Kein roter Teppich

7.12.2012, 00:00 Uhr
Kein roter Teppich

© Horst Linke

Für das Ortsgebiet hinterm Lindelberg (1022 Einwohner mit Hauptwohnsitz) sind von 2012 bis 2016 gut 2,5 Millionen Euro für Entwässerung eingeplant. Die Summe ist größtenteils für Erschließungsmaßnahmen in den Siedlungsgebieten Saarstraße und Baumgartenstraße sowie im Bereich der Herrnbergstraße vorgesehen. Nach dem Solidaritätsprinzip werden dafür aber alle Grundeigentümer zur Kasse gebeten.

Laut einer Globalberechnung, in die Kostenunterdeckungen der letzten Jahrzehnte mit einflossen, müssen auch 400 Besitzer schon bestehender Häuser und baureifer Grundstücke zusammengerechnet zwei Millionen Euro berappen. Die durchschnittliche Belastung liegt bei 5000 Euro, bemisst sich aber nach Grundstücks- und Geschossfläche und kann nicht nur unter diesem Betrag, sondern auch deutlich darüber liegen.

Der Gemeinderat hatte die Brisanz dieser Nachzahlungen erkannt und Zahlung in drei Raten zwischen dem 1. Quartal 2013 und Ende 2014 eingeräumt. Das Abwasserthema dominierte dennoch auch diese zweite allgemeine Bürgerversammlung.

Eine Teilnehmerin fragte, ob man die Nachzahlungen nicht über einen noch längeren Zeitraum strecken und gegebenenfalls auch erst in vier Jahren mit der Gemeinde abrechnen könne.

Nach Ansicht der Gemeindeverwaltung ist der jetzige Zahlungsmodus von zwei Jahren schon ein spezielles Entgegenkommen. Noch mehr Zeit würde eine Benachteiligung anderer Ortsteile bedeuten. Zudem will man die Vorfinanzierung über Kredite vermeiden.

Zwei Abrechnungen

Kritik erntete auch die künftige Kanal-Einleitungsgebühr (ab 2013), die 2,80 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser und 0,89 Euro pro Kubikmeter getrennt abgeleitetes Regenwasser beträgt. Wie schon die Kanalanschluss-Beitragssätze liegen auch diese Gebühren im Raum Ermreuth deutlich über denen im restlichen Gemeindegebiet; bei Schmutzwasser-Einleitung machen sie sogar das Doppelte aus. Bei der stark besuchten Versammlung im Ermreuther Gasthaus Oßmann erhob sich daher die Frage, warum — da man eine politische Gemeinde ist — keine gemeinsame Abwasser-Kalkulation vorgenommen wurde?

Die Verwaltung begründet dies damit, dass Ermreuth, Rödlas und auch Gleisenhof ihr Abwasser nach Igensdorf und der übrige Ort hingegennachErlangenüberleitet. Das bedeute die Mitgliedschaft in unterschiedlichen Zweckverbänden. Zudem seien gleichzeitige Globalberechnungen für die beiden Gemeindegebiete arbeitstechnisch nicht möglich gewesen. Vorab habe man auch nicht gewusst, dass Ermreuth so viel schlechter wegkommen werde.

Teures Bauland

Ein früherer Ermreuther Kommunalpolitiker warf die Frage auf, warum man sich nicht hauptsächlich auf die Schließung von Baulücken im Ortskern beschränke, sondern üppig Neubauflächen an der Baumgarten- und an der Saarstraße ausweise. Dort stehen, wie die Verwaltung einräumt, insgesamt 55 Grundstücke zur Verfügung.

Neunkirchens Bürgermeister Heinz Richter, der eingangs der Versammlung einen allgemeinen Jahresrückblick gegeben hatte, betonte, die Erschließung der Saarstraße sei ohnehin zwingend. Die dort schon befindlichen zehn Häuser entsorgten ihr Abwasser im antiquierten Drei-Kammer-System und müssten dringend ans allgemeine Kanalnetz angeschlossen werden. Kämen neue Häuser hinzu, so gebe es mehr Beitragszahler und die Kosten für jeden verringerten sich.

Einer Grundeigentümerin, die anfügte, sie persönlich könne auf eine Baulandausweisung in diesem Bereich verzichten, erinnerte der Gemeindechef an den Wertzuwachs: Für Landwirtschaftsfläche liege der Quadratmeterpreis lediglich bei 2,75, für Bauland hingegen bei bereits 100 Euro.

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