Großes Fest: Erba-Villa in Erlangen eröffnet

24.3.2017, 18:00 Uhr
Großes Fest: Erba-Villa in Erlangen eröffnet

© Foto: Harald Sippel

"Ist das schön hier", sagt Josef Nagy und schaut sich anerkennend um. Er steht in dem großen Werkraum im Dachgeschoss und installiert den Töpferofen. "So ein tolles Haus findet man nicht so schnell", findet er und zieht Vergleiche mit Nürnberg.

Mit "Haus" meint er nicht nur das Gebäude, sondern alles, was drin ist. Und das ist viel. Um die 40 Gruppen haben hier eine Heimstatt gefunden — dauerhaft oder auch nur vorübergehend, vom Erdgeschoss bis unters Dach. Die Erba-Villa in der Äußeren Brucker Straße ist nach ihrer vollständigen Sanierung ein Schmuckstück geworden. Und wie so oft gilt auch hier: Nicht nur die äußeren, auch die inneren Werte zählen. Die Villa ist ein Ort der Begegnung. Das spürt man. Ein bisschen Frieden? Ganz viel Leben? Alles ist hier möglich.

Kaum mag man also glauben, dass vor acht Jahren noch darüber diskutiert wurde, die Villa zu schließen. Mangelnder Brandschutz und ungenügende Statik hatten die Fachleute auf den Plan gerufen. Schnell war klar, dass die Sanierung sehr viel Geld kosten würde.

So war es dann auch. Der Bauabschnitt der letzten beiden Jahre — und damit der größte Brocken — beläuft sich auf zirka 900 000 Euro. Darin enthalten sind die Nutzbarmachung der beiden Obergeschosse, die letztlich einer Sanierung gleichkam, der Einbau eines Aufzugs und die Außenanlage, die nun ebenfalls Barrierefreiheit garantiert. Der neue Dachstuhl wiederum schlug mit rund 190 000 Euro zu Buche.

Während diese Sanierungsschritte einmütig von allen Parteien im Stadtrat befürwortet worden waren, hatte es anfänglich mehr Skepsis gegeben. Angesichts der drohenden Kosten hatten sich die CSU-Stadträte zunächst für einen Verkauf ausgesprochen. Dann setzte sich eine Stadtratsmehrheit von SPD, FDP, Grüner Liste, Linken und Freien Wählern mit der Überzeugung durch, dass der Standort an der Äußeren Brucker Straße am Rand des Angerviertels unverzichtbar sei.

Vieles unter einem Dach

Mit Spenden, Sponsorengeldern und freiwilligen Arbeitsstunden setzten sich die Freunde der Villa zwischenzeitlich schon mal für deren Erhalt ein. Jetzt ist alles fertig. Rechtzeitig zum Beginn der Frankenhof-Sanierung, so dass einige Gruppen, die dort ausziehen mussten, übergangsweise in der Villa eine Heimstatt finden.

Die Jugendkunstschule zum Beispiel hat einige ihrer Angebote in den Bürgertreff "Die Villa" verlagert — unter anderem jeden Mittwoch eine Holzwerkstatt für Schulkinder. Dienstags dagegen wird getöpfert — dies wiederum ist ein Angebot des Angertreffs, der bisher in der Fließbachstraße untergebracht war und nun dauerhaft umgezogen ist. Und kreativ kann man hier auch in Kursen der Volkshochschule sein. 33 Jahre alt ist "Die Villa" nun, sozusagen im besten Alter und lebendiger als je zuvor. Unter ihrem Dach finden sich die unterschiedlichsten Gruppen zusammen.

Von der koreanischen Frauengruppe über eine Männergruppe bis hin zum Handarbeits-Treff "Die fleißigen Bienen" ist alles dabei. Die Jesus Freaks genauso wie die Islamische Gemeinde Erlangen. Eine spanischsprachige Mutter-Kind-Gruppe oder die "Queer Info" des Vereins Fliederlich. Ganz zu schweigen von Angeboten wie dem "Cafe Asyl" oder regelmäßigen Veranstaltungen wie dem Sonntagsbrunch.

Die Ursprünge der Villa — sie scheinen nun ganz weit entfernt. Als Direktorenvilla der Baumwollspinnerei, die 1978 in "Erba AG" umbenannt worden war, wurde das Haus an der Äußeren Brucker Straße im Jahr 1880 gebaut. Wie damals wohl das Leben in dem Gebäude aussah? Stadtgeschichtlich, so heißt es, sind die Hintergründe zur Direktorenvilla noch wenig erforscht.

Wer einen Blick in jene andere Zeit werfen will, kann dies heute noch im ersten Stockwerk tun. Es ist nur ein kleines Stück Wand, das original aus jener Zeit erhalten ist. Und es ist jetzt hinter Glas. Ein Jugendstil-Ornament. Heiter sieht es aus. Passend zum bunten Treiben der heutigen Tage. In denen, und das ist das schönste, alle an einem Strang ziehen. Jedenfalls hier.

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