In Baiersdorf trainieren die Radprofis von Morgen

22.9.2016, 06:00 Uhr
Trainieren fleißig: Der Nachwuchs des Herrmann Radteam.

Trainieren fleißig: Der Nachwuchs des Herrmann Radteam.

Eigentlich ist es wie beim Fußball, die Jungs eifern ihren Vorbildern nach. Wie es ist, ein Profirennen zu fahren, üben sie tagtäglich auf der Playstation. Sie kennen Stärken und Schwächen ihrer Idole, Teams, Favoriten, neue Talente, die heißestens Wechsel-Gerüchte. Hört man den kleinen Rennradlern aus Baiersdorf zu, es ist kein bisschen anders als im Fußballverein.

Was das Idol angeht, sind die meisten einer Meinung: Peter Sagan. Kommende Saison fährt der Slowake für das oberbayerische Team Bora-Hansgrohe. Das gefällt Ole Streich und Lukas Herrmann ganz besonders gut. Denn dadurch sind sie ihrem Vorbild ein Stück näher. Die Jungs fahren im Baiersdorfer Radteam Herrmann, Lukas’ Vater ist Hauptsponsor, Namensgeber und ebenfalls ein begeisterter Rennradfahrer.

Vor einem Jahr hat der Verein das Nachwuchsteam gegründet. Von Beginn an waren der zwölfjährige Ole und der zwei Jahre ältere Lukas dabei. Rennradfahren üben sie schon länger, beide eifern ihren Papas nach. „Ich habe mir ein Rennrad gewünscht, weil mein Vater auch immer fährt“, sagt Ole. Früher haben die Jungs Fußball gespielt, Lukas ist Mountainbike gefahren. „Aber das war nach einer gewissen Zeit zu langweilig.“

Sprints im Training

Rennradfahren hingegen macht Spaß. Auch, weil die „Herrmänner“ das Training abwechslungsreich gestalten. „Manchmal machen wir Ortsschild-Sprints“, sagt Ole. Auf den Trainingstouren geht es dann kurzzeitig rund. Technik-Übungen gehören ebenfalls zum Programm: Slalom fahren oder die Trinkflasche vom Boden aufheben zum Beispiel. Ganz wichtig ist das Team: Radfahren alleine würde hier auch niemanden begeistern.

„Allein kannst du kein Rennen gewinnen“, sagt Lukas. Und natürlich geht es auch unter den Nachwuchssportler vor allem darum: als Schnellster im Ziel zu sein. „Dafür braucht man aber auch viel Erfahrung“, sagt Ole. Schon ab der U 15 werde viel gedrängelt auf der Strecke. „Man muss sich behaupten können.“

In Baiersdorf trainieren die Radprofis von Morgen

Schon für die Nachwuchs-Radler gibt es zwei verschiedene Rennen: Auf einer Rundstrecke hat derjenige gewonnen, der auch als Erster im Ziel ist. Bei einem Kriterium sammeln die Fahrer Punkte. „Das ist spannender, weil die Geschwindigkeit höher ist und man ständig sprintet“, sagt Lukas. Auf Rundstrecken kann es hingegen auch viele Berge geben. „Das macht keinen Spaß.“ Darin sind sich Ole und Lukas einig.

Bereits im ersten Jahr haben die Baiersdorfer Talente einige Erfolge eingefahren, einen Bayerische Meistertitel zum Beispiel. Insgesamt hat das Radteam mehr als 20 Nachwuchs-Fahrer, die in den Rennklassen U 11 bis U 17 antreten. Ziel ist es, in jeder Altersklasse einmal vier bis fünf Fahrer zu haben. Nachhaltig soll die Vereinsarbeit sein. „Nach dem ersten Jahr hat sich alles sehr positiv entwickelt“, sagt der zweite Vereinsvorsitzende, Christopher Schunk. Er ist einer der vier Jugendtrainer und fährt für die „Herrmänner“ im Elite-Team.

Erfahrung fürs Rennen

„Wir haben im Winter mit sechs Jugendlichen und Hallentraining angefangen.“ Nach und nach seien mehr hinzugekommen. „Viele scheuen die Anschaffung eines Rennrads.“ Deshalb gibt es im Radteam Vereinsräder, die man mieten kann. „Aus einem kleinen Rad wächst man auch mal heraus.“ Wer möchte, kann das Rennradfahren also einfach mal bei den Baiersdorfern ausprobieren.

Schon als Knirps mit dem Rennradfahren im Verein zu beginnen, ist zwar ungewöhnlich. Doch es lohnt sich: „Durch viele Rennen sammelt man Erfahrung“, sagt Schunk. So geht der erste Start meistens schief. „Es waren schon alle weg, da haben unsere Nachwuchs-Fahrer gerade einmal in ihre Pedale geklickt.“ Auch was die Fahrtechnik und das Gefühl betrifft, sind die Jugendlichen irgendwann einmal im Vorteil. „Taktisch beginnt eigentlich erst die U 17 zu fahren.“ Schließlich muss man auch erst lernen, richtig im Windschatten zu fahren.

Das können sich die Talente von den Elite-Fahrern abschauen: „Zu Rennen fahren wir meist in einem Bus, da die Wettkämpfe der Jugend und Erwachsenen an einem Ort stattfinden“, sagt Schunk. Alle tragen das gleiche Trikot, sind ein Team. So feuern am Straßenrand die Kleinen die Großen an. Und umgekehrt.

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