In Poxdorf lernen die Kinder jetzt flexibel

13.1.2017, 13:00 Uhr
In Poxdorf lernen die Kinder jetzt flexibel

© Dagmar Niemann

Von den insgesamt 31 Grundschulen im Landkreis Forchheim ist die Tagesschule Poxdorf nun die dritte, die sich als Profilschule dem individualisierten Lernen in einer jahrgangsgemischten Eingangsstufe verschrieben hat.

Schulleiterin Antje Brück steht voll hinter dem neuen Konzept, dessen Ziel es ist, gerade in den ersten beiden Schuljahren die unterschiedlichen Begabungen und Interessen der Schüler stärker zu berücksichtigen. Um das zu erreichen, werden die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 und 2 zur sogenannten Eingangsstufe zusammengefasst. Dadurch soll die bestehende Heterogenität in Bezug auf Begabung und Leistungsfähigkeit genutzt werden, d. h. es soll gezielt voneinander und miteinander gelernt werden. Auf der Basis eines gemeinsamen Rahmenthemas werden verschiedenartige und unterschiedlich schwierige Lernangebote gemacht; die Kinder können, je nach ihren individuellen Fähigkeiten und Neigungen, die für sie aktuell passenden auswählen und sie allein oder in Kooperation mit anderen bearbeiten.

In der Poxdorfer Eingangsstufe steht für die 23 Schülerinnen und Schüler zurzeit das Thema „Unser Jahr“ auf dem Programm. Es geht um Wochentage und Monatsnamen, um die Jahreszeiten und ihre Besonderheiten, aber auch um das Schreiben neuer Wörter oder das Addieren und Subtrahieren einfacher Zahlen. Das Lesen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da die Kinder ja die Arbeitsanweisung auf den Aufgabenzetteln erst einmal entschlüsseln und verstehen müssen.

In dieser Art des „offenen Unterrichts“ ist die Lehrperson aus dem Zentrum gerückt; sie steht lediglich bereit, um Hilfe zu geben, wenn es notwendig ist. Die Lernenden gruppieren sich entsprechend der von ihnen gewählten Aufgaben. Sie helfen sich gegenseitig, so dass die Lehrperson sich um die kümmern kann, die nicht zurechtkommen oder die sich eine zu schwierige Aufgabe ausgesucht haben.

Bei einem Unterrichtsbesuch in der Eingangsstufe fällt vor allem auf, wie intensiv und diszipliniert alle Kinder bei der Sache sind. Ganz offensichtlich lernen sie gerne, und sie erklären bereitwillig, was sie gerade tun. Erstaunlich, was sie bereits können, wenn man bedenkt, dass etwa die Hälfte von ihnen erst seit Mitte September 2016 in die Schule geht.

Auch Michael Hofmann, CSU-Abgeordneter im Bayerischen Landtag und Mitglied im Bildungsausschuss, zeigte sich beeindruckt. Er war nach Poxdorf gekommen, um sich ein Bild davon zu machen, wie der von der bayerischen Staatsregierung und der Stiftung Bildungspakt Bayern vor etwa fünf Jahren gestartete Modellversuch in der Praxis des Schulalltages umgesetzt wird.

Die Flexibilität, auf die der Name anspielt, hat u. a. auch damit zu tun, dass die Schüler je nach individueller Leistungsfähigkeit ein, zwei oder auch drei Jahre in der Eingangsstufe verweilen können. Dabei wird das dritte Jahr nicht auf die Pflichtschulzeit angerechnet, also nicht als Wiederholungsjahr gezählt. Die Eltern werden regelmäßig über Lernfortschritt und Lernerfolg ihrer Kinder informiert. Denn selbstverständlich gibt es auch in der Eingangsstufe Probearbeiten.

Der Lernerfolg wird überprüft, wobei aber, wie Schulleiterin Brück erläutert, nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die persönlichen Fortschritte der einzelnen Schülerinnen bzw. Schüler gewürdigt werden.

„Jedes Kind bekommt die Zeit, die es braucht“. Das ist das Motto der „Flexiblen Grundschule“. In ganz Bayern gibt es zurzeit 216 solcher Profilschulen, im Landkreis Forchheim jedoch nur drei: die Martin-Schule in Forchheim, die Grundschule in Langensendelbach und, seit diesem Schuljahr, die Tagesschule Poxdorf.

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