Gefangene bauen Hasenstall für Erlanger Senioren

27.5.2015, 11:30 Uhr
Gefangene bauen Hasenstall für Erlanger Senioren

© Alena Specht

Das erste Projekt der seit Januar bestehenden Zusammenarbeit zwischen der Seniorenresidenz und dem Gefängnis ist verwirklicht worden. Im Rahmen der Arbeitstherapie haben sechs Gefangene aus Stadelheim einen zweistöckigen, mit viel Liebe und Fingerfertigkeit gestalteten Hasenstall gebaut. Dieser steht seit einigen Tagen im Garten der Senioreneinrichtung und wartet auf seine neuen Bewohner. Begleitet von Blasmusik und in Anwesenheit der Senioren wurden die tierischen Mitbewohner nach dem Aufstellen eines Maibaums willkommen geheißen. Für diesen Anlass haben die Gefangenen ein Gedicht mit dem Namen „Von Schlitzohren für Schlappohren“ geschrieben, dass Einrichtungsleiter Roland Christian Penzenstadler vorlas.

Das Gedicht vergleicht das Leben im Gefängnis mit dem Leben in einem Hasenstall und versucht, den Hasen mit vielen Wortspielen ihr neues Zuhause trotz Eingesperrtseins schmackhaft zu machen. Denn überall gibt es „ein paar Sachen, die sind gar nicht so schlecht“. Deutlich wird auf jeden Fall, dass die Hasenstall-Architekten mit ganz viel Herz und persönlichem Bezug hinter dem Projekt stehen.

Bewohnervertreterin Rosalie Rojek ist stolz, dass sie die Ehre hatte, die zwei Kaninchen in ihr neues Heim zu setzen. Schon in den letzten Tagen hat sie immer geschaut, ob die Tiere schon da sind. Jetzt will die Seniorin die Kaninchen sofort ihrem Sohn zeigen, der schon Futter gekauft hat. „Ich will die Kaninchen jeden Tag besuchen und auch füttern, wenn ich darf.“ Die zwei Mischlingskaninchen sind jetzt ein halbes Jahr alt und kommen aus dem Tierheim Bamberg. In ein paar Monaten bekommen die Männchen auch noch weiblichen Zuwachs von zwei Kaninchen aus dem Tierheim Erlangen.

Das Seniorenheim gründet jetzt eine Arbeitsgruppe, die sich unter der Leitung eines jungen Bewohners um die Pflege der Tiere kümmern wird. Auch in der Therapie sollen die Schlappohren zum Einsatz kommen, denn „Tiere tragen Freude ins Herz“, so Penzenstadler. Die Senioren sollen in einer therapeutischen Gruppe Namen für die Langohren suchen. Neben Zebrafinken und Goldfischen sind die Kaninchen die dritte Tierart, die in der Senioreneinrichtung zu Hause ist. Als „eine willkommene Abwechslung“ sieht Penzenstadler die Tiere und hofft, dass die Bewohner durch den zentralen Standpunkt des Stalls einen persönlichen Bezug zu den Kaninchen aufbauen können.

Aber auch die Gefangenen der Justizvollzugsanstalt profitieren von dem sozialen Projekt. „So eine Aktion gibt ihnen ein Ziel und eine Aufgabe“, erzählt der Leiter der Seniorenresidenz. „Für einen der Gefangenen ist der Bau des Stalls eine Lebensaufgabe“. Die Arbeitstherapiegruppe in Stadelheim ist einmalig in Bayern und laut Penzenstadler werden noch weitere Projekte in Zusammenarbeit erfolgen. Auch wenn noch keiner weiß, wie der Hase laufen wird, gilt für Schlitz- und Schlappohren: „Die Ohren auch in Zukunft nicht hängen lassen!“

0 Kommentare