"Ich bin gern Bürgermeisterin in meinem Effeltrich"

18.8.2014, 12:18 Uhr

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Der Weg an die Spitze ihrer Gemeinde zeichnete sich für die gebürtige Effeltricherin Kathrin Heimann schon vor längerem ab – bereits zu der Zeit, als sie sich zunächst vier Jahre lang im Elternbeirat des örtlichen Kindergartens engagierte, dem sie dann von 2006 bis 2008 vorstand. Damals bekam sie auch Kontakt mit den Organisatoren der Bürgerinitiative „Einkaufsmarkt“.

„Dort konnte ich mich schnell mit deren Zielen identifizieren. Sie wollten, dass auf das von der Gemeinde für über eine Million Euro von der Obstbaugenossenschaft erworbene Rathausgrundstück wegen der Gefährdung der Kinder keinesfalls der neue Kindergarten gebaut wird“ erinnert sich Kathrin Heimann. Ein Bürgerbegehren setzte sich stattdessen für den Bau eines Einkaufsmarktes auf dem 7700 Quadratmeter großen Grundstück ein.

Spätestens da häuften sich die Fragen von Mitbürgern, ob sie sich nicht schon einmal überlegt habe, als im Dorf geborene und vernetzte Bürgermeisterin zu kandidieren und so möglicherweise die Nachfolge des nach 18 Jahren im Bürgermeisteramt nicht mehr kandidierenden Richard Schmidt anzutreten.

Gemischte Gefühle

„Als ich dann mit meiner Familie das erste Mal über eine mögliche politische Laufbahn in der Gemeindepolitik sprach, machten wir uns alle das nicht gerade leicht“, sagt Kathrin Heimann im Rückblick. Sie habe jedenfalls sehr gemischte Gefühle gehabt. Ohne ihre Familie, so gesteht sie, hätte sie ihre Entscheidung nicht getroffen.

Bald schon sei ihr klar geworden, dass sie es nicht schaffen würde, das Bürgermeisteramt mit einem Teilzeit-Job in der Bank zu vereinbaren, ohne dass darüber „meine Lieben zu Hause, vor allem meine beiden Kinder, zu kurz kommen würden.“ Deshalb habe sie jetzt auch die Weichen neu gestellt, wie die sympathische Neu-Bürgermeisterin, der man auch glaubt, was sie sagt, zu erzählen weiß, und ihre Tätigkeit bei der Bank erst einmal aufgegeben.

„Wohl wissend, dass ich trotzdem nicht allein alles schaffen kann, bin ich froh, dass ich mit meinen beiden Stellvertretern Simon Wäger und Norbert Giersch, aber auch mit meinen Freunden und Helfern von der Gruppierung ,Die Effeltricher Liste‘, kurz DEL, stets zuverlässige Ratgeber an meiner Seite habe, die mir auch schon einmal Inhalte ausarbeiten können“, sagt Kathrin Heimann. Außerdem könne sie sich natürlich auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Rathausverwaltung unter ihrem Geschäftsleiter und Kämmerer Andreas Pfister verlassen.

Konstruktives Miteinander

Dabei wiederholt Kathrin Heimann aber auch ihr Angebot an die anderen Fraktionen, bei wichtigen Themen wie der Ortsentwicklung oder auch der finanziellen Konsolidierung immer zu einer interfraktionellen Zusammenarbeit bereit zu sein, ohne die in der Vergangenheit so oft vorherrschenden Streitigkeiten und persönlichen Angriffe, sondern vielmehr im Stile eines konstruktiven und sachlichen Miteinanders zum Wohl der Bürger.

In diesem Zusammenhang nennt sie unter anderem das Rathausgrundstück, das zeitnah einer sinnvollen Nutzung zum Beispiel als kulturelles Zentrum für die Ortsgeschichte und als lebendiger Ortsmittelpunkt, für den Wohnungsbau für junge Familien oder als Standort eines Ärztehauses zugeführt werden könnte.

Aber auch die Einrichtung einer Tagespflege für Senioren sei ein mögliches Zukunftsprojekt. Dies erschiene ihr in Effeltrich sinnvoller als ein Seniorenheim, da doch die meisten Effeltricher sowieso bis ins hohe Alter bei ihren Familien in ihrer gewohnten Umgebung bleiben würden. Größter Vorbehalt sei dabei allerdings der Gesichtspunkt der finanziellen Machbarkeit. In dieser Hinsicht bleibt sie mit beiden Beinen auf dem Boden. Die finanzielle Situation der Gemeinde müsse immer noch als recht angespannt bezeichnet werden, führt sie aus.

Besserer Hochwasserschutz

Eine weitere Aufgabe sei für sie in den nächsten Jahren der Ausbau des auf ein einhundertjähriges Hochwasser (HQ 100) ausgelegten Hochwasserschutzes im Ort. Dieser sollte sich streng an den geografischen Gegebenheiten in der Gemeinde wie Schluchten und Senken orientieren, die sich für den Bau von Regenrückhaltebecken eignen und eine möglichst kostengünstige Umsetzung ermöglichen würden. Hier denke sie an eine eigene Planung für Effeltrich, die aber dann mit den anderen vier betroffenen Gemeinden abzustimmen sei.

Neben der Sanierung der örtlichen Abwasserentsorgung und Wasserversorgung stehe vor allem die Nahversorgung der Effeltricher Bürger immer noch ganz vorn auf ihrer Liste, betont Kathrin Heimann. Hier gelte es nun, den Willen der Bürger aus dem Bürgerentscheid umzusetzen. Demzufolge soll ein Supermarkt zwar nicht auf dem zentralen Rathausgrundstück, stattdessen aber in einer Ortsrandlage errichtet werden, um so für die Einwohner eine echte Einkaufsalternative zu den Fahrten in auswärtige Einkaufszentren zu schaffen. Mögliche Standorte seien an der Staatsstraße 2243 in Richtung Kersbach an, wo vorher nur die Hochwassergefahr abzuklären sei, aber auch in Richtung Poxdorf. Es müsse im Ort endlich wieder einmal eine Auswahl von Geschäften geben.

Zufrieden mit Start

Zusammenfassend zeigt sich die Bürgermeisterin nach ihren ersten 100 Tagen im Amt durchaus zufrieden mit ihrem Neustart und wünscht sich auch für die Zukunft eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen als Basis für machbare und vor allem sinnvolle Lösungen. Gern missen möchte sie dagegen die früher im Gemeinderat alltägliche Konfrontation. „Die Bürger und Bürgerinnen haben einen Anspruch darauf, eine erlebbare und vor allem begreifbare Gemeindepolitik erleben zu dürfen, damit sie ihre Bürgermeisterin und den Gemeinderat wieder schätzen können“, sagt Kathrin Heimann und kündigt an, sich dafür auch künftig mit voller Kraft einzusetzen.

Was sie ebenfalls nicht mehr erleben möchte, ist der Versuch, eine demokratische Wahl im Nachhinein als ungültig erklären zu lassen – „nur weil ich dabei mit einem höheren Stimmenanteil bei der Briefwahl mit 50,6 Prozent der Stimmen die Oberhand behalten hatte“, so Kathrin Heimann zu dem weniger schönen Erlebnis in den ersten 100 Tagen in ihrem neuen Amt.

Deshalb sei sie heilfroh darüber, dass das Rechtsaufsicht führende Landratsamt Forchheim bei der Untersuchung der Vorwürfe eines Wahlbetruges keinerlei Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten bei der Stichwahl fand und man jetzt in Effeltrich wieder zu einer ungestörten Arbeit zurückkehren könne.

Jetzt werde sie erst recht versuchen, in den nächsten Jahren eine Politik zu machen, die auch von den 49,4 Prozent ihrer Nichtwähler irgendwann akzeptiert, vielleicht sogar geschätzt werden kann, kündigt die Bürgermeisterin an.

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