Für Flaschen im Restmüll gibt’s „Gelbe Karte“

26.4.2013, 00:00 Uhr
Für Flaschen im Restmüll gibt’s „Gelbe Karte“

© Bayer

„Ja, was haben wir denn da?“, fragt Gabriele Karisch und zieht eine Glasflasche aus dem Abfalleimer, dessen Deckel sie in Adelsdorf gerade angehoben hat. „Die gehört da aber nicht rein.“ Für den „Sünder, der sich den Weg zum Altglascontainer gespart hat und die Flasche stattdessen in den Restmüll geworfen hat, gibt es jetzt einen gelben Aufkleber, den Karisch um den Griff der Mülltonne klebt. Auf diesem kann der Adelsdorfer nachlesen, dass Karisch in seinem Eimer etwas entdeckt hat, das da nicht hineingehört.

Doch warum dieser Aufwand, warum lässt der Landkreis in die Tonnen schauen? „Weil sich darin immer noch Wertstoffe finden“, begründet Udo Gehrke vom Sachgebiet Kommunale Abfallwirtschaft des Landratsamtes. Man wolle das Abfallsystem optimieren und deshalb die Wertstoffe — durch Hinweise an die Bürger — aus der Restmülltonne herausfiltern. In diese Tonne darf nämlich nur, was sonst nicht verwertet werden kann.

„Und das macht sich durchaus bezahlt“, unterstreicht Karisch. Maximal drei Mal pro Jahr würde jeder Straßenzug im Landkreis kontrolliert — und auch wenn dabei nicht jedes Mal jeder Bürger betroffen wäre, weil ja nicht jede Tonne alle 14 Tage zur Abfuhr herausgestellt werden müsse, sei ein gewisser Lerneffekt feststellbar. „Ich muss heute weniger aufschreiben als damals, als ich als Abfallberaterin angefangen habe.“ Die Hinweise, die Karisch und ihre Kollegen geben (im Landkreis sind sie insgesamt zu dritt), fruchten also.

Doch was findet sie überhaupt bei ihren Rundgängen? „Vor allem Verpackungen, die nicht in den Restmüll gehören, oder Biomüll“, sagt Karisch. Kartoffelschalen, Gurken, Essensreste. „Die gehören da wirklich nicht rein“, sagt Jarisch nachdrücklich.

Aber was tun mit den Essensresten? Wenn man, wie auf dem Land oft üblich, keine Biotonne hat, dafür einen Kompost auf dem Grundstück? Ziehen die Abfälle dann nicht die Ratten an? „Organischer Müll, der in der Küche oder im Garten abfällt, gehört grundsätzlich auf den Kompost oder in die Biotonne“, betont Gehrke. „Wir haben hier die Trennpflicht.“

Würden regelmäßig Essensreste anfallen, müsste man sich eben doch eine Biotonne anschaffen — oder den Kompost beispielsweise mit Gras abdecken. Die Bürger, die wegen eines angeblich eigenen Komposts keine Biotonne haben und sich somit die Gebühr sparen, können übrigens auch durchaus mal Besuch von Gabriele Karisch bekommen, die sich dann die Biomüll-Entsorgung zeigen lässt.

Es gibt aber auch Abfälle, bei denen die Bürger vielleicht schlicht unsicher sind, wo sie nun hineingehören. Auch Menschen, die aus einem anderen Bundesland oder gar aus dem Ausland zugezogen sind, haben teils erst mal Probleme mit dem hiesigen Abfallsystem. Glasflaschen zum Beispiel dürfen natürlich nicht in den Restmüll, Glasscherben aber schon (um die Bürger vor der Gefahr beim Transport zum Glascontainer zu schützen). Das kaputte Spielzeug aus Plastik muss in die Restmülltonne, die Plastikverpackungen aber selbstverständlich in den Gelben Sack.

„Und die Plastikverpackungen müssen auch nicht ausgespült werden“, betont Gehrke. Entgegen des geläufigen Vorurteils müssten sie lediglich restentleert und „löffelsauber“ sein. Sie wegen Rückständen in den Restmüll zu werfen, sei nicht im Sinne des Erfinders.

Zu den häufigen „Fehlwürfen“, wie der falsch einsortierte Abfall offiziell heißt, gehören auch Metall- oder Aludosen. „Mit den Katzenfutter-Dosen verschätzen sich viele“, sagt Karisch. Dabei seien die aus Alu und dürften deshalb nicht in den Restmüll.

Als Hilfestellung gedacht

Die gelben Aufkleber, die sie verteilt, sind als Hilfestellung für die Bürger gedacht, damit sie ihren Müll beim nächsten Mal korrekt trennen. Und Gehrke betont auch, dass die Überprüfungen der Tonnen keine Kontrollen im eigentlichen Sinne seien. „Mehr Abfallberatung an der Tonne.“

Rote Aufkleber, die bedeuten, dass das Müllauto den Abfalleimer stehen lassen soll, verteilt Karisch äußerst selten. Drei waren es in den vergangenen drei Jahren. „Wenn eine Tonne aber zum Beispiel bis oben voll mit Bauschutt ist, dann geht es nicht anders.“

Doch muss man für Karischs nicht immer ganz nasenfreundlichen Job nicht eigentlich einen widerstandsfähigen Magen haben? Wenn man Gabriele Karisch diese Frage stellt, muss sie lachen. „Eher eine gute Lunge“, meint sie dann. „Damit man die Luft anhalten kann.“

Sie jedoch hat ihren eigenen Weg gefunden: Sie beginnt ihre Tour, wenn die Sonne aufgeht, im Sommer also schon gegen 4.30 Uhr. So ist sie nicht nur an allen Orten, bevor die Müllabfuhr vorbeikommt, sondern vermeidet auch die Mittagshitze, die den Inhalt der Tonnen stinken lässt. Und ganz nebenbei haben ihre Touren einen positiven Nebeneffekt: „Ich habe den Landkreis in den vergangenen Jahren richtig gut kennen gelernt.“

6 Kommentare