Grüne Liste will in Erlangen Naturschutz stärken

21.1.2018, 15:00 Uhr
Grüne Liste will in Erlangen Naturschutz stärken

© Sebastian Kahnert (dpa)

Herr Winkler, haben die Grünen so wenig jüngeres Personal, dass Sie nun erneut den Fraktionsvorsitz übernehmen müssen?

Wolfgang Winkler: Ich hoffe, dass es ab 2020 jüngeres Personal geben wird. Im Augenblick haben wir eine Fraktion, die in ihrer Form aufgestellt ist. Doch für einen, der neu hereinkommt, wäre das Amt, würde ich sagen, eine Überforderung. Schließlich sitzen wir ja nicht in der Opposition, sondern sind mit in der Regierung. Das ist es schon etwas komplizierter. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, wenn man sich ein bisschen auskennt.

 

Sie sind ja einer der erfahrensten Grünen-Politiker, wo wollen Sie und Ihre Fraktion Schwerpunkte setzen?

Winkler: Das hat Frau Bailey in der Haushaltsrede erwähnt. Wir sind der Meinung, dass im Naturschutz noch mehr gemacht werden muss. Das ist zum einen am Geld gescheitert, dann haben wir dort nachgebessert. Jetzt fehlt teilweise das Personal. Wir müssen also diese Tendenz umkehren, dass es immer weniger Bäume gibt. Man muss noch mehr in allen Ämtern und auch bei den Töchtern das Gespür für den Erhalt von wertvollen Bäumen stärken.

 

Welche Bereiche möchten Sie noch voranbringen?

Winkler: Sicherlich ist mein Schwerpunkt immer Wohnungspolitik. Da muss man weiter machen, wobei ich der Meinung bin, dass die Bürgerbeteiligung in dem Bereich bisher gar nicht so schlecht war. Wenn man sich anschaut, was ursprünglich immer geplant war und was dann schließlich herausgekommen ist, sind das für mich durchaus vernünftige Kompromisse. Man muss weiter dran bleiben, um gerade noch mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Grüne Liste will in Erlangen Naturschutz stärken

© Harald Sippel

 

Ein wichtiges Thema dürfte auch die Verkehrssituation sein.

Winkler: Die Verkehrsproblematik wird ein Brett werden, ich sage nur: Innenstadt. Wenn man die Ergebnisse des Verkehrsentwicklungsplans zum motorisierten Individualverkehr anschaut, haben wir ja weniger die Frage, wie man diesen reduzieren, sondern wie man ihn woandershin verlagern kann. Aus meiner Sicht muss natürlich in erster Linie die Frage sein: Wie reduziere ich Verkehr? Es hat wenig Sinn, den Verkehr aus der Neuen Straße in die Spardorfer Straße zu schaufeln, dann sind die Anwohner dort betroffen. Hier muss etwas passieren.

 

Auch das Thema Radfahren steht bei Ihnen oben auf der Agenda.

Winkler: Natürlich, man muss auch das Radfahren attraktiver machen. Wir verwalten seit vielen Jahrzehnten eigentlich nur unsere Stellung, mit dem Ergebnis, dass uns mittlerweile viele Städte in dem Bereich überholt haben. Wir haben Schwierigkeiten aufgrund der Stadtstruktur, mit Schlossgarten, Eisenbahn, Kanal oder Autobahn. Da kann man aber meiner Meinung auch noch mehr machen.

 

Julia Bailey hat im Gespräch mit dieser Zeitung eingeräumt, wie schwer es für die Grünen ist, sich mit ihren Themen in der Ampel durchzusetzen. Sehen Sie das ähnlich?

Winkler: Jein würde ich sagen. Wir haben schon einiges durchgesetzt und erreicht, finde ich. Das sieht Frau Bailey aber auch so, glaube ich. Es gibt einige Bereiche, in denen es extrem schwierig ist. Das ist zum Beispiel der ÖPNV, wo wir sagen, wenn man ständig die Fahrpreise erhöht, ist das nicht förderlich. Aber das ist ein ganz dickes Brett, weil es nicht Erlangen ist, sondern es sind mehrere Kommunen, die da beteiligt sind, und es muss Einstimmigkeit herrschen. Dafür braucht man einen sehr langen Atem.

 

Und wo sehen Sie die Verbesserungen?

Winkler: Wir haben einige Verbesserungen bei der Struktur, Bushaltestellen und so weiter. Da steht mehr Geld zur Verfügung.

 

Was macht Ihre Arbeit in der Stadtregierung so schwierig?

Winkler: Das liegt eher daran, dass wir eine Dreier-Konstellation haben und es, was das Personal angeht, manchmal vor allem mit dem noch kleineren Koalitionspartner große Differenzen gibt.

 

Sind das größere Probleme als mit dem großen Partner?

Winkler: Sicherlich, wenn man sich schon allein die Wahlprogramme anschaut, sind die Schnittmengen zwischen SPD und Grünen deutlich höher als zwischen FDP und Grünen.

 

Hätten Sie gedacht, dass Sie das Amt wieder einmal übernehmen?

Winkler: Ich hatte gehofft, dass ich das Amt los bin. Denn das ist ja auch mit Zusatzarbeit verbunden. Das war auch der Grund, dass ich nach zwei Jahren gesagt habe, das kann Frau Bailey mittlerweile auch, sie hat sich als stellvertretende Vorsitzende eingearbeitet. Wenn man berufstätig ist, was ich ja bin, ist es schon eine Zusatzbelastung, die einen sehr in Anspruch nimmt. Ich hatte gedacht, das wäre es jetzt. Aber gut. So erreicht es einen halt wieder.

Keine Kommentare