Insolvenz beim BSV abgewendet

29.9.2014, 17:00 Uhr
Insolvenz beim BSV abgewendet

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Eine lange Menschenschlange stand vor dem Eingang zur Domizil-Halle, denn jedes Mitglied musste registriert werden, damit auch alles seine Richtigkeit hatte. 173 wahlberechtigte Mitglieder drängten sich schließlich in dem Saal, und auch etliche Gäste waren gekommen. Darunter waren auch die vorläufige Insolvenzverwalterin Mechthild Bruche mit ihrem vierköpfigen Team. Die Fachanwältin für Insolvenzrecht ist vom Gericht bestellt worden, nachdem Roland Lahme wegen drohender Zahlungsunfähigkeit den Antrag auf Insolvenzprüfung gestellt hatte (wir berichteten).

Vizepräsident Roland Lahme führte kompetent durch die Versammlung, verbreitete Vertrauen und verstand es immer wieder geschickt, aufkommende Emotionen zu beruhigen. Er legte die Karten allerdings schonungslos auf den Tisch, konstatierte, der Verein habe die Beschlüsse aus der Hauptversammlung vom November 2012 nicht konsequent umgesetzt, und er rechnete vor, dass der BSV seit 2007 jährlich 25 000 Euro mehr ausgegeben als eingenommen hatte. Weil in diesem Jahr 63 000 Euro Kredite zurückgezahlt werden müssten, sei der Verein Ende des Jahres selbst dann zahlungsunfähig, wenn noch Einnahmen aus dem Verkauf von Grundstücken an die Deutsche Bahn kommen würden.

Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist laut Rechtsanwältin Bruche am 29. August gestellt worden. Sie hatte dann mit ihrem Finanzteam die Gründe für die jährliche Unterdeckung schnell ausgemacht. Das sind unter anderem Mitgliederschwund und daraus resultierende Mindereinnahmen, der Rückgang von Sponsorengeldern und die finanzielle Unterdeckung einiger Abteilungen. Der Diplom-Betriebswirt und Steuerberater Markus Wohlleber hat die Finanzen des Gesamtvereins und jeder Abteilung genauer untersucht.

Dabei kam heraus: Alle Abteilungen erwirtschaften ein Minus von jährlich 12 142 Euro. Die einzelnen Minusbeträge sind gar nicht einmal dramatisch, und auch die Herrenfußballer scheinen mit 4894 Euro im Jahr kein allzu großes Minus zu erwirtschaften. Wohlleber aber sagte: „Im Fußball wird ein ganz großes Rad gedreht“.

Lahme verdeutlichte später, dass hinter dem Fußball-Minus von 4894 Euro mehr steckt. Nach seinen Worten unterstützt der Förderverein des BSV nämlich die erste und zweite Mannschaft mit etwa 32 000 Euro. „Der Förderverein ist aber nicht nur für die erste und zweite Mannschaft da“, meinte er.

Stadt will helfen

Laut dem Steuerberater erwirtschaftet der Hauptverein zwar ein positives Ergebnis von 31 323 Euro, doch das reicht nicht aus, um Tilgung und Zinsen von jährlich 36 476 Euro zu decken. Da der Verein „eine gemeinnützige Angelegenheit“ sei, solle man ihn nicht wie ein insolventes Unternehmen behandeln, meinte Mechthild Bruche. Sie hat sich darum offenbar erfolgreich ins Zeug gelegt, um den BSV zu retten.

Denn sowohl die Sparkasse als auch der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) wollen Tilgungsaussetzungen für die Darlehen zustimmen, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind und es einen schlüssigen Insolvenzplan gibt. Auch die Stadt Baiersdorf will dann mit einem Zuschuss von 40 000 Euro helfen und außerdem die rückständigen Kursleitervergütungen von 6000 Euro übernehmen. Jedoch müssen auch die Mitglieder sich an der Sanierung des Vereins beteiligen. Dass sie dazu trotz einiger harter Einschnitte bereit sind, bewiesen sie bei den Abstimmungen über die notwendigen Maßnahmen eindrucksvoll.

Besonders hart betroffen sind die Fußballer. Um Kosten zu sparen, wurde der Vorstand nämlich mit nur vier Gegenstimmen ermächtigt, „alle bestehenden Verträge mit Spielern und Betreuern der 1. und 2. Fußballmannschaft sofort, mit Wirkung zum 31. 12. 2014 zu kündigen“.

Ebenfalls wurde mit großer Mehrheit beschlossen, den Grundbeitrag zunächst nicht zu erhöhen, weil davon die zahlreichen passiven Mitglieder betroffen wären und deren Austritte befürchtet werden. Jedoch wird ab dem 1. Januar für den Fitnessbereich ein eigener Beitrag von drei Euro monatlich erhoben. Neue Abteilungsbeiträge sollen auf der ordentlichen Jahreshauptversammlung im März 2015 beschlossen werden.

50 Euro gespendet

Großes Lob für den Vorstand und auch für die Mitglieder, die sich während der Versammlung ausgesprochen solidarisch gezeigt hatten, kam unter anderem vom Kreisvorsitzenden des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) Walter Fellermeier.

Ein Zeichen setzten übrigens SPD-Stadtrat Johann Mörixbauer und ein Übungsleiter der Volleyballer: Mörixbauer trat spontan dem Verein bei und spendete 50 Euro, der Übungsleiter will die ihm zustehenden Gelder an den Verein spenden.

Damit scheint der Weg aus der Insolvenz gefunden. Gemeinsam wollen Vorstand und Mitglieder nun das Image des BSV aufpolieren. Wann der Insolvenzantrag zurückgenommen werden kann, hängt davon ab, wie die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen klappt. Wie es indes mit der Landesligamannschaft der Fußballer weitergeht, scheint unklar. Denn einige Spieler machten deutlich, dass sie sich kaum vorstellen können, ohne Geld für den BSV aufzulaufen.

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