Karibische Gefühle am Hetzles

Scott Johnston

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4.4.2017, 19:00 Uhr
Die promovierte Geologin Angela Wirsing verteilte bei der Exkursion auf den Hetzleser Berg Gesteinsproben an die Teilnehmer, die diese bestimmen sollten.

© Scott Johnston Die promovierte Geologin Angela Wirsing verteilte bei der Exkursion auf den Hetzleser Berg Gesteinsproben an die Teilnehmer, die diese bestimmen sollten.

Dabei kamen gleich zu Beginn Urlaubsgefühle auf, denn zu jener Zeit herrschte bei uns ein Klima wie gegenwärtig in der Karibik. Ein Meer erstreckte sich bis zu einem Küstengebirge, aus dem der Franken- und der Bayerische Wald hervorgegangen sind.

Mit etwas Glück lassen sich daher die Versteinerungen von Ammoniten, Belemniten und anderen Meerestieren im Umkreis finden. Bei einer früheren Exkursion entdeckte ein Kollege von Angela Wirsing einen Tellerschwamm von der Größe eines Autoreifens auf der Hochfläche des Hetzles.

Erschwert wird die Arbeit der Geologen dadurch, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Bauaushub unweit des dortigen Flugplatzes abgelagert wurde, was die Gesteinsarten durcheinander brachte. Dennoch ist auch für den Laien nicht zu übersehen, welches Sediment hier dominiert: Kalk.

Ganz so laut wie früher fluchen die Landwirte nicht mehr über die zahlreichen weißen Scherben auf ihren Äckern. Schließlich sorgen die Kalkbrocken auch dafür, dass sich die Feuchtigkeit länger im Boden hält, wovon wiederum die angebauten Kulturpflanzen profitieren.

Vor Ort demonstrierte die Fachfrau, wie sich Kalk bei der Bestimmung am besten nachweisen lässt. Sie holte ein Fläschchen mit Salzsäure aus ihrem Rucksack und träufelte diese auf einen Stein, den sie zuvor mit dem Geologenhammer zurecht geklopft hatte. Blubbernd verwandelte sich das harte Material in Kohlendioxid.

Anschließend ging es bergab und erdgeschichtlich weiter zurück. Bis zu 15 Millionen Jahre älter als der weiße Jura, der vor etwa 145 bis 160 Millionen Jahre abgelagert wurde, ist nämlich der braune Jura. Der Übergang zum Ornatenton kann vielerorts leicht beobachtet werden, denn dort treten häufig Quellen zutage, wie bei Gräfenberg oder zwischen Kirch- und Oberrüsselbach.

Beliebtes Baumaterial

Auch der Doggersandstein hat seinen Ursprung in der mittleren Periode der Jurazeit. Wissenschaftlich wird er freilich nicht dem Sand, sondern dem Schluff zugeordnet, da die Korngröße unter 0,2 Millimetern liegt. Sandstein stellte vor allem in früheren Jahrhunderten ein beliebtes Baumaterial dar, was beispielsweise an der Weißenoher Klosteranlage bewundert werden kann. Inzwischen sind viele Steinbrüche im Wald längst zugewuchert.

Gern wurden in den Sandstein auch Keller zu Lagerung von Bier und anderen Vorräten geschlagen. Einige davon wie bei Kalchreuth oder Pretzfeld sind im Sommer bei Bewirtung ein beliebtes Ausflugsziel.

Über eine eingefasste Quelle verfügt die Schwabach nicht. Ihr Hauptast entspringt oberhalb mehrerer Fischteiche nahe dem Bremenhof. Hier sammelt sich das Wasser in einem Sumpfgebiet und fließt zum Teil unterirdisch ins Tal, wo es sich in einer Senke mit der so genannten vorderen Schwabach vereinigt. Diese kommt von Pommer und bildet sogar Sinterstufen aus, wenn auch lange nicht so gewaltige wie jene bei Dorfhaus oder in Streitberg.

Geologinnen inspizieren freilich nicht nur intensiv die Erde mit all ihren Schichten und Verwerfungen, sondern auch, was die Menschen mit dem Material angefangen haben. Als ideales Studienobjekt erwies sich der historische Holzofen in Pommer. Für dessen Bau wurden Kalk und feinkörniger Sandstein verwendet.

Sein Fachwerk ist mit Ziegeln ausgemauert. Der örtliche Ton wurde einst in Ziegeleien gebrannt – in Weißenohe bis 1991.

Während der Wanderung stellte Angela Wirsing auch heimische Pflanzen vor. Der Seidelbast blüht rosa bis purpurrot, duftet stark und ist sehr giftig. Fuhrleute banden ihn früher oft als Schutz gegen Hexen an ihren Hut.

Auch Bärlauch findet sich am Hetzles, darf jedoch nur außerhalb des Naturschutzgebiets gepflückt werden. Als natürlichen Bonus zu den wissenschaftlichen Erklärungen genoss die Gruppe imposante Ausblicke auf Kunreuth, Weingarts, das Walberla und die Sandachse im Regnitztal.

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