Hemhofener hilft nach Erdbeben in Nepal

14.10.2015, 15:00 Uhr
Hemhofener hilft nach Erdbeben in Nepal

© Foto: Ingenieure ohne Grenzen

Mit nach Hause brachte er die Erkenntnis: Die Menschen dort brauchen unbedingt Hilfe - und zwar Hilfe von außen, denn im Land selbst passiert wenig. Seit gut einer Woche ist Christoph Volkmar von seiner Erkundungsreise zurück. Zurück in der „heilen“ Welt in Hemhofen, wo Erdbebengefahr und Zerstörung wie aus einer anderen Welt scheinen. Das, was er in Nepal gesehen hat, habe er „einigermaßen verdaut“, sagt er. Doch riesengroß seien die Erlebnisse dort gewesen.

Gemeinsam mit Roland Suhr, einem Statiker aus Nürnberg, und einem Studenten war er im Bezirk Kavre, etwa 45 Kilometer südöstlich von Kathmandu, unterwegs. Im zentralen Ort Lurpung haben sie alle Häuser unter die Lupe genommen, in Schadensklassen eingeteilt, Fotos zur Dokumentation gemacht.

In weiteren acht Dörfern und Weilern jenseits der Touristenpfade haben sie sich einen groben Überblick über die Schäden verschafft. Fazit: Allein in Lurpung müssen 40 Prozent der Häuser neu aufgebaut werden (was zum Teil aber gar nicht nur in den Erdbebenschäden, sondern auch in deren verbrauchter Substanz begründet ist), andere sind sanierbar.

„Manche Dörfer sind zu zwei Dritteln zerstört“, berichtet Volkmar. Einige Menschen hätten sich in noch bewohnbaren Ecken ihrer beschädigten Häuser eingerichtet, würden nun im Kochbereich im Erdgeschoss schlafen. Im Erdgeschoss, wo teilweise auch die Nutztiere der Familien untergebracht sind. „Andere haben Angst, im Haus zu schlafen und leben nun in Zelten oder schlafen in Ställen“, erzählt der 70-Jährige.

Abgereist sind die Mitglieder von „Ingenieure ohne Grenzen“ mit dem Gedanken, in Nepal Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, also planerische und handwerkliche Unterstützung zum Wiederaufbau zu leisten. „Doch wir haben gemerkt, dass das nicht reicht“, sagt Volkmar. „Die Menschen brauchen darüber hinaus finanzielle Hilfe, Materialien, um erdbebensicher bauen zu können.“ Die Nürnberger Regionalgruppe stimme sich deshalb nun mit der Zentrale von „Ingenieure ohne Grenzen“ in Berlin wegen der Erweiterung des Projektziels ab.

„Ingenieure ohne Grenzen“ war schon direkt nach den Erdbeben zur Soforthilfe im Land, die Nürnberger Regionalgruppe der Organisation – die ohnehin wegen eines Wasserprojekts tätig war, das wegen der Erdbeben aber auf Eis liegt – hat sich nun der Aufgabe des Wiederaufbaus angenommen.

Die Hilfsorganisation kooperiert dabei mit der Nepal-Hilfe Biberach, die seit 20 Jahren für die Menschen vor Ort präsent ist und mit der die „Ingenieure ohne Grenzen“ auch schon bei dem Wasserprojekt zusammengearbeitet haben. In einer Dorfversammlung haben die deutschen Helfer den Menschen erklärt, wie es um ihre Häuser steht und was sie vorhaben. „Auf riesige Hoffnungen sind wir dabei gestoßen“, erinnert sich der Hemhofener.

Denn die Familien dort hätten noch ein anderes Problem: Umgerechnet 1750 Euro Hilfe habe die Regierung den Erdbebenopfern versprochen, geflossen von dieser finanziellen Hilfe sei bislang aber nur ein kleiner Teil. „Sie hoffen daher nun auf andere Hilfe.“ Zumal die zuständigen Behörden, so die Beobachtung Volkmars, nicht nur korrupt, sondern auch desinteressiert seien.

Um die Leute davon zu überzeugen, dass man auch anders, sicherer, bauen könne als sie es bislang tun, legten Projektleiter Volkmar und die weiteren Helfer gemeinsam mit den Einheimischen Musterwände mit unterschiedlichen Zementmischungen an.

Nun gelte es, in den nächsten Monaten nicht nur die Sanierung und den Neubau der Häuser zu planen und eine Kostenschätzung zu erstellen, sondern auch Spenden zu sammeln und zu klären, wer in dieses Projekt mit einsteigen könne. Im Januar soll es dann vor Ort mit der Anleitung der Menschen zum Wiederaufbau losgehen, mit den Neubauten könnte man ungefähr im Mai starten.

Wer helfen möchte, kann spenden an: Ingenieure ohne Grenzen, Verwendungszweck Nepal Wiederaufbauhilfe, Projektkennung NPL-IOG12, IBAN: DE 89 5335 0000 1030 3333 37, BIC: HELADEF1MAR, Sparkasse Marburg Biedenkopf. Spenden kann man auch über die Internetplattform Betterplace, wo es unter dem Stichwort „Ingenieure ohne Grenzen“ zusätzliche Informationen zu dem Projekt gibt.

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