In den Archiven von Neunkirchen wird kräftig gewühlt

30.9.2016, 18:00 Uhr
In den Archiven von Neunkirchen wird kräftig gewühlt

© Harald Hofmann

Eines der beiden neuen Buchprojekte stand in dieser Woche im Kulturausschuss des Gemeinderats auf dem Prüfstand. Der Freundeskreis für Kunst und Kultur e. V. will 2018 eine Publikation „Neunkirchen am Brand – Beiträge einer fränkischen Landgemeinde“ herausbringen. Auf zirka 450 Seiten sind Beiträge von der Frühgeschichte übers Mittelalter bis in die Neuzeit vorgesehen.

Zur Themenpalette gehören Siedlungsentwicklung, Schulwesen, Kirchen, Klostergeschichte, jüdische Gemeinde, Heimatvertriebene, Ortsteile, Kunstdenkmäler, Porträts von Persönlichkeiten. Unter den Epochen werden auch die Jahre der NS-Diktatur eingehend beleuchtet.

Bei den 20 vorgesehenen Autoren handelt es sich durchweg um Wissenschaftler und Experten, an der Spitze Prof. Wolfgang Wüst, Inhaber des Lehrstuhls für Landesgeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg und Prof. Franz Machilek, Mittelalterexperte und langjähriger Leiter des Staatsarchivs Bamberg.

Lob von Gemeinderäten

Zunächst die gute Nachricht: Nach Lob für die Idee zum Buch und für den publizierenden Verein seitens der Gemeinderäte Martin Walz (CSU), Karl Germeroth (FWG) und Anton Spatz (SPD) bewilligte der Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Kultur und Sport zehn Prozent Zuschuss zum Buchprojekt, maximal aber 4000 Euro. Außerdem soll die Kommune den Aufwand für Kopien aus dem Gemeindearchiv und die Einladung zu einer Autorenkonferenz übernehmen sowie der Bürgermeister ein Geleitwort verfassen.

Prof. Machilek, der seinen Kollegen Wüst und den Freundeskreis-Vorsitzenden Hilmar Grimm vertrat, dankte für die Unterstützung der Gemeinde, mit der man durchaus leben könne. Er bezifferte die Kosten für die Chronik überschlägig auf 34 000 Euro, wovon 20 000 Euro durch den Verein und 10 000 Euro durch Sponsoren gedeckt seien.

Kommen wir noch zur schlechteren Nachricht: Die Gemeindeverwaltung hatte in ihrer Sitzungsvorlage recht griesgrämig an den Buchgestaltern herumgemäkelt: Sie listete in ihrer Stellungnahme zum Zuschussantrag zehn ungeklärte Fragen auf, die sich unter anderem auf die Kosten, die Rekrutierung von Sponsoren und auf Verwertungsfragen bezogen.

Ein Beispiel aus dem Fragenkatalog: „Für wissenschaftliche Projekte gibt es üblicherweise eine Projektbeschreibung, in der unter anderem Forschungsinteresse, Untersuchungsmethoden, Untersuchungsdesign, Verwertungszusammenhänge und Beteiligungen klar dargelegt sind. Warum gibt es keine Informationen?”, wurden die Antragsteller belehrt.

Die schriftliche Vorlage wurde von der geschäftsleitenden Beamtin erstellt. Bürgermeister Heinz Richter erklärte die Reserviertheit in dem Verwaltungspapier damit, dass man Angst gehabt habe, in einem Projekt mit zunächst ungeklärten Fragen zu stark mit drin zu stecken. Nach den Ausführungen von Prof. Machilek könne man die Lage entspannter sehen, meinte er sinngemäß.

Vor Sitzungsbeginn legte die Neunkirchener Gemeindeverwaltung den Ausschussmitgliedern Ansichtsexemplare einer anderen Ortschronik von Edwin Derfuß auf den Tisch, die noch in diesem Jahr herauskommt. Nicht allen in der Runde war diese siebenbändige Neuerscheinung bekannt. Kommentiert wurde sie in öffentlicher Sitzung nicht (gesonderter Bericht folgt).

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