Heroldsberger Nordspange ist vom Tisch

28.4.2015, 18:44 Uhr
Heroldsberger Nordspange ist vom Tisch

© Tilmann Ochner

In den Tagen und Wochen davor hatten sich der Bund Naturschutz, die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Naherholungsraumes und die Geschäftsleute Heroldsbergs vehement gegen die Nordspange ausgesprochen( die EN berichteten). Eingangs der Sitzung überreichte Ingrid Haubenreisser vom Bund Naturschutz Heroldsberg Bürgermeister Johannes Schalwig ein Bündel von 1077 Unterschriften gegen den Bau einer Nordspange aus Naturschutzgründen.

Was seit vielen Jahren immer wieder geplant und umgeplant wurde, ging von inzwischen überholten Voraussetzungen aus. Zum einen war die angedachte Umgehungsstraße im Norden von Heroldsberg wegen einer damals drohenden Tongrubenerweiterung am Mistelberg vorgesehen, um den zu erwartenden Lkw-Verkehr aus dem Ort heraushalten zu können. Zum anderen wurde von einer rapid wachsenden Verkehrszunahme wegen möglicher Gewerbegebiete zwischen Heroldsberg und Kalchreuth ausgegangen. Weiter sollte der Pendlerverkehr der Mitarbeiter von Schwan-Stabilo schneller an die B 2-Umgehung angebunden werden.

Das Straßenbauamt Nürnberg legte schon vor Jahren drei Trassenvarianten vor, die Baumaßnahme wurde im 7. Ausbauplan für die Staatsstraßen in Bayern sogar in die Dringlichkeitsstufe 1 heraufgesetzt. Mit großer Mehrheit stimmte der Marktgemeinderat der ortsfernen Bergtrasse zu und wartete auf weitere Planausarbeitung durch das Straßenbauamt.

Wegen des zwischenzeitlich erweiterten Naturschutzrechts wurde die Realisierung der Bergtrasse jedoch immer schwieriger. Ein seltener Falter ("Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling“) wurde dort ebenso gesichtet wie einige Rebhühner. Die favorisierte Bergtrasse wurde somit nicht zulassungsfähig. Sowohl im Juni als auch im Dezember stellte daraufhin das Straßenbauamt Nürnberg überarbeitete Trassen vor, die allerdings wegen ihrer Ortsnähe auf keine Gegenliebe im Gemeinderat stießen. Auch wurde eine Akzeptanz dieser kurzen Umgehung durch die Autofahrer bezweifelt.

In der jüngsten Sitzung des Marktrates präsentierte das Straßenbauamt erneut drei Trassenalternativen, die allerdings kaum Neues brachten. Sogar die einst favorisierte aber eben nicht genehmigungsfähige "Bergtrasse“ wurde nochmals vorgestellt. Neu war lediglich eine sogenannte "Null+“-Variante, die keine eigenen Trassen mit Landverbrauch und Eingriff in die Natur benötigt. Hier sollte lediglich der Kalchreuther Weg zum Schutz der Anwohner mit Flüsterasphalt, einem neuen Gehweg auf der Nordseite sowie drei Querungshilfen für die Fußgänger ausgestattet werden.

Nachdem sich aber gerade in den letzten Tagen die Heroldsberger Geschäftswelt Sorgen um ihren Bestand im Ort wegen einer weiteren Umgehungsstraße machte (die EN berichteten) und eine mögliche Verkehrszunahme in den nächsten Jahren nur unwesentlich ausfallen soll, wurde ein Umdenken zur Nordumgehung immer deutlicher.

Die geringe Akzeptanz bei den Autofahrern und der massive Eingriff in die Natur bestärkten die Ablehnung bei nur drei Gegenstimmen im Gemeinderat. Jetzt soll die "Null+“-Lösung angegangen werden.

"Gegen den Willen einer Kommune wird keine Umgehung gebaut“, betonte vor einem Jahr das Straßenbauamt Nürnberg. Jetzt bedauerten die Planer aber: "Wir halten dieses Projekt dennoch für eine sinnvolle Ergänzung der Heroldsberger Straßen bei einem vertretbaren Eingriff in die Natur“. Letztlich gesiegt hat wohl neben der Vernunft dann doch auch der seltene Falter.

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