Kate Woods aus Südafrika spielt beim TB Erlangen

25.9.2018, 15:30 Uhr
Kate Woods aus Südafrika spielt beim TB Erlangen

© Harald Hofmann

Die Zwillinge Jake und Matt sind schon ganz schön herumgekommen. Die Fünfjährigen sind in Kapstadt aufgewachsen, haben in Dubai gelebt. Den ersten Schnee aber haben sie in Uttenreuth gesehen. Direkt vor der eigenen Haustür. "Ich liebe die Natur hier", sagt Kate Woods, ihre Mutter. "Wir leben direkt am Tennenloher Forst, mit drei Jungs ist es dort einfach ein Traum, wir können immer etwas draußen unternehmen." Und den ersten Schnee "haben wir wirklich genossen, das war sehr aufregend".

Zur Schule gehen die Jungs, ebenso wie ihr älterer Bruder, an der FIS. "Es ist leichter für sie, wenn der Unterricht in Englisch ist", sagt Woods. Hockey spielen sie noch nicht, auch wenn sie sich im neuen Verein immer wohler fühlen. Am Samstag war die ganze Familie dabei, die drei Söhne und Ehemann Duncan sahen Kate Woods in ihrem ersten Spiel für den neuen Verein zu. "Es war das erste Mal nach einer langen Pause."

Sechs Jahre hat Kate Woods kein Hockey mehr gespielt. Dabei war Hockey ein, wenn nicht der größte Teil ihres Lebens. Ein Jahrzehnt war sie Nationalspielerin, nach den Olympischen Spielen 2012 beendete sie ihre ganz große Karriere. "Ich habe auf hohem Niveau gespielt, aber jetzt bin ich alt", sagt Woods und muss dabei selbst ein wenig lachen. Die dreifache Mutter wirkt alles andere als: alt.

Ihre blonden Haare hat sie zu einem Zopf geflochten, sportlich, durchtrainiert wirkt sie, ihren Mund umspielen kleine Fältchen. Im Gespräch merkt man schnell warum: Diese Südafrikanerin lacht gerne und viel. Schon während ihres Studiums an der Stellenbosch Universität spielte Woods Hockey, ihre erste Weltmeisterschaft war im Jahr 2003. Knapp ein Jahrzehnt später nahm sie sich eine Pause, heiratete und bekam ihren ersten Sohn. Mittlerweile ist Sam sieben Jahre alt.

Kate Woods aus Südafrika spielt beim TB Erlangen

© Fotos: HaraldHofmann

Die Familie lebte in Kapstadt, dann ging es für ein Jahr nach Dubai. "Doch dort gab es kein Hockey", sagt Woods. Vor einem Jahr zogen sie nach Uttenreuth, Kate arbeitet bei Adidas in Herzogenaurach. Zuerst fragte eine Kollegin, ob sie nicht mit zum NHTC kommen wolle. "Ich habe aber nie für Nürnberg gespielt, nicht einmal dort trainiert", sagt Woods. "Ich habe das erste Jahr einfach gebraucht, um hier anzukommen. Für meine Arbeit reise ich zudem viel. Daher wollte ich hier lieber in der Nähe Hockey spielen." Also entschied sie sich für den Erlanger Turnerbund.

In zwei Wochen feiert Woods ihren 37. Geburtstag. "Ich bin schon jetzt die Oma im Team", sagt sie. "Ich bin noch nicht wieder an der Spitze meines Leistungsvermögens, aber ich möchte mich einfach darauf konzentrieren, dem Team zu helfen. Wenn ich die Bälle gut verteilen kann zum Beispiel." Tatsächlich übernimmt die Südafrikanerin gleich Verantwortung und gibt Kommandos. Bei Strafecken ist Woods aber auch für den Abschluss zuständig. Gegen Wacker München hat sie bereits gezeigt, warum. Ihr Tor zum 1:0 sollte letztlich das Spiel entscheiden. "Ich bin es gewöhnt, aus dieser Position zu schießen", sagt Woods. "Aber es macht immer Spaß, zu treffen."

Auch wenn sie nur sehr wenig Deutsch spricht, die Kommunikation in Englisch läuft, sagt sie: "Die Mannschaft hat mich wunderbar aufgenommen. Ich bin sehr glücklich, dass wir sechs Punkte geholt haben." Am Samstag gelang gegen Aufsteiger TSV Grünwald der erhoffte, deutliche Sieg. "Ich würde nicht sagen, dass es Spiele gibt, die leicht sind", meint Woods. Beim 5:0 aber konnte der Turnerbund dennoch einen Gang zurückschalten.

Ganz anders am Sonntag. Mit Wacker München war der Regionalliga-Absteiger zu Gast. "Das Tempo war von Beginn an hoch", sagt Woods, "doch wir wollten unbedingt beweisen, dass wir das Spiel gewinnen können". Der Trainer sagt: "Es war ein echt krasser Arbeitssieg", doch natürlich ist Johannes Anzeneder zufrieden. "Die Mädels haben sehr viel investiert. Vor dem Tor müssen wir noch zulegen, in der ersten Halbzeit muss es eigentlich schon 2:0 stehen." Dass jemand wie Kate Woods nun Teil seines Teams ist, freut den Coach. "Ihr Blick nach vorne ist ein anderer, darin ist sie wahnsinnig gut."

Auf jeden Fall wird die Südafrikanerin den Turnerbund weiterbringen. Und umgekehrt gilt das auch. "Es gibt immer Momente, in denen ich meine Heimat vermisse", sagt Kate Woods. Wieder Hockey spielen zu können, hilft natürlich. "Ich war es einfach immer gewöhnt, Sport zu machen. Die Arbeit kann anstrengend sein, da ist es befreiend, abends ins Training zu gehen. Es ist ein Teamsport: Hier treffe ich Freunde." Und die Familie ist auch nicht weit weg.

TB Erlangen: Hunger; Albrecht, Beier, Bortolazzi, Branahl, Fröba, Gruber, Haft, Mahlberg, Prieß, A. Vollrath, L. Vollrath, Weidlich, Wernecke, Zschiesche, Woods.

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