Genügt auch in Buckenhof ein Dach überm Kopf?

18.5.2017, 06:00 Uhr
Genügt auch in Buckenhof ein Dach überm Kopf?

© F.: Dieter Köchel

"Wir wollen für die Öffentlichkeit plakativ machen, was die Flüchtlinge auf sich genommen haben", begründete Bürgermeister Georg Förster, warum die Gemeinde Buckenhof die von den Master- und Bachelor-Studenten mit ihren Dozenten Professor Hubert Kress und Dr. Mark Kammerbauer in zwei Seminaren erarbeiteten Ergebnisse in einer Ausstellung vor dem Hallerhof präsentiert.

In der Auftaktveranstaltung zur Ausstellung, die an Bauzäunen vor dem Hallerhof aufgebaut ist, betonte Hubert Kress, dass "wir nichts über die Flüchtlinge wissen". Ziel der Studie sei es gewesen zu erfahren, wie die Flüchtlinge zuhause gelebt haben, Auskunft über lebensprägende Umstände zu erhalten wie etwa die klimatischen Bedingungen, Wege zur Schule, zur Arbeit und zum Einkauf.

Dazu befragten die Studenten die Flüchtlinge aus verschiedenen Orten in der Region, ließen sich Hausgrundrisse aufmalen, die sie dann in Architekturzeichnungen ummünzten. Sie wollten wissen, ob sich die Asylsuchenden hier wohlfühlen, welche Unterkünfte sie auf der Flucht hatten, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, auch ihr künftiges Wohnen.

Verwertbare Antworten

Heraus kam dabei keine statistisch verwertbare Studie, aber eine individualisierte, qualitativ wertvolle Arbeit über einzelne Schicksale, die gleichwohl einige Antworten gibt.

Mark Kammerbauer stellte als These in den Raum, dass sich Menschen besser an eine neue Umgebung anpassen können, wenn sie ein Stück ihrer Kultur mitnehmen können. Er nannte Beispiele wie, dass in arabischen Ländern die Fußböden zumeist einen Abfluss haben; so ließen sich die Steinböden schnell säubern. Das fehle den Asylsuchenden hier. Ebenso das Gästewohnzimmer. Es herrsche eine rege Besucherkultur in den arabischen Ländern. Man wolle dem Besucher mit dem Besten begegnen, das man habe.

Genügt auch in Buckenhof ein Dach überm Kopf?

© Foto: Ulrich Schuster

Das war ja bei uns vor allzu langer Zeit noch genauso. Es gab in den Häusern die "gute Stube", das Wohnzimmer, das nur für Besuch geöffnet wurde — und zu hohen Festtagen wie Weihnachten. Auf diese Weise "kann Wissen darüber, wie die Flüchtlinge vorher gewohnt haben, bei der Integration helfen", gab sich Kammerbauer überzeugt.

Und Hubert Kress ergänzte: "Wir wollen mit dieser Ausstellung wachrütteln". Es müsse möglich sein, für und mit Flüchtlingen mit Bleiberecht eine geeignete Behausung zu bauen.

Bisweilen, so eine Helferin von FliB, scheitere das ganz praktisch daran, dass ein Vermieter eine Vier-Zimmer-Wohnung nicht an eine sechsköpfige Familie vermieten wolle. Viele Flüchtlinge hätten handwerkliches Knowhow, das sie aber nicht einbringen dürften, weil sie keinen Gesellenbrief haben.

Angesichts der Wohnraumknappheit und der immensen Grundstückspreise hielt sich die Hoffnung, Flüchtlingshäuser bauen zu können, in Grenzen, anders als bei den Hugenotten in Erlangen oder bei den Geigenbauern nach dem Zweiten Weltkrieg in Bubenreuth.

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