Heroldsberg: Krieg beendet künstlerische Begabung

27.8.2015, 06:00 Uhr
Heroldsberg: Krieg beendet künstlerische Begabung

© Repro: Tilmann Ochner

Für Kunstinteressierte ist in Franken der Name Griebel keine unbekannte Größe. Er wird in der Regel jedoch mit Prof. Fritz Griebel in Verbindung gebracht, dem Heroldsberger Künstler und einstigen Direktor der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Sein künstlerischer Lehrmeister war der fränkische Maler und Grafiker Rudolf Schiestl (1878 – 1931), nach dem eine Heroldsberger Straße benannt ist und der einmal äußerte: „Heroldsberg ist das schönste Dorf, das ich kenne“.

Gerade das historische Ensemble mit den vier Schlössern, der Kirche und dem alten Pfarrhaus hat es Schiestl ebenso angetan wie einst Albrecht Dürer, der es 1510 mit einer Federzeichnung verewigte, wie eben auch Fritz Griebel und sein zwei Jahre älterer Bruder Paul Griebel. Dieser hat bereits als Kind ausgesprochen ansehnliche Aquarelle dieses Motivs angefertigt.

Geboren wurde Paul Griebel im Januar 1897 als fünftes Kind der Pfarrersfamilie Georg Peter und Luise Griebel in Unterfranken. 1899 zogen die Griebels nach Heroldsberg, wo der Vater 32 lange Jahre die Pfarrstelle in der St. Matthäuskirche innehatte. In dem malerischen Umfeld der Kirche und dem Pfarrhaus wuchsen die beiden künstlerisch begabten Griebel-Söhne mit ihren Geschwistern auf.

Die prämierte Projektarbeit - die Schüler haben den 3. Landespreis im Wettbewerb „Erinnerungszeichen 2014/2015 – Bayern und der Erste  Weltkrieg“ gewonnen - formuliert die damalige Situation so: „Schon mit acht Jahren verfügte Paul Griebel über ein außergewöhnlich großes zeichnerisches Talent, seine Lieblingsmotive waren damals häufig Eisenbahnen, Pferde, aber auch Gebäude und Landschaften seiner engeren Heimat. Seine künstlerischen Fähigkeiten hatten sich rasch weiter entwickelt, und zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Fritz zeichnete und aquarellierte er häufig in der freien Zeit. Immer wieder hat Paul das Heroldsberger Pfarrhaus, die Kirche und Tiere gemalt.“

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 kam für Paul Griebel wie für so viele seiner Altersgenossen die verhängnisvolle Wende im Leben. Nur eine Woche nach seinem Abitur wurde er im Juli 1916 zum Militärdienst einberufen. Die Facharbeit „In Memoriam Paul Griebel“ schildert ausführlich die Erlebnisse des jungen Heroldsbergers an den verschiedenen Fronten.

Nach einer schweren Verwundung am linken Oberschenkel, geriet Paul in Frankreich letztlich in britische Kriegsgefangenschaft, kam nach England, wo nach einer bösen Entzündung das Bein amputiert werden musste, und verstarb dort nach der Operation mit 21 Jahren.

Nur zwei Jahre nach Kriegsende wurde im Nürnberger Melanchton-Gymnasium, der einstigen Schule des jungen Paul Griebel, eine Ehrentafel aus Marmor mit den Namen der gefallenen Schüler enthüllt. Dieses Denkmal gab den Ausschlag für die Projektarbeit „zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Heimat“, welche die sechs Neuntklässler so erfolgreich abschlossen. Ein Besuch der Gymnasiasten in der Vier-Schlösser-Gemeinde, dem Wohnort der so früh verstorbenen Kunst-Begabung, initiiert durch die Kulturfreunde Heroldsberg, rundete die Exkursion ab.

 

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