Hieß Neunkirchen am Brand ehedem Schlierbach?

3.10.2016, 15:00 Uhr
Hieß Neunkirchen am Brand ehedem Schlierbach?

© Scott Johnston

Bei seinen Recherchen ist Derfuß auf eine „Sensation“ gestoßen. So kommt er zu dem Schluss, dass Neunkirchen ursprünglich Schlierbach hieß.

Dieser Name taucht nämlich in einer Urkunde von 1007 auf, mit der dokumentiert wurde, dass Kaiser Heinrich II. das Königsgut Forchheim dem neu gegründeten Bistum Bamberg schenkt. Der Schlierbach fließt von Hetzles, wo eine Straße nach ihm benannt ist, bis Baad. Ab diesem Neunkirchener Gemeindeteil lautet die Bezeichnung für das Flüsslein heute Brandbach.

In ganz Oberfranken findet sich in der Gegenwart kein Ort mit dem Namen „Schlierbach“ oder „Slierbach“, wie es im Mittelalter genannt wurde. Derfuß verweist darauf, dass Kirchen früher fast nie auf freiem Feld oder mitten im Urwald, der einst unsere Landschaft prägte, errichtet wurden, sondern logischerweise in der Nähe von Siedlungen und wichtigen Verkehrsverbindungen.

Namen verdrängt

Nachdem das Gotteshaus unweit des Schlierbachs gebaut worden war, habe es sich bald eingebürgert zu sagen, man gehe nach „Neuchirchen“, als zu der neuen Kirche. Auf diese Weise sei mit der Zeit der Name „Schlierbach“ für die dortige Siedlung verdrängt worden und in Vergessenheit geraten, so Derfuß.

Da die Häuser auf feuchtem Gebiet hochgezogen wurden, bot es sich an, Pfähle zur Absicherung in den Boden zu rammen. Eine solche Pfahlgründung mit einer Tiefe von 2,5 Meter gab es beispielsweise bei dem Anwesen Nummer 22 in der Fröschau.

Erstmals nachgewiesen werden kann der Name „Neuchirchen“ in einer Urkunde, die das Benediktinerkloster in Weißenohe 1195 ausstellte. Da auch die Pfarrei in Neunkirchen am Sand bei Lauf für mehrere Dörfer in der Gegend zuständig war, nimmt Derfuß an, dass zur besseren Unterscheidung der oberfränkische Ort den Zusatz „am Brand“ erhielt, was auf eine Rodung verweist.

Der Heimatforscher, der 1934 nahe dem Forchheimer Tor geboren wurde und in dem Haus nach wie vor wohnt, erläutert auch anschaulich die früheste Darstellung des „Amtssitzes der Hofmark Neunkirchen am Brand,“ die aufgrund der Abbildung der Katharinenkapelle spätestens 1313, möglicherweise aber schon 1296 angefertigt wurde. Die Kirchenburg wird von Mauern mit Ecktürmen und einem Graben geschützt. Über diesen führt eine Brücke, vor der ein Häuschen steht, das wahrscheinlich als Kontrollstelle diente oder Unterkunft für einen Wächter war.

Bei einem repräsentativen Bau vor dem Gotteshaus könnte es sich um ein Amtsgebäude handeln. Nach der historischen Zeichnung hat Derfuß ein farbiges Gemälde gemalt.

In den weiteren Kapiteln des umfassenden Werkes geht er intensiv auf die Geschichte von Neunkirchen ein, die mit zahlreichen Bildern, Karten und Dokumenten illustriert wird. Als Grundlagen dienten Edwin Derfuß dabei vor allem die Chroniken des Kaplans F. W. Goldwitzer aus dem Jahr 1814 und von Wilhelm Held, die 1973 entstand.

Leicht verständlich

Die neue Ortsgeschichte ist weitaus breiter angelegt und ordnet die Geschehnisse in Neunkirchen auf leicht verständliche Weise in übergreifende Entwicklungen ein. Auch die Zeit während der nationalsozialistischen Diktatur und die Schrecken der Weltkriege werden akribisch aufgearbeitet. Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit fasst Derfuß ebenfalls zusammen.

Voller interessanter Details ist die Darstellung des religiösen Lebens im Laufe der Jahrhunderte. Der Wein- und Obstanbau, das Brauereiwesen, die verschiedenen Handwerke, die Veränderungen durch die Industrialisierung, die Geschichte der Schulen und der Banken, die Landwirtschaft, die örtlichen Gewässer, das Brauchtum, die Vereine, die jährliche Kirchweih und das Kulturleben werden gleichfalls skizziert.

Edwin Jakob Derfuß hat die „Begegnungen mit der Heimat Neunkirchen am Brand“ in sieben handliche Bände aufgeteilt und im Selbstverlag herausgegeben. Sie kosten zusammen 175 Euro. Ansichtsexemplare werden im Oktober bei der Neunkirchener Marktbücherei und bei der Druckerei Stengl ausgelegt. Vorbestellungen können dann bis 10. November 2016 dort aufgegeben werden.

 

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