüstern im Dunkeln.

„Ich fühle mich schon verantwortlich für das, was ich mache – aber nicht für das, was der Rezipient sieht“, sagt Helfrecht. Sie weiß, dass ihre Bilder verstörend für manchen Betrachter sind. Aber das ist auch eine Reaktion und letztendlich wird sich auch dann etwas tief im Inneren abspielen. Ihre Bilder stellte sie bisher in Erlangen, Bamberg, Leipzig und Whitby aus. Zudem trat sie für drei Ausstellungen im letzten Jahr auch als Kuratorin auf den Plan. „Ich sehe ja, wie es auf dem Kunstmarkt zugeht.“ Nachwuchskünstler und unbekannte Talente fördern, darum geht es ihr, das versucht Helfrecht wieder und wieder.

Wenn sich die Künstlerin in ihre Arbeit festgebissen hat, rückt der Alltag oft ein wenig in den Hintergrund. „Dann vergesse ich manchmal zu essen.“ Eine Perfektionistin sei sie, sagt sie. Mit ihren Bildern geht sie auf die Menschen zu, verarbeitet persönliche Erlebnisse. Es ist ihre Sprache, die in ihren besten Momenten mehr sagt als tausendundein Wort.

Das Dunkel gehört zum Leben dazu. Und nur damit lernt man das Licht erst zu schätzen, so Helfrecht. Es ist die Wahrheit. Und eine bittersüße dazu.

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