Großer Erfolg mit alten Plattenspielern

2.11.2009, 00:00 Uhr
Großer Erfolg mit alten Plattenspielern

© boe

«Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen», lautet Peter Suchys Credo. Deshalb war er auch nach dem Siegeszug der CD weiter von der Überlegenheit der Schallplatte überzeugt: «Bei der CD ist bei einer Frequenz von 20 Kilohertz (kHz) schon Schluss. Eine Schallplatte aber kann auch 80 kHz noch wiedergeben.»

Und das Potential der Vinyl-Scheiben reizt der Musikliebhaber mit seiner Firma «Clearaudio» (engl. «sauberes Hören») seit mittlerweile 32 Jahren aus.

In Prag hat Suchy Kerntechnik studiert und Leadgitarre in einer Rockband gespielt. Seit 1975 lebt er in Erlangen, wo er eine Stelle als Ingenieur bekam. Kurz darauf kaufte er sich eine Schallplatte, die beim Anhören unangenehm rauschte. Als er diesen Mangel beim Hersteller reklamierte, wies man ihn lapidar ab: «Das ist normal.»

Zufrieden geben wollte Peter Suchy sich damit nicht. Er bearbeitete selber den Tonabnehmer seines Gerätes, und siehe da: Das Rauschen war weg. Suchy beschloss, sein Hobby zum Beruf zu machen und baute nun selbst Plattenspieler. Bereits 1978 verkaufte er 3000 Stück.

Über Distributoren exportiert seine Firma in über 70 Länder. Auch Angelina Jolie, Arnold Schwarzenegger und zahlreiche russische Oligarchen besitzen «Clearaudio»-Plattenspieler. Sein Erfolgsrezept umschreibt Peter Suchy so: «Nimm das Beste, mach es besser, dann ist es gerade gut genug.»

Die Mitarbeiterzahl der Firma ist von anfangs vier auf momentan 40 gestiegen. Darunter befinden sich auch Suchys Kinder Robert, Patrick und Veronika. «Wir produzieren mit Abstand die besten Plattenspieler der Welt», sind Peter und Robert Suchy überzeugt. Um das zu beweisen, führen sie in ihr «Audio-Mekka», wo ihre Modelle ausgestellt sind, in natura und eingerahmt als Bilder an der Wand.

Was Material und Preis betrifft, ist die Palette vielfältig: Einsteigern empfiehlt Suchy den Konzeptplattenspieler für 998 Euro: «Den kann sich jeder leisten, der in diesem Land Geld verdient.» Das Premium-Modell der Firma ist «Statement». Dank eines 100 Kilogramm schweren Pendels ist das Gerät immer in Waage. Die Tangentialtonarme sorgen dafür, dass weder Luftströme noch elektrische Steuerungen das Hörerlebnis beeinträchtigen. Das Holz, aus dem seine Beine gemacht sind, wird auch als Boden für Geldtransporter verwendet.

Und tatsächlich: Mit «Statement» Musik hören ist wie live. Ob «Another Brick in the Wall» von Pink Floyd, «Brothers in Arms» von den Dire Straits oder klassische Stücke: Jede Note ertönt messerscharf, nicht das geringste Rauschen stört. «Hier sind schon Freudentränen geflossen», erinnert sich Peter Suchy an Kunden, denen er sein Meisterstück vorführte. Allerdings muss man für den «Statement»-Plattenspieler rund 100 000 Euro locker machen.

Doch nicht nur Plattenspieler, sondern auch «Waschmaschinen» für Schallplatten stellt das Unternehmen her. «Sie lohnt sich ab einer Sammlung von 500 bis 1000 Platten», erklärt Robert Suchy. Wer nicht so viele besitzt, kann auch einzelne LPs in die Firma bringen, um sie reinigen zu lassen. Die Familie Suchy selbst besitzt etwa 150 000 Vinyl-Scheiben.

Und wie sieht die Zukunft aus? Peter Suchy möchte sich nächstes Jahr zurückziehen. «Sagt er», meint Sohn Robert. «Aber ich glaube es nicht.» Doch unabhängig davon: «Clearaudio» möchte weiter expandieren. Geplant ist unter anderem ein Schallplattenmuseum. PHILIPP DEMLING