Franken im Fokus

8.11.2017, 19:30 Uhr
Franken im Fokus

© Eberhard Brunel-Geuder

Über achtzig Jahre hingen rund 50 Werke des fränkischen Künstlers Rudolf Schiestl in der sogenannten Schiestl-Gedenkstätte im Kalchreuther Schloss. Eingerichtet hatte diese besondere Dauerausstellung der Schiestl-Schüler Hermann Wilhelm mit Freunden im Jahre 1933. Zwei Jahre vorher war Schiestl, Professor an der damaligen Kunstgewerbeschule, früh verstorben.

Als Ausstellungsort wurde Kalch-reuth wohl deshalb gewählt, weil Schiestl sich in seinen letzten Lebensjahren häufig in dem Kirschendorf aufhielt. Das Kalchreuther Schloss war lange Zeit ein beliebter Treffpunkt zahlreicher zeitgenössischer fränkischer Künstler, von denen heute noch einige leben, wie z.B. Brigitta Heyduck. Es war damals wohl die Idee, den Spuren Dürers zu folgen, der im Mittelalter ebenfalls Gast des Hauses gewesen war und zwei bekannte Aquarelle schuf.

Nach der Schließung der Schlossgaststätte und dem Verkauf des Schlosses kamen die Kunstwerke vorübergehend ins Kalchreuther Rathaus. Inzwischen hat sich der Eigentümer, die Nürnberger Kunstvereinigung der Niederländter e.V., dazu entschlossen, sie ins neugegründete Museum im Weißen Schloss Heroldsberg als Dauerleihgaben zu geben. Für das Heroldsberger Museum ist es eine wunderbare Ergänzung der vorhandenen Bestände, vor allem der umfangreichen Werke Fritz Griebels, der ein Schüler Schiestls war. Inzwischen gibt es in Heroldsberg erste Überlegungen, eine Sonderausstellung mit Werken Schiestls und Griebels zu konzipieren. Denkbar wäre auch eine Erweiterung um den Künstler Eitel Klein. Auch er war ein Schüler Schiestls und Mitglied der Niederländter. Obwohl es für ihn selbst nicht ungefährlich war, setzte sich Fritz Griebel während der Zeit des Nationalsozialismus für seinen Kollegen Klein ein, der von einem Ausstellungsverbot bedroht war. Nur ein Jahr später musste Griebel dann selbst ein Verbot hinnehmen.

Geboren wurde Schiestl im Jahr 1878. Sein Vater war Bildhauer aus dem Zillertal, die Familie lebte in Würzburg. Zunächst ging Schiestl bei seinem Vater in die Lehre. Ab 1896 besuchte er die Kunstakademie in München und war u.a. Schüler des damals sehr bekannten Franz von Stuck. Nach seiner Ausbildung machte Schiestl sich selbstständig, fertigte Steinzeichnungen, Illustrationen und Plakate an. Seine Darstellungen des einfachen bäuerlichen Lebens und der fränkischen Landschaft fanden großen Anklang.

1910 bekam er eine Professur für Grafik an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg. Er beschäftigte sich nun intensiv mit der Kunst des Radierens. Fränkische Landschaften, Bauernbilder, aber auch religiöse Motive stehen im Zentrum seines Wirkens. Unerwartet früh, im Alter von erst 53 Jahren, starb Rudolf Schiestl im Jahr 1931.

ZÖffnungszeiten: Mi. 10 bis 13 Uhr, Fr., Sa. und So. 15 bis 18 Uhr, Gruppenführungen nach vorheriger Anmeldung unter Telefon (09 11) 5 18 75 35.

www.weisses-schloss-heroldsberg .de

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