Heimatforscher Fritz Fink ist auch mit 80 noch aktiv

28.8.2010, 15:56 Uhr
Heimatforscher Fritz Fink ist auch mit 80 noch aktiv

Bei seinen historischen Forschungen fasziniert ihn die ganze Fülle des Lebens, spart er nichts aus. Er widmet sich den Spuren der Kelten in unserer Gegend ebenso wie den jahrelangen Auseinandersetzungen um die Gebietsreform in den 1970er Jahren.

Nicht nur die einschneidenden Ereignisse, zu denen früher oft Kriege, Zerstörungen und der häufige Wechsel der Herrschaftsverhältnisse zählten, sind ihm wichtig, sondern vor allem auch der Alltag der Menschen, die mit vielen Entbehrungen zu kämpfen hatten. Wer seine zahlreichen Publikationen in Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren liest, dem fällt sehr angenehm auf, dass Fritz Fink immer der Wirklichkeit möglichst nahe kommen und nichts beschönigen möchte.

Am eigenen Leib hat er das Dritte Reich erfahren. Nicht nur der Mann, dessen Stimme im blechernen Kasten auf dem Fenstersims ständig gegen Juden und Ausländer hetzte, war ihm bereits als Bub unangenehm aufgefallen, sondern auch seine Schulzeit erlebte Fink als Tortur. Jahrelang schlug der Eschenauer Lehrer ohne erkennbaren Grund die Kinder meist mit dem Rohrstock, so dass sie Striemen, Schwellungen und blaue Flecken erlitten. Viele Mädchen belästigte er sexuell.

Eltern zeigten den Lehrer immer wieder an. Dieser hatte jedoch auch eine führende Funktion bei der NSDAP im Ort. Deshalb setzten Polizisten die Eltern unter Druck, ihre Anzeigen zurückzuziehen. 1943 erzählte ein Mädchen aus Berlin, das im Rahmen der Landverschickung nach Eschenau gebracht worden war, seinem Onkel von den Untaten des Lehrers.

Dieser Onkel freilich stand innerhalb der Hierarchie der NSDAP wesentlich über dem Eschenauer „Pädagogen“. Die Mädchen wurden am Gericht in Nürnberg verhört, und der Lehrer schließlich zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg absolvierte Fink bei einer Baufirma, wo auch sein Vater arbeitete, eine Lehre als Maurer, erhielt im ersten Jahr 7,25 Mark in der Woche. In Abendkursen bildete er sich anschließend zum Meister fort. Um 23 Uhr kam er in dieser Zeit jeden Tag nach Hause und hatte erst dann Zeit zum Abendessen; um 4.49 Uhr musste er bereits wieder den ersten Zug nach Nürnberg nehmen. Und am Wochenende hieß es: Den Eltern in der Landwirtschaft helfen, die zwei Kühe hüten, Schweine, Gänse, Hühner und Stallhasen füttern sowie bei der Getreide- oder Kartoffelernte mitarbeiten.

Erste Brückenraststätte

1957 machte sich Fink als Bauunternehmer selbstständig, wechselte 1965 wegen eines Bandscheibenschadens als Bauleiter zur Autobahndirektion. Wenig später plante er die Brücken-Raststätte Rudolphstein an der A9 kurz vor der Grenze zur DDR. Die Konstruktion aus Leicht- und Spannbeton war damals ein Novum in Bayern – beim Bau regelmäßig beobachtet von Spionen aus dem Osten.

Im Ruhestand konnte sich Fink ab 1980 verstärkt mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigen. In dem reich illustrierten Buch „Wanderung durch die Vergangenheit des Schwabachtals“ hat er die Geschichte und Geografie des Erlanger und Forchheimer Oberlands anschaulich dargestellt. In seiner Autobiografie „Licht und Schatten meiner Jahre“ schildert er die Erlebnisse im Dritten Reich und der Aufbauzeit nach dem Krieg. Wer Interesse an den Büchern hat, kann sich direkt an Fritz Fink, Telefon 09126/6566, wenden.

Zu einzelnen Aspekten der Heimatgeschichte schreibt er immer wieder Artikel und hält Vorträge. Beliebt sind auch seine Spaziergänge zu historischen Stätten.

2009 wurde Fritz Fink mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, ist für ihn freilich auch mit 80 Jahren tabu: Eine Familien- und Häuserchronik von Eschenau ist schon fast druckfertig.