Kalchreuth: Osterbrunnen mit 700-jähriger Tradition

17.4.2017, 14:24 Uhr
Kalchreuth: Osterbrunnen mit 700-jähriger Tradition

© Foto: Harald Hofmann

Mit über 700 Jahren weist der Brunnen auf dem Röckenhofer Dorfplatz nahe der beiden Gasthäuser ein hohes Alter auf. Bis 1924 versorgte er die Einwohner mit Trinkwasser. Da er ein wichtiges Element des Ortsbilds darstellt, wird bis heute sorgsam darauf geachtet, dass sein schmuckes Aussehen erhalten bleibt.

Auf Initiative von Elisabeth Friedrich entschieden sich die Röckenhofer Frauen 1983, das Prachtstück für die Osterzeit besonders herauszuputzen. Zusammen mit Heidi Lautner übernahm Elisabeth Friedrich damals die Organisation, die jetzt Marianne Gebhardt inne hat.

Jedes Jahr trifft sich die Gruppe bereits ab Januar, um kaputte Eier auszusortieren sowie neue zu bemalen und aufzufädeln. Während der Anfangsjahre gehörten viele junge Mütter dazu, deren Kinder eifrig mitpinselten.

In jüngsten Zeit wird ein Großteil der Eier von Marianne Gebhardt und Karin Wagler kunstvoll gestaltet. Karin Wagler malt auch Bilder, die im Röckenhofer Hirtenhaus und im Sitzungssaal des Kalchreuther Rathauses ausgestellt sind.

Bis vor einigen Jahren wurde außerdem für jeden Konfirmanden und Kommunikanten ein Buchsträußchen gebunden, mit einer Schleife versehen, auf welcher der Name des Mädchens oder Jungen stand, und am Brunnen angebracht. Heuer zieren 550 Hühner- und 30 Gänseeier sowie ein Straußen- und ein Emu-Ei den historischen Wasserspender. Ein nachgebildeter Hahn mit Henne und zwei Hasen kommen hinzu.

Zwei Tage beansprucht in der Regel das Binden der Girlanden aus Fichtenzweigen und Buchs. Um das Beschaffen der Äste kümmern sich Karl Wick und Helmut Friedrich.

Plastikeier finden sich am Röckenhofer Brunnen keine. Doch die Naturschönheiten sind leider zerbrechlich, so dass in manchen Jahren hohe Verluste auftraten.

Einmal wurde sogar mit dem Luftgewehr auf die bemalten Eier geschossen, erinnert sich Gudrun Friedrich. Es kommt auch immer wieder vor, dass Besucher mit den Fingern gegen die Schale drücken und diese dann zerspringt.

Mit dem Schmücken der Osterbrunnen wird auf dem Land an die Bedeutung des Wassers erinnert. Früher, als noch keine zentrale Versorgung existierte, trugen die Dorfbewohner oft in Bottichen das wertvolle Nass von den Quellen und Brunnen zu ihren Häusern.

Inzwischen findet der Brauch weit über Ober- und Mittelfranken hinaus Nachahmer, wobei in einzelnen Gegenden ein regelrechter Konkurrenzkampf hinsichtlich der Zahl der verwendeten Eier ausgebrochen ist. 30 000 Stück zieren einen Brunnen im schwäbischen Oberstadion.

Bei der Gestaltung wird gelegentlich übertrieben. Da grüßt etwa ein mannsgroßer Hasenpapa von einer riesigen Kaiserkrone den Rest seiner Familie auf einer Hollywoodschaukel. Der Röckenhofer Osterbrunnen ist da um einige Dimensionen bescheidener – und dadurch wesentlich hübscher.

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