Interdisziplinarität als großer Trumpf der Uni Erlangen

19.11.2018, 06:03 Uhr
Interdisziplinarität als großer Trumpf der Uni Erlangen

© Archivfoto: Harald Sippel

"Die Wunde sitzt tief", resümierte Hornegger, gerade auch im Hinblick darauf, dass die Hochschullandschaft in Bayern im Vergleich zu Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen einen – so der vielfach ausgezeichnete frühere Lehrstuhlinhaber Prof. Bernhard Fleckenstein in der Diskussion – "gigantischen Abstand" aufweist.

Die Entwicklung speziell für Erlangen dürfte sowohl Hornegger als alle der FAU Verbundenen im Saal wohl auch deshalb überrascht haben, als die FAU nach dem renommierten Reuters-Ranking gar als innovativste Universität Deutschlands gilt – mit einem brillanten 5. Platz in Europa und Platz 31 weltweit.

Und im DFG-Förderatlas findet sich die FAU auf Platz 2 in den Ingenieurwissenschaften – nach der RWTH Aachen und vor allen anderen deutschen Technischen Universitäten! Erstmals hat die FAU den Schwellenwert von 200 Millionen Euro bei der Drittmittelförderung erreicht. Die Basis ist also vorhanden, damit die einzige Volluniversität in Bayern die nächste Chance in sieben Jahren ergreifen kann.

Schon am 28. November ergibt sich die weitere Möglichkeit für ein bundesweit sichtbares Signal, wenn die Entscheidung für den Deutschen Zukunftspreis fällt – mit den Erlanger Professoren Peter Wasserscheid und Wolfgang Arlt sowie mit Daniel Teichmann ("Hydrogenious Technologies GmbH") im Finale.

Die FAU wird im Hinblick auf die Zukunft ihre Führungsmannschaft neu aufstellen und die Ressorts neu gliedern. Der wissenschaftliche Nachwuchs steht dabei ebenso als Schwerpunkt im Programm wie die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden – so wie es die Universitäten in den USA praktizieren.

Das Thema Menschenrechte wird prominent besetzt, die Lehrerbildung soll die Schule im Jahr 2030 erforschen. Vor allem aber soll die Wahrnehmung der FAU weit über die Grenzen Bayerns und Deutschlands ausgebaut werden.

Die Interdisziplinarität ist der große Trumpf an der FAU. Die Volluniversität hält – so Hornegger – "alle Wissenschaften in der Balance, bringt die Geistes- und Sozialwissenschaften breit gefächert mit der Medizin, der Informatik, den Natur- und den Ingenieurwissenschaften ins Gespräch, ist am Puls der Zeit, visionär ausgelegt. Die Fächer existieren nicht neben-, sondern miteinander. Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikation sind an der FAU längst organisatorisch verankert. Bei uns ist Wissen in Bewegung."

Hornegger sieht die Profilbildung beschleunigt. "Dies schließt Prozessveränderungen bei der Neu- und Wiederbesetzung von Professuren, aber auch bei der Ressourcenverteilung und der Förderung neuer Lehrkonzepte, Unterstützung einzelner Disziplinen sowie von Verbundforschung ein. Der Freiraum zur ergebnisoffenen Arbeit an schwierigen Fragen muss dabei erhalten bleiben." Das "lautlos implementierte Tenure-Track-Programm", das die FAU für erfolgreiche Nachwuchskräfte zu einem höchst attraktiven Ort macht, wird fortgesetzt. Hornegger: "So bauen wir Zukunft. Die Vielfalt an Perspektiven ist es, die an der FAU den Fortschritt treibt."

Bei der Veranstaltung im Nägelhof kam auch die Neugründung einer Universität in Nürnberg zur Sprache – mit einem Zitat aus dem zuletzt Wellen schlagenden Buch von Prof. Gregor Schöllgen, dargebracht von Alt-OB und Ehrenbürger Prof. Siegfried Balleis: "Die Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung vom Frühjahr 2017, in Nürnberg eine Technische Universität aus dem Boden zu stampfen und damit der FAU ausgerechnet auf dem Feld einen Konkurrenten vor die Nase zu setzen, auf dem sie national und international eine führende Position behauptet, macht ratlos."

Hornegger äußerte sich dazu diplomatisch. Man nehme diese strukturpolitische Entscheidung zur Kenntnis, werde sie konstruktiv begleiten und das Beste daraus machen, d. h. versuchen, in dieser Konstellation noch stärker zu werden.

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