"Glockenhäusla" in Uttenreuth ist vorerst fertig restauriert

15.12.2018, 18:30 Uhr

© Dieter Köchel

Das "Glockenhäusla" ist als solches den alten Weiherern bekannt, weil durch das Läuten der Glocke einst die Verstorbenen aus dem Dorf hinausgeleitet wurden, bis sie in Uttenreuth ankamen, wo sie beerdigt wurden. Doch nicht nur als Totenglöcklein fungierte das Läutwerk bis in die 1970er Jahre hinein. Auch morgens, mittags und abends ertönte die Glocke, quasi um den Weiherern den Tagesbeginn, die Mittagszeit und den Feierabend anzukündigen.

Seit Mitte der 1970er Jahre hat es sich mit dem Glockenläuten. Damals ging das Haus in Privatbesitz über. Auch wenn die Gemeinde Uttenreuth als Nachfolgerin der einst selbstständigen Gemeinde Weiher heute noch über ein Läutrecht verfügt, wird es schon lange nicht mehr ausgeübt.

Dabei datiert das Läuten noch gar nicht so weit zurück in die Geschichte. Frühestens 1846 könnte die Glocke auf den Dachreiter des Häuschens gebaut worden sein. Das nämlich ist das Baujahr des Häuschens, wie nicht nur aus der Jahreszahl über der Haustür hervorgeht. Ortsheimatpflegerin Claudia Munker hat auch die Bauunterlagen und Schriftverkehr mit der Königlichen Bau-Inspection Nürnberg bemüht, um zu belegen, dass es sich hier um den Bauantrag für ein Hirten- und Gemeindehaus handelt.

An gleicher Stelle, die Adresse damals lautete Weiher, Haus Nr. 8, existierte ein Vorgängerbau, der laut Munker aber offenbar so marode war, dass die "Gemeinschaft" ihn abreißen und durch einen Neubau ersetzen wollte.

So geschah es. Den Plänen zufolge handelte es sich tatsächlich um das Hirten- und Armenhaus der "Gemein". Die setzte sich aus den Hausbesitzern zusammen, in der frühen Neuzeit und wohl auch im 19. Jahrhundert überwiegend Bauern. Die pflegten in Franken die Drei-Felder-Wirtschaft Das heißt, ein Feld lag jeweils für ein Jahr brach, diente als Viehweide.

Die Bauern leisteten sich damals einen gemeinsamen Viehhirten. Und der hatte eben das Wohnrecht im sogenannten Hirtenhaus. Oft dienten Teile eines solchen Hirtenhauses auch für andere gemeindliche Zwecke. So auch in Weiher. Die eingereichten Pläne für den Neubau des Hirtenhauses im Jahr 1846 weisen neben der Hirtenwohnung Stall und Armenstube aus.

© Dieter Köchel

Was die Pläne nicht zeigen, ist ein Glockentürmchen auf dem Haus. Daher vermutet Munker, die Glocke sei vermutlich erst in den Folgejahren auf das Haus gekommen. Natürlich wäre es auch möglich, dass es der Gemein eingefallen war, dass sie ja nicht über Kirche und Glockenturm verfügte und quasi in einem Tekturantrag im Nachhinein das Glockentürmchen beantragte. Doch Belege sind weder für die eine noch die andere Variante bekannt.

Gleichwohl ist die Glocke auf dem Haus Nr. 8, heute Weinbergstraße, wesentlich älter als das Haus selbst. Sie ist 1631 geschaffen worden. Der Deutsche Glockenatlas Mittelfranken von Siegrid Thiem beschreibt die Glocke wie folgt: "Durchmesser 49 Zentimeter, Höhe 38,5 Zentimeter. Schul-terinschrift zwischen dünnen Schnurstegen und Friesen aus stehenden und hängenden stilisierten Lilien und Knospen: Georg.Herolt.in.Nurmberg.gos.mich.anno.MDCXXXI".

Mitten im 30-jährigen Krieg also ist die Glocke gegossen worden – und zwar für Uttenreuths Kirche. Sie hing einst in der Kunigundenkapelle.

Im Jahr 1745 berichtet Pfarrer Bodenschatz, dass der Kapellenturm baufällig sei und erneuert werden müsste. Zudem wolle man eine neue Glocke anschaffen. Der Glockenturm in Uttenreuth wurde zwar abgetragen. Doch bekam man weder eine Holzzuweisung vom Forstamt noch verfügte die Pfarrei über hinreichend Mittel, um einen neuen Glockenturm zu bauen. Erst 20 Jahre später unter Pfarrer Esper wurde der Turm neu errichtet.

Nach den Schilderungen von Claudia Munker wurde die Glocke aus Uttenreuth von Vorfahren der Habernhofer Müllerfamilie Ortegel gekauft. Sie wurde zunächst, heißt es, auf dem Weiherer Bauernhaus Nr. 6 angebracht. Wann sie schließlich auf das Haus Nr. 8 gepflanzt wurde ist unbekannt.

Monika Muzenhardt saniert seit Jahren mit Freude und Herzblut peu a peu das alte Häuschen. Zunächst hatte sie vor Jahren schon die Sandsteinfassade komplett neu verfugt, wo nötig Sandsteine ausgetauscht oder ergänzt, Dachbleche erneuert, eine neue Tür eingebaut und zuletzt nun die Fenster in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt und mit Fensterläden versehen. Sie ist begeistert über die auch ihr teils neuen Erkenntnisse, die Claudia Munker ihr über das Haus vermittelt.

Wiewohl das Häuschen nun mit den renovierten Augen schon sehr pittoresk wirkt, weiß sie, dass man gerade bei einem alten, denkmalgeschützten Gebäude man nie "fertig" ist mit dem Herrichten Sanieren und Verschönern. Das nächste Ziel hat sie auch schon vor Augen. Zurzeit funktioniert die Glocke nicht. Irgendwo ist die Stromzufuhr unterbrochen. Bei ihrer Entschlossenheit wird sie das irgendwie hinbekommen.

 

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