Kalchreuth: Syrische Flüchtlinge suchen Wohnung

8.6.2017, 19:00 Uhr
Kalchreuth: Syrische Flüchtlinge suchen Wohnung

© Ernst Bayerlein

In einem Gespräch erzählen Sabah und ihre zwei größeren Töchter Ruha (14 Jahre alt) und Thala (12 Jahre alt), hinzu kommt noch Mohammed (5 Jahre alt), warum sie geflohen sind und wie sie nach Deutschland und nach Kalchreuth kamen.

Der Krieg in Aleppo wurde immer schlimmer und als durch eine Bombe das Wohnhaus zerstört wurde, beschloss die Familie, in die Türkei zu fliehen. Dort sind sie drei Jahre geblieben. Für die Kinder gab es am Anfang eine arabische Schule, dies änderte sich aber und sie mussten dann in eine türkische Schule. "Es war eine schlechte Schule und die Zeugnisse werden nirgends anerkannt", sagen die beiden Mädchen.

"Es ging um die Zukunft der Kinder, ohne Schule gibt es keine Perspektiven für einen Beruf und ein gutes Leben", sagt Mutter Sabah, und so machte sie sich mit drei Kindern auf nach Deutschland. Auf einem Schleuser-Boot kamen sie nach Griechenland und auf der sogenannten Balkanroute über Serbien, Ungarn, Österreich nach Deutschland.

Im Dezember 2015 kamen sie dann in Zirndorf an. Über mehrere Stationen kamen die Vier zuerst nach Roth, dann folgten Uffenheim, Herzogenauch und schließlich Kalchreuth, wo nach einem Verteilerschlüssel insgesamt 13 Personen in eine Sammelunterkunft kamen. "Wir sind alle aus Syrien, und das ist schon einmal sehr gut, weiter werden wir hier von einem sehr aktiven Helferkreis von etwa 15 Personen sehr unterstützt", stellen die Flüchtlinge dankbar fest. Bayern sei sehr schön und vor allem gebe es hier gute Schulen.

Das Wichtigste war, die deutsche Sprache zu lernen; da zeigt es sich, dass sich Kinder damit leichter tun. Ruha kann schon die Mittelschule in Spardorf besuchen, und Thala besucht sogar das Gymnasium in Spardorf. Mohammed geht in den örtlichen Kindergarten, und Mutter Sabah besucht schon seit vier Monaten regelmäßig einen Integrationskurs in Nürnberg. Als Flüchtlinge haben die Familienmitglieder einen einjährigen subsidiären Schutzstatus in Deutschland.

Im November wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge neu über das Bleiberecht entschieden.

Sabah hat noch über das Handy Kontakte zu Verwandten in die Türkei und nach Aleppo. "Was ich von dort höre, macht mich immer sehr traurig, vor allem weil der Krieg schon so lange dauert und die Lebensumstände immer schwieriger werden", seufzt Sabah.

Gleichwohl sind die Verhältnisse in der Kalchreuther Unterkunft auch nicht so ideal. 18 Quadratmeter groß ist der Wohn- und Schlafraum, ausgestattet mit zwei Stockbetten, einem Schrank, Tisch und Stühlen. Gekocht wird in einer Gemeinschaftsküche.

So ist es der große Wunsch von Sabah und ihren drei Kindern, dass sie in Kalchreuth eine eigene Wohnung bekommen.

Die Miete würde vom Jobcenter übernommen werden.

Es gibt viele leerstehende Wohnungen, oder es wohnen nur ein oder zwei Personen in einem großen Haus. Es wäre eine Chance, wenn da eine junge Familie mit im Haus wohnen würde. Sabah ist eine gute Köchin, dies ist sogar ihr Berufswunsch hier in Deutschland. Die beiden Töchter haben auch hohe Ziele: Die Schule gut abschließen, dann will Ruha Mathematik studieren und Thala will Ingenieurin oder Anwältin werden.

Die häuslichen Voraussetzungen sind aber sehr schwierig, vielleicht entsinnen sich einige Kalchreuther, wie sie in die Schule gingen und ein eigenes Zimmer zum Rückzug hatten. Eine kleine Lösung wäre es schon, wenn tagsüber ein eigener Raum für die beiden Mädchen zur Verfügung gestellt würde.

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