Kehrtwende in Erlangen bei der Aurachtalbahn

25.1.2018, 06:14 Uhr
Kehrtwende in Erlangen bei der Aurachtalbahn

© Archivfoto: Harald Sippel

Der Stadtrat hatte im vergangenen April noch mit großer Mehrheit beschlossen, sich dem Widerspruch anzuschließen, den die Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach des Bundes Naturschutz (BN) und die örtliche Bürgerinitiative "HerzoSüd Bewahren" eingelegt hatten, um zu verhindern, dass ein Stück der alten Trasse der stillgelegten Aurachtalbahn dem Straßenbau geopfert wird. Auch die "Eisenbahnfreunde Erlangen-Bruck" haben gegen den Beschluss Widerspruch eingelegt.

Doch nun gab es im jüngsten Stadtrat einen überraschenden Sinneswandel. Die Erlanger Linke (Erli) zog einen eigenen Dringlichkeitsantrag auf Widerspruch gegen die Entscheidung des Eisenbahn-Bundesamtes, die von Herzogenaurach unterstützt wird, nach den Ausführungen von Rechtsreferent Thomas Ternes selbst zurück. Dieser hatte in seinen Erläuterungen daraufhin hingewiesen, dass die Stadt von den Plänen nicht in ihren Rechten betroffen sei und daher auch kein Klage- und Widerspruchsrecht habe. Eine derartige Klage gegen den Beschluss sei daher von vornherein aussichtslos.

Daraufhin forderten die Stadträte der Erlanger Linken, mit einem Schreiben wenigstens symbolisch Widerspruch gegen den Beschluss einzulegen: Der Stadtrat sollte damit aufgefordert werden, vom Eisenbahn-Bundesamt mit Blick auf die Einsprüche den Verzicht auf den umstrittenen Teil der Planung zu verlangen. Dieser Antrag wurde mehrheitlich von SPD, CSU und FDP abgelehnt.

Rückblick: Der Stadtrat hatte am 27. April 2017 einen Vorstoß gestartet, der in die gleiche Richtung zielte wie der Widerspruch der drei Organisationen. Es geht um einen 350 Meter langen Abschnitt der ohnehin umstrittenen Südumfahrung, mit der die vielbefahrere Staatsstraße 2244 und damit die Bewohner von Neuses und Niederndorf entlastet werden sollen.

Bei dem Abschnitt handelt es sich um ein Stück der Trasse der früheren Aurachtalbahn, die von Erlangen-Bruck nach Herzogenaurach führte. Sie soll nach den bisherigen Plänen auf einer Länge von 350 Metern "freigestellt und aufgelassen" werden. Was bedeutet, dass die Umgehungsstraße gebaut werden kann, ohne dass auf die dort liegenden Gleise Rücksicht genommen werden muss.

Aus Sicht der Stadt Herzogenaurach und der Planer bei der Bahn würde die Nutzung des Trassenabschnitts den Bau der Südumfahrung vereinfachen und kostengünstiger machen. Den Kritikern, zu denen auch die BN-Kreisgruppe Erlangen zählt, ist die Umgehungsstraße ohnehin aus ökologischen Gründen ein Dorn im Auge.

Sie führen noch einen weiteren gewichtigen Grund ins Feld: Wenn der besagte Trassenabschnitt freigestellt werde, würden Fakten geschaffen und das Ergebnis einer noch ausstehenden Prüfung einer Alternativstrecke vorweg genommen.

Immerhin sei es möglich, die alte Aurachtal-Trasse wieder einmal zu nutzen – für den Güterverkehr oder nicht zuletzt für die geplante Stadt-Umland-Bbahn (StUB). Deren Verlauf zwischen Erlangen und Herzogenaurach ist ja noch nicht endgültig festgelegt. Eine mögliche Alternativstrecke könnte teilweise der Trasse der Aurachtalbahn folgen. Dazu aber dürfte kein Teilabschnitt freigestellt werden. Das war übrigens ein Grund, weshalb der Erlanger Stadtrat Widerspruch erwog.

BN und BI weisen zusätzlich auf die Beurteilung der Regierung von Mittelfranken im Raumordnungsverfahren hin. Dort heiße es: "Die Ortsumgehung ist so zu gestalten, dass die Einrichtung einer Stadt-Umland-Bahn möglich ist" oder aber auch ein anderer elektrischer Schienenbetrieb für Personen- und Güterverkehr.

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