Fränkischer Pokalheld als Hoffnungsträger

12.2.2015, 05:54 Uhr
Fränkischer Pokalheld als Hoffnungsträger

© Foto: Michael Müller

Es ist ein schwülwarmer Augustsamstag. Am beschaulichen Sportplatz des Igensdorfer Ortsteils, dessen erste Mannschaft in den Niederungen der A-Klasse kickt und noch Sommerpause hat, bekommen ein paar Dutzend Kiebitze modernen Hochgeschwindigkeitsfußball zu sehen, vorgeführt von den U17-Bundesligateams der SpVgg Greuther Fürth und RB Leipzig.

In Sichtweite seines Hauses treffen für Achim Beierlorzer, der kaum eine ruhige Sekunde an der Seitenlinie verlebt und seine Schützlinge stets lautstark dirigiert, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander. Der rasante letzte Test vor dem Punktspielstart endet mit 4:3 für Beierlorzer und seinem neuen Verein aus Sachsen, der von einem Milliardenkonzern gefördert wird.

Ein halbes Jahr später rangiert seine Mannschaft in der Bundesliga Nord/Nordost vor Wolfsburg auf Tabellenplatz eins, dagegen verpatzen die Zweitliga-Profis des Redbull-Klubs den Rückrundenauftakt gehörig. Erwartungsgemäß trennen sich die Leipziger von Trainer Alexander Zorniger, sorgen mit der Präsentation von Beierlorzer als Interims-Nachfolger (siehe Bericht im Hauptsport) hingegen für eine kleine Sensation.

Rückblende: Vor 3800 Zuschauern im Fürther Ronhof sieht im August 1990 ein 23-Jähriger Jungspund den gegnerischen Torwart de Beer bei einem Freistoß etwas weit vor seinem Kasten stehen. Der Rest ist Fußballgeschichte. Die viertklassige SpVgg aus der Landesliga wirft den amtierenden Titelverteidiger Borussia Dortmund um seine Stars Michael Zorc, Thomas Helmer und Frank Mill in der 1. Runde aus dem DFB-Pokal. Der Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:1 in der 39. Minute heißt Achim Beierlorzer.

Der Sprung in den Profibereich sollte dem fränkischen Pokalhelden, den sie zuvor beim 1. FC Nürnberg nach der A-Jugend zu den Amateuren schickten, jedoch verwehrt bleiben. Stationen bei der SpVgg Jahn Forchheim und beim SC Schwabach folgen, ehe der Mittelfeldregisseur eine Anstellung als Sport- und Mathematiklehrer am Gymnasium Eckental findet. Die aktive Karriere lässt er noch als Spielertrainer beim SV Kleinsendelbach ausklingen, bleibt aber am Fußball hängen.

Von Rangnick entdeckt

2010 wechselt Achim Beierlorzer ins Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg Greuther Fürth und übernimmt die U17. Vier Jahre später schließt er die Prüfung zum Fußball-Lehrer mit der Abschlussnote 1,0 ab und landet prompt auf dem Zettel des umtriebigen Leipziger Sportdirektors Ralf Rangnick, der ihn für seine U17 haben will. „Mich reizt es, mich voll auf den Fußball zu fokussieren, bei einem innovativen Verein mit einer eigenen Spielphilosophie, die mir super gefällt“, erklärt Beierlorzer, warum er das lukrative Angebot annimmt.

Für die neue hauptamtliche Tätigkeit stellt ihn der Freistaat als Lehrer vorübergehend frei. Wichtig ist dem Wahl-Leipziger aber vor allem, „dass die Familie meine Entscheidung mitträgt. Wir versuchen uns so oft wie möglich zu besuchen.“

Bis Saisonende dürfte nun weniger Zeit für Besuche sein, soll Beierlorzer bei den Roten Bullen doch die Trendwende schaffen und mit frischem Offensivfußball noch einmal in Richtung Spitzenplätze angreifen. Seinen eigenen Aufstieg kann ihm jetzt niemand mehr nehmen.

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