Idyll, Spott und Mord

31.5.2015, 17:42 Uhr
Idyll, Spott und Mord

© Scott Johnston

Den Auftakt übernahm Hanne Mausfeld, welche die Gruppe der Marktschreiberinnen aus Eckental, Heroldsberg und Igensdorf leitet. Sie nahm die Eitelkeiten jenes Geschlechts aufs Korn, das sich nach wie vor für das stärkere hält.

Wovon träumen die Männer am liebsten? Nicht immer nur von der Angebeteten, sondern ein Großteil auch von etwas Chromblitzendem, Breitbereiftem, PS-Starkem, das fast sinnlich schnurrt, wenn man ordentlich Gas gibt. Neben dem Thema „Auto“ widmete sich die Eckentalerin auch der Zeit, die sich stets neu erfindet, selbst wenn manche versuchen, sie emotionslos totzuschlagen.

Viel zu lachen hatte das Publikum gleichfalls bei Tabea Schneiders Beschreibung eines Jagdunglücks. Wenn er mit seiner Tragetasche und dem nicht zu erreichenden Schießgewehr am Fels über einem Bach hängt, stößt auch ein erfahrener Wildschütz an seine Grenzen und muss nach gelungener Rettung das Gespött des Dorfes kleinlaut ertragen.

Marina Niehoff-Guerra setzte sich mit dem gegenwärtigen Schönheitsideal auseinander. Mit immer größerem Aufwand versucht die Dame von Welt, jede Andeutung eines Fältchens wegzuliften. Dass das Lächeln dann nicht mehr ganz so natürlich wirkt, muss dabei wohl vorsichtig schmunzelnd in Kauf genommen werden.

Maike Bodry aus Erlangen skizzierte ihre Eindrücke bei Fahrradausflügen in die Fränkische Schweiz. Mit Liebe zum Detail ließ sie eine Landschaft lebendig werden, deren Reichtum vor den Touristenströmen bislang zum Glück noch nicht kapituliert hat.

Auch das Städtchen Lauf wirkt auf den ersten Blick recht idyllisch. Doch hinter so manchem Vorhang rechts und links der Pegnitz blühen Mordgedanken.

Schlimmer noch: Sie werden in Zeiten, wo man sich auf die Bahn nicht mehr hundertprozentig verlassen kann, sogar umgesetzt. Der Kurzkrimi „Big Berta“ von Leni Nathrath überzeugte durch einen schwarzen Humor, wie ihn sonst gern Engländer genussvoll zelebrieren.

Strenge Schuldirektoren sind offensichtlich keine aussterbende Spezies. Wenn dann noch ohne ersichtlichen Grund die Abschlussfahrt gestrichen wird, ist dies alles andere als ein stilvolles Ende jener doch sehr prägenden Jahre. Fiona Schnorr nutzte die Möglichkeit, dass Literatur gerade für die Schwachen auch eine Waffe sein kann, und schlug mit treffsicheren Seitenhieben zurück.

Nicht jeder, der mit blutverschmiertem Messer vor der Haustür steht, muss ein Mörder sein. Manchmal reicht es schon, sich am heimischen Herd eine Spur zu ungeschickt anzustellen. So war die Kriminalgeschichte von Carola Csallner eine von jenen, die überraschend ohne Meucheln auskommen, was die Zuhörer als durchaus angenehm empfanden.

Dass auch Gedichte äußerst spannend sein können, bewies Sandra Eberwein. Wunderbar ihr versfüßiger Gang in den düsteren Kohlenkeller voller furchterregender Spinnen, die ein junges Mädchen in klebrige Netze wickeln wollen. Nicht jedes Hotelzimmer sprüht vor Poesie. Mit einem Schuss Psychologie kann jedoch auch ein solches Ambiente zu differenzierten Betrachtungen anregen, was Irmi Knappe eindrucksvoll gelang.

Herrlich entfaltete Waltraud Jabusch eine Liebesgeschichte der besonderen Art. Bleibt nur zu hoffen, dass das porträtierte Schoßhündchen einen Sinn für kunstvolle Formulierungen besitzt.

Für ihre verhinderte Mutter Irene las Anni Schweinoch-Urbaniak das Märchen vom Drachen und der hübschen Kaiserin Kunigunde vor. Wer glaubt, im Laufer Wenzelschloss gebe es keine feuerspeienden Ungeheuer, der sollte dies ruhig überprüfen, aber sicherheitshalber ein geschärftes Schwert mitnehmen.

Bert Brechts berühmte „Fragen eines lesenden Arbeiters“ wandelte Silvija Rink aus Uttenreuth zu den Fragen einer lesenden Frau an Johann Wolfgang Goethe ab. Es lässt sich lediglich darüber spekulieren, ob sich der Dichterfürst bei seinen Antworten in jedem Fall elegant aus der Affäre gezogen hätte.

Einen „Ausflug zu dritt“ skizzierte Petra Embacher. Zwischen Regattasegler und Friedhofsruhe entspann sich eine komplexe Liebelei mit interessanten Wendungen.

Georg Forster schlüpfte in die Rolle zweier Duschbrausen. Im Laufe ihres Daseins wuschen sie schon manchem den Kopf und übersahen höflich die ein oder andere Problemzone. Endgültig abgedreht, landeten sie an einem Ort, der als Inbegriff des Scheiterns gilt: im Eimer. Brillant, wenn auch nicht ganz passend, bildete dies den Schlusspunkt eines rundum abwechslungsreichen Abends.

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