Jugendfarm Erlangen: Eine Tagesstätte der besonderen Art

11.8.2010, 18:00 Uhr
Jugendfarm Erlangen: Eine Tagesstätte der besonderen Art

© Bernd Böhner

Wie auf einem Bauernhof fühlt man sich, wenn man den Eingang der im friedlichen Meilwald fern vom städtischen Trubel gelegenen Jugendfarm durchschreitet. Gackernde Hühner kreuzen den Weg, es riecht nach Stall und Pferden. Ein Rundgang führt vorbei an einem urig wirkenden Backofen, in dem Brot und Pizza gebacken wird. Verschiedene Tiergehege verschaffen eine freundliche Atmosphäre. Das Hängebauchschwein „Emma“ wirkt sichtlich vergnügt und lässt sich friedlich den Kopf kraulen. Ebenso zufrieden scheinen die benachbarten Ziegen, Schafe und Pferde.

1976 wurde der Verein Jugendfarm e.V. Erlangen gegründet und ist bis zum heutigen Tag Abenteuerspielplatz und Tagesstätte der besonderen Art. Betreut von pädagogischen Fachkräften haben Kinder und Jugendliche hier die Möglichkeit sich mit Tieren zu beschäftigen, sie zu füttern und zu pflegen.

Fruchtbare Kooperation

Seit 2004 besteht eine enge Kooperation mit der Lebenshilfe, die einige Änderungen bewirkt hat. Das von der Stadt Erlangen gepachtete Stück Land (ein ehemaliges Militärgelände) in der Spardorfer Straße am Rand des Meilwalds wurde behindertengerecht um- und ausgebaut, wie der Geschäftsführer der Lebenshilfe e.V. Erlangen, Stefan Müller, erzählt. Das vorher hügelige Gelände sei geebnet und mit einzelnen Betonwegen versehen worden, auch die sanitären Einrichtungen wurden entsprechend ausgeweitet — schließlich sollten behinderte Kinder wie alle Nicht-Behinderten an den Freizeitaktivitäten teilnehmen können.

Keine Berührungsängste

Das alltägliche Miteinander auf der Farm zeigt den Erfolg dieser Kooperation. Ganz selbstverständlich verbringen Kinder mit und ohne Behinderung ihre Freizeit miteinander. Es wird gemeinsam gekocht, gegessen und gespielt. Die natur- und tierpädagogischen Maßnahmen auf der Farm haben einen integrativen und fördernden Zweck. So erlernen die Kinder während der Zeit auf der Farm soziale Kompetenzen und Selbstvertrauen, was besonders für diejenigen mit körperlichen Einschränkungen wichtig ist. Berührungsängste werden abgebaut, es wird nicht unterschieden zwischen „normal“ und „nicht-normal“.

Die Struktur der Farm bietet den zwischen sechs und 16 Jahre jungen TeilnehmerInnen einen geschützten Freizeitbereich, in dem sie sich ganz frei und ungezwungen bewegen können. „Offene Kinder- und Jugendarbeit“ heißt es in der Eigenbeschreibung. Die Kinder und Jugendlichen können kommen und gehen wie es ihnen beliebt.

Allerdings ist es wichtig, dass sie selbst aktiv werden, betont Angie Henke, die als Sozialpädagogin der Lebenshilfe fest zum Mitarbeiterteam der Jugendfarm gehört. „Die Kinder müssen selbst etwas tun, sie bekommen nichts umsonst“. Vor dem Reiten müssen sie daher auch beim Satteln der Pferde mithelfen. Auf gegenseitige Unterstützung wird Wert gelegt.

Angie Henke, der die Arbeit mit den Kindern viel Spaß macht, freut sich über den sichtbaren Erfolg des Projekts. Die Kinder und Jugendlichen lernen Toleranz und gegenseitige Wertschätzung. Dass sich die Jugendfarm bei Eltern wie Kindern großer Beliebtheit erfreut ist nicht zu übersehen. So gibt es in den Ferien an einem Tag bis zu 200 Anmeldungen. Auf die Frage was ihr auf der Jugendfarm am besten gefalle, antwortet die 13-jährige Natascha: „Tiere, Reiten, Freunde treffen...“. Seit sieben Jahren komme sie zwei bis drei Mal die Woche zur Jugendfarm.

Vielfältiges Angebot

Neben Gruppenangeboten gibt es spezielle Freizeitangebote für behinderte Kinder, sowie die Möglichkeit betreute Geburtstage auf der Farm zu feiern. Während der „offenen Tür“ ist jedermann willkommen Tiere zu füttern und zu streicheln, Lagerfeuer zu machen oder im Bauspielbereich Hütten zu bauen.

Zurzeit steht eine besondere Sommerferienspielaktion auf dem Programm: Die Pädagogen proben für den Kinder- und Jugendzirkus „Lillimo“, bei dem die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen selbst Artisten sein können. Die Aufführung findet am 14. August im Rahmen des Sommerfestes um 15 Uhr statt und kostet pro Familie drei Euro Eintritt.