Interesse an Herlinde Koelbls Fotos in Erlangen hält an
19.2.2018, 06:00 UhrSchon bevor das Stadtmuseum am Sonntag um 11 Uhr seine Pforten öffnet, versammelt sich eine Schar von 15 bis 20 Menschen davor. Die meisten von ihnen wollen nicht nur die Bilder sehen, sondern auch die Führung durch die Ausstellung mitmachen, die Ingrid Moor durchführt, selbst gelernte Fotografin und promovierte Kunsthistorikerin.
Sie richtet den Fokus darauf, was denn den Blick der Herlinde Koelbl so besonders macht. Das Porträt der Fotografin, die inzwischen 78 Lenze zählt, gibt schon eine erste Auskunft darüber: eine quicklebendige, neugierige Frau mit großer Wissbegierde, was die Menschen umtreibt und sie ausmacht.
Dabei gelingt es ihr ganz offensichtlich, die Menschen für sich einzunehmen, ihr Vertrauen zu gewinnen. Ihr Blick entbehrt jeglichen Voyeurismus, ist nie entblößend, selbst wenn sie nackte Haut fotografiert wie in der Serie Alter, in der sie die Gräfin Nina in ästhetischer Zartheit fotografiert. Gleichwohl löste die Fotoserie 1991 einen kleinen Skandal aus.
In der Tat gelingt es Koelbl häufig, das Wesentliche einer Situation und das Wesen der Menschen, die sie mit ihrer Kamera festhält, in einem Bild darzustellen oder in der Gegenüberstellung zweier Bilder wie etwa in der brillanten Serie "Kleider machen Leute". Einzigartig in der Serie "Beziehungen" das Motiv des Geschäftsmannes, der nach Büroschluss mit Aktentasche die Treppe herunterkommt, die gerade von einer Putzfrau gereinigt wird. Und er würdigt sie keines Blickes. Selten wird einem die mindestens Zwei-Klassengesellschaft deutlicher vor Augen geführt als hier.
Im Gästebuch der Ausstellung steht unter anderem: "Toll, dass Sie so eine bekannte und bedeutende Fotokünstlerin nach Erlangen gebracht haben." Dem ist nichts hinzuzufügen.
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