In kleinen Schritten bis nach Hollywood

30.9.2018, 18:00 Uhr
In kleinen Schritten bis nach Hollywood

© Nina Eichenmüller

"Verne" heißt die Figur, die Mirjam Novak in der Action-Komödie "Bad Spies" verkörpert. Sie spielt eine Spionin, die sich als Kellnerin tarnt und begegnet in der Geschichte den beiden Protagonistinnen Audrey und Morgan. Die beiden Freundinnen sollen für Audreys Ex-Freund einen USB-Stick mit geheimen Informationen an "Verne" übergeben. Dabei geraten die ahnungslosen Agentinnen immer wieder in die Hände der CIA und einer Terrororganisation. Auf der Verfolgungsjagd passieren den beiden Protagonistinnen einige Missgeschicke, die den komödiantischen Teil des Films ausmachen.

Das Besondere für Mirjam Novak ist nicht nur, dass sie international auf den Kinoleinwänden zu sehen ist, sondern, dass "Bad Spies" der erste Blockbuster-Film ist, in dem ihre Rolle einen Namen trägt. Mirjams Szene ist essentiell für die Handlung des Films und gibt Audrey und Morgan erst den Anlass für ihren Auftrag in Europa.

Der Start von Novaks Karriere beginnt in Neunkirchen am Brand. Sie tanzt mit dem Karnevalsverein NCV über die Bühnen des Forchheimer Landkreises und spielt in der Grundschule bei Aufführungen die Prinzessin. Nach ihrem Abitur bewarb sich Mirjam an Schauspielschulen in L.A. und New York.

Sie saß gerade bei ihrer Tante in Kroatien, als der Anruf vom "Lee Strasberg Theater and Film Institute" in L.A. kam, um ihr einen Platz an der Schule anzubieten.

Als Novak fern vom überschaubaren Neunkirchen in Übersee lebte, waren ihre Gedanken oft bei der Heimat. "Mit 19 Jahren für vier Jahre ins Ausland zu gehen, war sehr schwer, man wird schnell einsam", erzählt sie von der Zeit in Amerika. Kontakte zu knüpfen war für sie jedoch kein Problem. Dort, wo sie lebte, suchte sie sich eine Ersatz-Familie. "Das Schöne an L.A. war die dörfliche Mentalität. Ich habe in Vierteln gelebt, wo die Leute Gärten und Hunde hatten und wo man sich auch mal in einem Café getroffen hat", schwärmt Mirjam Novak.

Im Jahr 2005 hatte sie den Abschluss des "Lee Strasberg Theater and Film Institutes" in der Tasche. Zurück nach Deutschland sollte es gehen. Wohin zieht man als frisch gebackene, junge Schauspielerin? "In die Hauptstadt" war Novaks Antwort auf die Frage. Sie entschied sich, neben dem Schauspiel auch noch Geschichte an der Humboldt-Universität in Berlin zu studieren. Die Sehnsucht nach der Ferne blieb bestehen, weshalb sie sich für den "Best Job in the World" der Tourismusbehörde Queensland (Australien) bewarb. Den besten Job der Welt ergatterte die Fränkin damals nicht, durfte allerdings zwei Monate durch Australien reisen und gemeinsam mit "Tourism Queensland" Werbespots drehen und von ihren Erlebnissen auf einem Blog berichten. Nach einer aufregenden Zeit in Australien drehte Mirjam mal in Hamburg, mal in München und verbrachte viel Zeit in Budapest, wo sie in Kontakt zu ihren Castingagenten stand.

Novak merkte dadurch, dass es nicht die Großstadt sein muss, um als Schauspielerin durchzustarten. "Als mein Freund in Nürnberg ein Jobangebot bekam, verschlug es mich zurück nach Neunkirchen", erzählt sie. Seitdem lebt sie teils in München und den Rest des Jahres in Neunkirchen am Brand.

In der Zeit in L.A. und Berlin drehte sie einige Kurzfilme, ergatterte kleine Rollen in Filmen wie "Inferno" von Ron Howard und wirkte in Formaten für das Fernsehvorabendprogramm mit. "Es waren Babysteps, die mich hierher gebracht haben. Ich bin immer zu verschiedenen Castings gegangen, habe mir das Vertrauen der Caster erkämpft, die mit der Zeit gemerkt haben, dass ich gute Arbeit leiste und mir mehr Chancen gegeben haben." Bei den Dreharbeiten für den Film "Bad Spies" genoss sie die Vorzüge ihres ersten großen Hollywood-Streifens: "Ich hatte das erste Mal fünf ganze Drehtage und bekam meinen eigenen Trailer. Das ist schon was anderes, wenn sich der Regisseur persönlich vorstellt und man mit Gary Powell, der für die Stunts bei James Bond verantwortlich ist, große Action-Szenen trainieren darf."

Anfang August kam der in den USA sehr erfolgreiche Film in die deutschen Kinos. Was muss das für ein Gefühl sein, sich selbst darin zu sehen? "Es ist immer seltsam, wenn man sich selbst auf der Leinwand sieht. Als Schauspieler darf man nicht eitel sein. Man lernt aber mit der Zeit, das abzulegen und auf andere Sachen zu achten als sich selbst", so Mirjam Novak.

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