Im Erlanger Umland Stromfressern auf der Spur

18.8.2016, 15:59 Uhr
Im Erlanger Umland Stromfressern auf der Spur

© Foto: privat

Wer sich mit Rudi Ackermann in einem Café trifft, muss aufpassen, dass er nicht sofort wieder mit seinem liebsten Hobby loslegt. Es kann schnell passieren, dass der 68-Jährige auf einen Stuhl steigt und die Glühbirnen der Deckenlampen überprüft. „Wenn sie sehr heiß ist, dann ist es keine Energiesparlampe.“ In diesem Café ist das so, seinen Kaffee trinkt Ackermann trotzdem aus.

Wirklich los lässt ihn die Glühbirne allerdings nicht. Der Buckenhofener ist sehr korrekt und stets auf Verbesserung aus. Seit er im Ruhestand ist, wollte er sich dennoch irgendwie in der Gesellschaft einbringen. Der Landkreis Erlangen-Höchstadt suchte gerade Ehrenamtliche, die gerne Stromspar-Beratungen geben würden. Das war vor mehr als zwei Jahren, und Ackermann meldete sich. Nun folgt er einem bewährten Konzept, wie man schnell und effektiv Strom sparen kann.

 

„Es gibt eine Check-Liste, in der alle Verbraucher eines Haushalts aufgeführt sind.“ Mit Verbraucher sind die Geräte gemeint, die Strom fressen (nicht die Menschen, die sie benutzen). Zudem guckt sich der Berater die Stromrechnungen der vergangenen drei Jahre an. Den Pilotversuch wagte Ackermann mit seinem eigenen Haus in Buckehof. Für einen Zwei-Personen-Haushalt sind 1900 Kilowattstunden ein sehr guter Wert, 2500 sind normal.

„Wir überprüfen, wo Einspar-Potenziale liegen und stellen Maßnahmen auf, um diese umzusetzen.“ Wichtige Verbraucher sind solche, die Tag und Nacht laufen, wie Kühlschrank, Gefriertruhe oder Heizungswärmepumpe. Über das Herstellungsdatum schätzt Ackermann den Verbrauch, dann allerdings wird per Wattmeter für je eine Woche nachgemessen. „Röhrenfernseher sind große Stromfresser.“ Bei ihm zuhause verbrauchte der Computer besonders viel. Und natürlich darf auch der Glühbirnen-Test nicht fehlen.

In Grafiken visualisiert der Stromsparberater den individuellen Fingerabdruck jedes Geräts. Die Argumente liegen auf der Hand: Wer Strom spart, spart Geld. Der Effekt, Ressourcen zu schonen und damit die Umwelt zu schützen ist eine willkommene Nebenwirkung. Im Durchschnitt sparen Haushalte nach der Beratung 20 bis 30 Prozent an Strom ein, manchmal sogar die Hälfte. „Meistens melden sich aber solche Kunden, die sowieso schon viel Wert auf niedrigen Verbrauch legen“, sagt Ackermann. Deshalb glaubt er, dass in vielen Wohnungen noch mehr gespart werden könnte. Der Senior hätte gerne noch mehr Beratungstermine, zuständig ist er für den Osten des Landkreises.

Bei der Frage, was ihn antreibt, in seiner Freizeit Excel-Tabellen mit Kilowattstunden zu füllen, gerät Ackermann schnell ins Erzählen, Argumentieren und Schimpfen. „Stromsparen ist ein Grundpfeiler der Energiewende.“ Langfristiges Denken sei gefragt. „Wir sind die einzige Generation, die Auswirkungen des Klimawandels spürt und noch etwas dagegen ausrichten kann. Es ist unverantwortlich, so weiterzuwursteln.“ Man dürfe nicht 20 oder 30 Jahre warten.

Es entspricht aber nicht Rudi Ackermann, emotional an diese Sache heranzugehen. „Auch wenn ich mich aufrege, versuche ich, mich an Fakten zu halten.“ Also rechnet er seinem Gegenüber lieber schnell vor, wie viel man an Geld sparen könnte als an Strom. Mit einer LED-Lampe verbraucht man bis zu 90 Prozent weniger. „Schon wenn die Glühbirne eine Stunde am Tag brennt, lohnt sich der Austausch nach ein bis zwei Jahren.“ Wie wäre das erst in einem Café, wo das Licht fast nie erlischt?

Für die Umwelt und den Geldbeutel

Der Gesamtverbrauch an Strom in Deutschland beläuft sich auf etwa 450 Milliarden Kilowattstunden im Jahr. Auf die Industrie entfällt dabei ein Anteil von 240 Milliarden Kilowattstunden. Jeder Privathaushalt kann also durchaus dazu beitragen, dass der Stromverbrauch sinkt.

Die meisten Formen der Energiegewinnung sind problematisch. Es zeichnet sich ab, dass die fossilen Energiequellen, wie Kohle, Erdöl und Erdgas, begrenzt sind. Durch die Energiegewinnung aus diesen Quellen wird Kohlendioxid freigesetzt, einen der Hauptverursacher für den Klimawandel. Die Gefahren der Atomkraft wurden durch das Reaktorunglück von Fukushima deutlich. Erneuerbare Energien sind perspektivisch gesehen der richtige Weg, doch noch nicht flächendeckend verfügbar.

Stromsparen ist aber nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den eigenen Geldbeutel — und dabei geht es ganz einfach. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt gibt es Stromsparberater, die einem dabei helfen. Diese arbeiten ehrenamtlich. Deshalb kosten sie nur 30 Euro, eine Aufwandsentschädigungen für Fahrt- und Druckkosten. Das Landratsamt hat auf seiner Homepage auch bereits ein paar Stromspar-Tipps zusammengefasst.

Weitere Infos finden Sie unter www.erlangen-hoechstadt.de/stromsparberatung

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