Jugendfarm im Wandel

15.4.2012, 22:00 Uhr
Jugendfarm im Wandel

© Bernd Böhner

Seit dem Beginn der Kooperation der Jugendfarm mit der Erlanger Lebenshilfe im Jahr 2004 übernahm die Farm aber auch noch eine wichtige Integrationsaufgabe: Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung, insbesondere aus bildungsfernen Elternhäusern und mit besonderem Förderungsbedarf, aber auch Familien und Erwachsene jeden Alters sollten zusammengebracht werden.

Wer heute – insbesondere in Zeiten des Ferienprogramms – über die Jugendfarm läuft, kommt zum Schluss: Dieses Ziel ist längst erreicht, hier tollen Kinder jeder Provenienz herum, sind Erwachsene mit ihren Steppkes staunenden Auges unterwegs, eine schier unüberschaubare Vielfalt an Spiel- und Erfahrungsangeboten lässt den Besucher staunen.

Jugendfarm im Wandel

© Bernd Böhner

Trotzdem ist die Jugendfarm – Sinnbild mag ein selbst gebasteltes großes Piratenschiff sein – zu neuen Ufern aufgebrochen. Leiterin Eva Kneißl-Beck erklärt das Ziel so: „Wir befinden uns inmitten eines sehr spannenden Prozesses auf dem Weg zur Anerkennung als Umweltstation. Im Moment etabliert sich die Jugendfarm als außerschulische Bildungseinrichtung, besonders in den Bereichen Umweltpädagogik und Bildung für Nachhaltige Entwicklung.“

Aber dazu benötige die Jugendfarm auch noch jede Menge Unterstützung, wie die Leiterin sagt, ideelle und politische Unterstützung sowie konkrete Hilfe von Menschen, die mit anpacken, und solchen, die die Jugendfarm finanziell unterstützen. Die Anerkennung als Umweltstation sei auch ein „Imagegewinn für die Stadt und eine für jedermann erlebbare Bereicherung des Bildungs- und Gesundheitsangebots“. Diesem Ziel dient auch der Jugendfarm-Verein unter der Vorsitzenden Gisela Bolbecher, der neue Mitglieder wirbt, mit anderen Organisationen und städtischen Einrichtungen kooperiert und sich um neue (finanzielle) Mittel kümmert.

Eine erste Anerkennung erhielt die Jugendfarm zum Jahresende 2010, als die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, die Unesco, die Einrichtung für ihr Regenwasserprojekt auszeichnete – eine Zisterne gehört heute zum selbstverständlichen Inventar der Farm, die für ihre Anpflanzungen, vor allem aber auch für ihre Tiere reichlich Wasser benötigt. Dass gerade die Tiere – seit Anbeginn an – eine zentrale Rolle spielen, ist auch heute nicht zu übersehen.

Hauptattraktionen sind weiterhin die Pferde, das Hängebauchschwein Alf(red) ist zum Reiten weit weniger geeignet als die drei stoischen Esel, dafür sind Meerschweinchen und Hasen weiterhin gefragte Kleintiere. Enten und Hühner bleiben Studienobjekte, und auch die Wildbienen und Hummeln, die demnächst im neu gebauten Insekten-Hotel einziehen werden, werden wohl keine Spielkameraden.

Dafür aber Schauobjekte in einer Freizeit- auf dem Weg zu einer „Bildungsstätte mit Abenteuerspielplatz und Tierhaltung“, wie sich die Jugendfarm heute sieht. Die Gefahr, dass sie zu einer knochentrockenen Umweltschule verkommt, ist bei der Farm im Meilwald allerdings denkbar gering: Alles bleibt „praktisch“ und unmittelbar erlebbar, es darf weiter getobt, gepantscht, gesägt und gehämmert, gestreichelt und gefüttert werden.

Aber auch die Zielgruppe Erwachsene, Eltern und Familien soll nicht zu kurz kommen und ist Eva Kneißl-Beck hochwillkommen: „Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen.“ Dem dienen auch die festen Bauten auf dem Gelände, in denen auch bei schlechtem Wetter einmal ein Kindergeburtstag gefeiert werden kann, die sich auch für Übernachtungen eignen.

Und das ambitionierte Ausbauprogramm der Jugendfarm für neue Stallungen, eine Unterwasserbeobachtungsstation und Heuschlafplätze lassen ahnen, wie viel Hilfe noch benötigt wird.

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