In Baiersdorf wird Erde flüssig recycelt

12.3.2017, 12:00 Uhr
In Baiersdorf wird Erde flüssig recycelt

© Repro: Harald Sippel

Klaus Seubert, Bruder des Firmeninhabers und Marketing-Experte, und Christian Overweg aus der Geschäftsführung hatten dem Gremium die Technologie vorgestellt und "schmackhaft" gemacht. Möglicherweise könnte die Stadt Baiersdorf in diesem Jahr schon von dem Verfahren profitieren, wenn es für die Tiefbaumaßnahme in der Linsengrabenstraße geeignet ist und das beauftragte Bauunternehmen und das Ingenieurbüro sich damit anfreunden können.

Lösung für Erdaushub

Die Grundidee des Flüssigbodens ist es, dass der Erdaushub einer Baustelle bearbeitet und dann an der gleichen Baustelle wieder als Verfüllmaterial verwendet wird. Das spart einerseits Bauschutt als Abfall, andererseits lange Ab- und Antransportwege und schon Ressourcen. "Das ist", betont Klaus Seubert, "die Problemlösung für alle, die mit Erdaushub und Deponie zu tun haben."

Aus dem Aushubmaterial werden große Gesteinsbrocken aussortiert, das Material wird mit Tonerden angereichert, am Ende des Prozesses wird Wasser hinzugemischt. Via Betonmischer wird die Flüssigerde wieder zur Baustelle gebracht und dort bedarfsgerecht verfüllt.

Als Vorteile des Flüssigbodenverfahrens benannte Christian Overweg die Fließfähigkeit, das Material sei selbstverdichtend und setzungsfrei. Der Boden sei jederzeit mechanisch wieder lösbar sowie schnell und platzsparend einbaubar. Die Technologie sei vielseitig einsetzbar, in der Fundamentierung ebenso wie im Kanal- oder Stromleitungsbau, weil der Flüssigboden sich über Rezepturänderungen auf die jeweiligen Bedarfe anpassen lässt.

Fragen der Ratsmitglieder richteten sich auf Umweltbelastung wie Staub- und Lärmentwicklung sowie die Zahl der zu erwartenden Lkw-Fahrten. So wollte die CSU-Rätin Dorothea Neubauer wissen, ob die Staubbelastung extrem sei. Dies verneinte Overweg. Natürlich gebe es Staub, der aber durch Folienabdeckung vermindert werde.

Die Frage nach der Lärmentwicklung beantwortete er mit dem Hinweis, dass das Unternehmen ja die BImSch (Bundesimmissionsschutzverordnung) einhalten müsse. Karl-Heinz Roll (ÖWG) und Bürgermeister Andreas Galster erfragten die Zahl der zu erwartenden Lkw. Wenn die Anlage "voll läuft", erklärte Overweg, dann würden im Jahr bis zu 10 000 Kubikmeter Flüssigboden produziert und das Betriebsgelände verlassen.

Ein Betonmischer fasse etwa neun Kubikmeter. Ein Fahrzeug zu befüllen, dauere zirka 15 Minuten. Es würden also bis zu vier Betonmischer je Stunde vom Betriebsgelände wegfahren. Bei einem Zehn-Stunden-Tag also zirka 40 Lkw-Fahrten. Dazu kämen freilich noch diejenigen Fahrzeuge, die das Aushubmaterial anliefern.

Das Verfahren überzeugte die Stadträte. Einstimmig gab der Bauausschuss sein grundsätzliches Plazet. Nun ist es an der Firma Seubert, einen entsprechenden Bauantrag an die Stadt zu richten.

Keine Kommentare