Kabarettist Dieter Nuhr war in Erlangen in Bestform

21.5.2017, 19:00 Uhr
Kabarettist Dieter Nuhr war in Erlangen in Bestform

© Harald Hofmann

"Wer war eigentlich Heinrich Lades? Ich kenn’ den nicht, den Mann, ich bin nicht von hier", beginnt Dieter Nuhr, lässig in schwarzem T-Shirt, grauer Jogginghose und Sneakers, den Abend. Zum Einstieg gibt er, wie immer, erst einmal einen Überblick über die aktuelle politische Lage. Er spricht über die Türkei und das Ergebnis des Referendums in Deutschland. Für seine Kritik sei er von türkischen Mitbürgern als "Hurensohn" beleidigt worden – das stimme aber gar nicht, meint er, "meine Mutter war nie berufstätig". Über das neuerliche Wahldebakel der SPD ("Sind Physikstudenten hier? Ich wüsste gerne, was es mit dem Schulz-Effekt auf sich hat") und den "kranken Choleriker" Trump kommt er zur Flüchtlingskrise. Er sei grün-alternativ sozialisiert worden und befürchte, dass die Menschen, die als Empfangskomitee am Münchner Hauptbahnhof standen, enttäuscht würden. Die Geflohenen hätten schließlich keine Ahnung von Mülltrennung und würden "Gluten-Scheiße" anstatt "teutonische Dinkelhobel" essen. "Wie sollen die das alles verstehen?" fragt er.

Alles erreicht

Nach dieser politischen Präambel geht es los mit dem eigentlichen Programm. Er habe sich überlegt, ob er überhaupt wieder eines machen solle, meint der Unterhaltungskünstler, während er in seinem Tablet "blättert", das vor ihm in einem Ständer befestigt ist. Er habe schließlich alles erreicht. "Bushido hat mich besungen, was soll da noch kommen?" Dieser habe ihn "gedisst", also beleidigt. Obwohl er, Nuhr, kein "Berufsbeleidiger" sei, müsse er jetzt "zurückdissen", das sei sonst unhöflich. Und dann rappt Dieter Nuhr. Nicht ohne vorher zu betonen, dass er das gar nicht könne.

Dann eines seiner Lieblingsthemen: Kabarettisten müssten heutzutage nicht mehr aufrütteln, sondern deeskalieren, findet er. Die Welt sei heute ein besserer Ort als jemals zuvor, er nennt Zahlen zu weltweiter Armut und Todesopfern durch Gewalt, die deutlich gesunken sind. Trotzdem hätten alle Angst und sei es nur auf einem deutschen Kinderspielplatz, "einem der sichersten Orte der Welt".

Das negative Gefühl komme daher, dass es mehr Medien gebe, die uns ständig mit Nachrichten konfrontieren. Die Probleme seien früher einfach weiter weg gewesen, "wir haben die Distanz zum Elend der Welt verloren".

Ein anderes Thema ist die Gender-Debatte. Oder "Geschlechterkrempel", wie er es nennt. Er greift einige der seltsamen Blüten auf, welche Gleichstellungsbewegung und politische Korrektheit zuweilen treiben.

Nuhr ist in Bestform: Es gibt keinerlei aufgewärmte Witze aus vergangenen Programmen, wie es in den letzten Jahren leider öfter der Fall war. "Nur Nuhr" ist ein erfrischendes, wirklich neues Programm. Der Kabarettist arbeitet diesmal mit mehr Mimik und Gestik, die seine Pointen hervorragend untermalen.

Die ausverkaufte Heinrich-Lades-Halle fühlt sich sichtlich gut unterhalten.

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