Für Erlangen bei der Leichtathletik-DM in Nürnberg

20.7.2018, 11:30 Uhr
Für Erlangen bei der Leichtathletik-DM in Nürnberg

Katharina Winkler hat extra drei Wochen frei genommen, extra für die Deutsche Meisterschaft. Und, ja gut, auch für ihren Urlaub, Sonntagnacht sitzt sie bereits im Flugzeug. "Wir haben in der Praxis Betriebsurlaub", sagt die gelernte Medizinisch Technische Assistentin, "das passte so ganz gut". Samstagnachtmittag ist ihr großes Rennen, 100 Meter Hürden. In den Tagen zuvor hat Winkler noch einmal intensiv trainiert.

"Ich bin gut drauf, aber auch aufgeregt. Man fiebert das ganze Jahr über auf diese Veranstaltung hin." Ihre ersten Deutschen Meisterschaften sind es nicht — es sind ihre achten! — vor drei Jahren war sie auch schon in Nürnberg dabei. So gut wie jetzt aber war die 22-Jährige noch nie. "Die Wettkampfsaison war einer der besten überhaupt, meine Zeiten konnte ich immer weiter steigern."

Erst am vergangenen Wochenende holte Winkler bei der Bayerischen U 23-Meisterschaft Gold. Aktuell zählt sie mit 13:17 Sekunden zu den besten zehn Läuferinnen, die sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert haben. Ihre persönliche Bestzeit aber stammt noch aus dem Vorjahr, 13:62 Sekunden über 100 Meter und zehn Hürden.

"Mein Ziel ist das Finale", sagt Winkler. Um unter die schnellsten Acht zu kommen, muss sie allerdings ihre Bestzeit noch einmal unterbieten. "Trotzdem: Vor dem Wettkampf mache ich mir nicht so viel Druck." Besonders beim Hürdenlauf sei es wichtig, "sich nicht zu viele Gedanken zu machen". Bleibt man einmal hängen, kann schon alles vorbei sein. Doch die Erlangerin ist sich sicher: "Wenn man die zehn Hürden mit einer guten Technik nimmt und konzentriert ist, bleibt man nicht hängen."


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Gemeinsam mit ihrem Trainer Jörg Lorenz feilt sie deshalb noch einmal in den letzten Einheiten vor der Meisterschaft vor allem an der Technik. Denn am Samstag kommt noch die Aufregung hinzu. "So ein Wettkampf ist schon etwas anderes", sagt Winkler. "Man startet mit Sportlern, die man sonst aus dem Fernsehen kennt. Und das Stadion ist voll." Die Leichtathleten laufen im Max-Morlock-Stadion, dort also, wo zum Bundesliga-Fußball mehr als 40 000 Menschen Platz haben.

Unter den Zuschauern wird es auch einen großen "Katharina-Winkler-Fanclub" geben. "Von mir sind bestimmt 30 Leute im Stadion, Freunde, Eltern, mein Freund, die Schwiegereltern, die Oma" und natürlich viele von der LG Erlangen. "In unserer Trainingsgruppe sind echte Freundschaften entstanden", sagt Winkler. "Unser Trainer Jörg Lorenz ist wie ein Papa, er gibt sein Bestes für uns." Deshalb will auch Katharina Winkler ihr Bestes geben.

"Bei uns ist die Staffel das Steckenpferd": 4x100 Meter

Thomas Knauer ist das nun schon ein paarmal passiert. "Sonst", sagt er "ist Leichtathletik ja nicht so populär. Doch jetzt interessiert es die Leute hier in der Gegend schon." In Nürnberg hängen seit Wochen große Plakate mit noch größeren Leichtathleten darauf, es wird viel Werbung gemacht für die anstehende Deutsche Meisterschaft. "Wenn ich den Leuten dann sage, dass ich auch dabei bin, sind sie schon überrascht", meint Knauer.

Der Sprinter der LG Erlangen startet gemeinsam mit Gabriel Beer, Moritz Persitzki und Sam Leiblein in der Staffel, viermal 100 Meter müssen er uns seine drei Teamkollegen rennen. Das Besondere dabei: "Bei uns ist die Staffel das Steckenpferd." Während andere Sprinter den Fokus eher auf die Einzelrennen legen, trainieren die Erlanger deshalb vor allem die für Staffeln so wichtigen Wechsel. "Wir sind eine kleine Trainingsgruppe und als Staffel in Bayern immer vorne dabei." Für Knauer, der zuletzt bei der Bayerischen Meisterschaft Platz zwei über 200 Meter holte, sind es die zweiten Deutschen Meisterschaften.

Die anderen drei Erlanger Starter hingegen betreten am Sonntag im Max-Morlock-Stadion Neuland. "Letztes Jahr war ich wahnsinnig nervös am Tag des Rennens", erinnert sich der 22-Jährige, der zum Studieren aus Wolnzach nach Erlangen gezogen ist. "Jetzt bin ich entspannt, aber die Aufregung kommt vielleicht erst noch." Insgesamt seien Deutsche Meisterschaften eben etwas ganz anderes als die anderen großen Wettbewerbe. "Es ist ein großen Stadion und die Organisation rund herum ist enorm."

Das Ziel ist eigentlich, möglichst weit vorne mitzulaufen. Doch der Erlanger Staffel fehlt mit Sven Böller ein Leistungsträger. Beim 100-Meter-Sprint bei den Bayerischen Meisterschaften vor zwei Wochen hat er sich verletzt. "Ohne ihn verlieren wir sieben Zehntel", meint Knauer. "Unser Ziel ist es jetzt, das möglichst zu kompensieren." Chancen aufs Treppchen rechnen sich die Erlanger so oder so nicht aus, "drei Staffeln sind übermächtig, das wäre auch mit Sven so gewesen". Dahinter allerdings soll alles möglich sein.

"Wir trainieren intensiv die Wechsel, das kann sehr viel ausmachen"; sagt Knauer. Pro Staffelstab-Übergabe haben die Athleten 30 Meter Raum. Findet der Wechsel zu früh statt, konnte der startende Läufer noch nicht genug beschleunigen. "Deshalb wechselt man ganz am Ende der Zone. Es geht um jede Sekunde." Andere Staffelläufer können kaum miteinander trainieren, in Erlangen hingegen üben die Athleten immer zusammen. Thomas Knauer startet am Sonntag in der 4x100-Meter-Staffel an Position drei. Auch wenn das manche dann doch ein wenig überrascht hat.

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