Gelbe Holzwände und Käfigstangen auf der Bergkirchweih

26.4.2016, 06:22 Uhr
Gelbe Holzwände und Käfigstangen auf der Bergkirchweih

© Harald Sippel

Konrad Beugel unternahm mit rund 40 Interessierten, darunter Verwaltungsleute und Kellerwirte, einen Rundgang über das Gelände, um die baulichen Veränderungen zu erläutern, die vor allem dem Sicherheitsgedanken geschuldet sind. Und die schmecken wahrlich nicht jedem. Der Berg verliere sein altbekanntes und liebgewonnenes Gesicht, so wird geklagt.

Der Berg ist zweifelsohne eine "immens komplexe Angelegenheit", wie Konrad Beugel vorausschickte. Und der Berg 2016 sowieso. Da heißt es für alle Beteiligten, fette Kröten zu schlucken, Kompromisse einzugehen, provisorische Lösungen zu akzeptieren und bei all dem die Bedürfnisse der Besucher und Anwohner einigermaßen verträglich unter einen Hut zu bringen.

Apropos "Bedürfnis": Komplett umgestaltet wird jetzt das Entrée zum Berg an der Essenbacher Ecke. Dort, wo im letzten Jahr noch Imbiss- und Getränkebuden standen und zuvor das Pferdekarussell jahrelang seinen Stammplatz hatte, dort werden vier WC-Container platziert, zwei für Männer, zwei für Frauen – mit fließendem Wasser, wie versichert wurde.

Diese Maßnahme dient keineswegs einer optisch-atmosphärischen Aufwertung des Eingangs zum Kerwa-Vergnügen. Sie ist vielmehr eine Konsequenz aus dem Miss-Verhalten etlicher Berggänger und den Klagen zahlreicher Altstadtbewohner, die nicht nur unzählige Urin-Lachen vor ihrer Haustür fanden, sondern noch weit anrüchigere Hinterlassenschaften.

"Pinkelpolizisten" sollen für Ordnung sorgen

Diesem leidlich bekannten Problem will man jetzt auch in der Unteren Bergstraße entschlossener zu Leibe rücken. Durch zusätzliche Laternen wird der Weg mehr ausgeleuchtet. Zudem leisten dort zwei "Pinkelpolizisten" ihren Dienst. "Wir hoffen, dass wir das Problem so besser in den Griff bekommen. Denn die Anwohner haben in den letzten Jahren einiges erleiden müssen", weiß Beugel.

Auch die Treppe, die schließlich hinaufführt zum Entlaskeller, wird heller beleuchtet sein. Oben wartet dann eine weitere Neuerung: Der Neubau einer Schänke auf dem Entlas-Keller hatte zur Folge, dass zwei Imbissbuden (Müller und Barthelmeß) weichen und unweit davon einen neuen Standort einnehmen mussten. Dafür wurden auf der Stadtseite des Erich-Kellers Plätze geopfert, die durch einen neuen Sitzplatz-Zuschnitt zu Lasten des Entlas-Geländes ausgeglichen werden sollen. "Das ist der Tod, den wir sterben mussten", kommentiert Beugel diese Kompromiss-Entscheidung. Überhaupt machte der "Bergreferent" immer wieder deutlich, dass es sich die Verwaltung nicht leicht gemacht habe und es ein "ständiges Ringen um Lösungen" war.

Genau diese Lösung hat jedenfalls zur Folge, dass die Musik-Kapellen fortan "bergaufwärts" zum Erich-Keller hin spielen – "manche Besucher werden sich wohl erst langsam daran gewöhnen", vermutet Beugel.

Mauer könnte Anwohner vor Musiklärm schützen

Untrennbar mit der Musik ist die Frage nach einem wirksamen Schallschutz verbunden. Und die Frage kam natürlich. Aber: Es gebe bereits einen Plan für eine feste Bühne an dieser Stelle, hieß es. Dabei könnte gerade an der Bühnen-Kehrseite eine Mauer entstehen, die letztlich die Bässe deutlich hemmt und das Ganze für die direkten Anwohner weitaus erträglicher macht.

Sicherheit geht vor: Lediglich als Lösung für den Berg 2016 und "nicht für die Ewigkeit", so Beugel, sind jene Stabgitterzäune gedacht, die längst schon als "Hasenställe" oder "Karnickelkäfige" die Runde machen. Baurechtliche Vorschriften wollen es so. Deshalb zählt zu den Sicherheitsauflagen, die die Kellerwirte berücksichtigen müssen, vor allem die Erhöhung der Geländer auf 1,10 Meter. Um diese "sturzfester" zu machen, mussten die Wirte zusätzliche Drähte auf die bestehenden Geländer montieren. Was nicht nur optisch dabei herauskam, erntete wortstarke Kritik und zuweilen unfreundliche Bemerkungen. "Eine Urkunde werden wir dafür sicherlich nicht bekommen", räumte Beugel ein, verteidigte aber diese "Lösung auf die Schnelle". Zugleich versicherte er, dass nach einem Stufenplan bis 2019 sukzessive die neuen, 1,10 Meter hohen Geländer bergauf, bergab installiert werden.

Dass mit den Stabgittern auch mehr Sicherheit auf dem Berg einkehrt, daran hegten doch die meisten Zuhörer deutliche Zweifel. Gerade wenn plötzlich eine Schlägerei ausbricht, könne man nicht mehr schnell ausweichen, weder übers Gitter klettern, noch rasch zwischendurch schlüpfen. Einige halten diese Stabgitter-Lösung sogar für ein Sicherheitsrisiko, auch weil man sich an dem eher instabilen Zaun nicht mehr richtig abstützen könne. Ein Rundgänger bezeichnete das Ganze als sehr "überzogen". Ein anderer plädierte dafür, nicht immer strikt nach den Vorschriften, sondern nach dem gesunden Menschenverstand zu handeln, worauf Konrad Beugel konterte und nachdrücklich auf seine beziehungsweise die Verantwortlichkeit der Stadt hinwies.

Gelbe Holzwände sollen vor neugierigen Blicken schützen

Wenig Beifall gab es auch für die Lösung, die man für den Oberen Rettungsweg ausgeheckt hat. Dort standen zwei Schänken in der Kritik. Dicht machen oder nicht? Da aber diese Notschänken auch eine entlastende Funktion für das Gedränge an der Bergstraße haben, dürfen sie nun offen bleiben – allerdings nur für die Kellner, die dort die Maßkrüge fürs Publikum auf der Bergseite abholen – und zwar nur an den beiden äußeren Budenseiten. Denn nach vorne hin muss der Rettungsweg frei bleiben. Dass der bisher mögliche Direktverkauf und damit das Gedränge an diesen Schänken wirksam eingeschränkt wird, glauben die betroffenen Kellerwirte wohl eher nicht.

Kopfschütteln und eine gewisse Ratlosigkeit lösten schließlich die hohen Holzwände aus, die vor dem Rettungsbereich gepflanzt wurden. Dieser knallgelbe limes-ähnliche Sichtschutz soll schließlich verhindern, dass die Leute bis obenhin drängen, weil sie von dort die Musik hören und sehen wollen, und dadurch den Rettungsweg blockieren — aber der "muss unbedingt freigehalten werden".

Dafür sorgen dann auch einige Security-Leute. Befürchtet wird daher, dass sich schlechterdings doch einige Bergbesucher an den Sicherheitsleuten "reiben" und es wohl so erst recht zu Gewalttätigkeiten kommen wird. Aber: Auch Polizei und Rotes Kreuz sprachen sich für diesen Rettungsweg aus. Und Konrad Beugel warb bei allen Beteiligten, die nur wenig überzeugt schienen von den provisorischen Berg-Neuerungen, um Verständnis und plädierte: "Lassen Sie uns einfach Erfahrungen sammeln".

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