In zwei Gemeinden für Gott geackert

14.8.2015, 16:32 Uhr
In zwei Gemeinden für Gott geackert

© Dagmar Niemann

Es ist vorgesehen, Pfarrer Löhr nach dem Gottesdienst, der am Kirchweihsonntag ausnahmsweise bereits um 9.15 Uhr beginnt, in einem Festzug feierlich in das nahe der Kirche gelegene Festzelt zu geleiten. Dort wird er im Rahmen des von der Blaskapelle untermalten Kirchweih-Frühschoppens von den Poxdorfer Bürgern, den Vereinen und dem Pfarrgemeinderat in den Ruhestand verabschiedet werden.

Albert Löhr wurde am 26.3.1945 in Feuchtwangen, also in Mittelfranken, geboren. Bereits mit drei Jahren wurde er Oberfranke, denn die Familie zog nach Forchheim, wohin sein Vater versetzt worden war. Seine Schulzeit verbrachte der junge Albert in Forchheim, und dort erhielt er auch den entscheidenden Impuls für seine Berufswahl: Das beeindruckende Vorbild eines jungen Pfarrers, der in einer Forchheimer Neubausiedlung eine Gemeinde aufbaute, brachte ihn zu der Überzeugung, dass dies auch ein Beruf für ihn sein könnte.

Nach dem Studium der Theologie in Bamberg und Würzburg und der Priesterweihe im Jahre 1971 wurde er zunächst als Kaplan in die Diaspora nach Münchberg nahe der Grenze zur damaligen DDR geschickt. Von dort aus bewarb er sich etliche Jahre später um die vakante Pfarrstelle im oberfränkischen Effeltrich. 1979 wurde er tatsächlich dorthin berufen. Ab 1981 war er auch für die Pfarrei „Mariä Opferung“ in Poxdorf zuständig, da diese nach der Pensionierung ihres Pfarrers keinen eigenen Seelsorger mehr erhalten hatte.

Für die Menschen in den beiden Gemeinden wie auch für die zu Effeltrich gehörenden Gaiganzer war Albert Löhr ganz einfach „unser Pfarrer“, da er sich um die Sorgen und Nöte aller in gleicher Weise kümmerte und so auch die Nachbargemeinden enger zueinander brachte. Der Schwerpunkt seines Wirkens war die Seelsorge. Dazu gehörte für ihn selbstverständlich alle Gemeindemitglieder zu kennen, mit ihnen im Gespräch zu sein, sich mit ihnen zu freuen und ihnen bei traurigen Anlässen beizustehen. Das hatte er sich zur Aufgabe gemacht entsprechend seinem Leitmotiv „Miteinander – Füreinander“ auf der Grundlage der christlichen Nächstenliebe.

Doch auch im öffentlichen Raum hat Pfarrer Löhr deutliche Spuren hinterlassen: Dank seiner Initiative und in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz gelang es ihm, beim Bistum Bamberg Gelder zu beschaffen, damit die dringend notwendige Renovierung zahlreicher Gebäude in seinem Seelsorgebereich in Angriff genommen werden konnte: In Effeltrich waren das die Kirche, die Wehrmauer und das Pfarrheim St. Georg, in Poxdorf die Kirche, das Pfarrheim St. Anna und das alte Mesnerhaus und in Gaiganz das alte Schulhaus, das zum Jugend- und Begegnungszentrum St. Vitus umgestaltet wurde. „Pfarrer Löhr ist der größte Bauherr im Landkreis“, soll der damalige Landrat Otto Ammon in den 1980er Jahren öffentlich gesagt haben.

Aber Pfarrer Löhr ließ nicht nur renovieren, er sorgte auch für den Erhalt und die Restaurierung vorhandener kirchlicher Kunstwerke und er gab neue in Auftrag. Seiner Zusammenarbeit mit dem fränkischen Bildhauer Harro Frey sind etliche künstlerisch hochrangige Werke in den Kirchen beider Gemeinden zu verdanken, etwa der Marienbrunnen auf dem Vorplatz der Poxdorfer Kirche und der Heilige Georg, der außen neben dem Eingang der Effeltricher Wehrkirche das Böse besiegt.

Weiter gehen die Gründung der Pfarrbüchereien Effeltrich und Poxdorf, des „Schola“ genannten Frauenchores, der Mutter-und-Kind-Gruppen, des Seniorentreffs und der „Männerwirtschaft“ auf seine Anregung zurück, ebenso die Ausstellungen zu den Patronatsfesten und die alle zwei Jahre stattfindenden, sehr beliebten Pfarrfahrten. 18 solcher Fahrten sind seit 1980 zustande gekommen, und zwar fuhr man stets „in Länder, in die man in jenen Jahren mit professionellen Reiseunternehmen nicht fahren konnte“, so Pfarrer Löhr heute.

Seit 1984 hat er sich auch für den priesterlosen Wortgottesdienst stark gemacht. Effeltrich und Poxdorf waren die ersten Gemeinden im Landkreis, in denen dieses Konzept ausprobiert wurde: Der Gottesdienst wird von Laien, bisweilen auch von Frauen, gehalten, die die vom Pfarrer verfasste Predigt vorlesen und die Lieder, Epistel und Gebete dazu selbst auswählen können. Diese in einer Zeit des Priestermangels hilfreiche Praxis, die zu einem Umdenken und zu einer anderen Einstellung in Bezug auf die Rolle von Laien und Frauen in der Kirche führen könnte, ist inzwischen in Pfarrer Löhrs Gemeinden allgemein akzeptiert.

Wie wird Pfarrer Löhr nun seinen Ruhestand gestalten, nach all den Jahren, in denen für ihn Beruf und Privatleben untrennbar miteinander verbunden waren?

Zunächst will er in seinem Elternhaus in Forchheim, seinem neuen Zuhause, all die in Jahrzehnten zusammengetragenen Bücher, Papiere und Textmaterialien ordnen. Im Übrigen will er sich selbst Zeit geben, um sich gesundheitlich besser in Form zu bringen und seine neue Lebensmitte zu finden. In Anbetracht seiner zahlreichen Interessen, zum Beispiel für Kunstgeschichte und Fotografie, will er offen sein für Einfälle und Anregungen, von denen er sicher ist, dass sie ihm zufliegen werden.

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