Hysterie vor der Erlanger Glückseligkeit

30.5.2017, 12:00 Uhr
Hysterie vor der Erlanger Glückseligkeit

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Zwischenzeitlich schien das Rennen bereits gelaufen, alles eine einzige Katastrophe zu werden. Larissa Rexin war als Erste aus der Donau gekommen, nach 800 Metern Schwimmen, nun wollte sie aufs Fahrrad umsteigen – nur konnte sie es in der Wechselzone plötzlich nicht mehr finden.

Am Vortag hatte sie mit den Teamkameradinnen Anna Schmidt und Julia Schübel im Wettkampf und in einem Hotel nahe des Schwimmstarts eingecheckt. Auch die Fahrräder hatten sie zusammengebaut und positioniert. "Ich hatte mir wie immer ein paar Hinweise gemerkt, denn die Räder standen bei allein 372 Finishern, davon 125 von Hochschulen, relativ eng", sagt die 25-Jährige. Das Problem: Die Hinweise und Markierungen hatten die Verantwortlichen in der Zwischenzeit abgebaut und eingesammelt, den Weg abgeändert. "Ich war der Hysterie nahe", sagt Rexin, "so etwas war mir noch nie passiert."

"Wir bleiben cool"

In der Zwischenzeit war auch Anna Schmidt aus dem Wasser gestiegen, und beruhigte ihre Teamkameradin: "Wir bleiben jetzt cool und machen das, finden sie in einer sauberen Teamleistung." Nach kurzer Zeit war das Rad entdeckt und Rexin schwang sich auf, um die Spitze zurück zu erobern.

"Mir kommt entgegen, dass ich mich auf dem Rad derzeit ganz gut fühle. Und etwas anderes als Vollgas gab es jetzt ja nicht mehr." Da Windschattenfahren bei diesem Sprint-Triathlon im Rahmen des Einsteintriathlons verboten war, konnte Rexin eine hohe Frequenz halten. Ihr gelang nach der schnellsten Schwimm- auch die beste Radzeit. Beim Laufen musste die gebürtige Berlinerin die Führung ins Ziel bringen – erlebte aber noch einmal eine Schrecksekunde.

Vor ihr war eine Kontrahentin mit rund 20 Sekunden Vorsprung ins Ziel gelaufen — ohne aber die Zeitstrafe wegen unerlaubten Windschattenfahrens abzusitzen. "Somit wurde sie disqualifiziert, und ich rückte auf Rang eins. Aber auch mit der Zeitstrafe wäre sie am Ende hinter mir ins Ziel gekommen", sagt Rexin, die 1:06:38 Stunden benötigte. Auf Rang vier landete Anna Schmidt (1:08:25), die Molekulare Medizin studiert, Siebte wurde Julia Schübel (1:10:00, Jura). Weil Schmidt die schnellste Laufzeit des Tages gelang, lag die Friedrich-Alexander-Universität am Ende auch in der Teamwertung ganz vorne und wurde Deutscher Hochschulmeister vor der Uni Freiburg und Aachen.

Sport und Studium

Die sehr trainingsintensive Sportart Triathlon hilft Larissa Rexin im lernintensiven Studium, sagt sie. "Zum einen bekomme ich den Kopf frei, habe aber auch mal mit anderen Leuten Kontakt. Ich glaube, ich habe früh durch den Leistungssport gelernt, meine Zeit optimal einzuteilen und zu organisieren. Das hilft mir jetzt ungemein."

Bis zum Abitur ist Rexin in Berlin geschwommen, neunmal die Woche hatte sie Training. Nach kurzer Sportpause hat sie dann den Triathlon für sich entdeckt – über den Bruder, der ebenfalls als Student nach Erlangen kam und sich damals dem TV 1848 angeschlossen hatte. Auch Larissa Rexin startete vergangene Saison für den Turnverein 1848 in der Bundesliga startete.

Nachdem die Erlanger heuer keine Damenmannschaft in der höchsten Klasse gemeldet haben (wir berichteten), schloss sich Rexin, die in Erlangen Medizin studiert, einem Berliner Klub an. Kommende Woche startet sie dort ihre zweite Bundesliga-Saison mit dem Wettkampf in Kraichgau. "Da ist die Deutsche Hochschulmeisterschaft natürlich eine super Motivation und bringt mir viel Selbstbewusstsein."

"Mein Bruder studiert mittlerweile in Bonn und war extra angereist, um uns anzufeuern", sagt Larissa Rexin. So gab es am Ende außer der kleinen Familienzusammenführung auch noch etwas zu feiern.

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