Kein Schrott für Bastler vom Abfallzweckverband

18.4.2015, 08:58 Uhr
Kein Schrott für Bastler vom Abfallzweckverband

© Archivfoto: Horst Linke

Der vielen Erlangern bekannte gelernte Elektromechniker und Radio-TV-Techniker, der seinen Namen an dieser Stelle lieber nicht erwähnt haben will („Die Leute bringen mir sonst bloß aus Bequemlichkeit allen möglichen Schrott“), liegt dem Abfallzweckverband Erlangen seit Jahren in den Ohren. Man möge ihm doch erlauben, aus den angelieferten Geräten am Erlanger Hafen oder an der Sammelstelle des Landkreises in Buckenhof Bauteile zu entnehmen, die er für die Reparatur noch zu rettender Geräte in seiner kleinen Werkstatt benötigt.

Dort liefern ihm Bekannte, aber auch Mitarbeiter von Erlanger (und sogar auswärtigen) Schulen defekte Geräte vom Projektor bis zum Scheinwerfer an, die er zum Freundschaftspreis wieder instand setzt. Vorausgesetzt, er verfügt über die Ersatzteile aus weggeworfenen Geräten.

Das aber verwehrt ihm der Abfallzweckverband – aus rechtlichen Gründen. Zwar hat der Bastler in der Verbandsversammlung mit seinem Anliegen viel positive Resonanz erfahren, erlaubt wird es ihm aber trotzdem nicht. Erlangens Rechtsreferentin Marlene Wüstner verweist auf bestehende Verträge mit einem Nürnberger Entsorger von Altgeräten, in denen die Dritte ausschließende Wirkung des Liefervertrags festgehalten ist. Im Klartext: Die Alt-Geräte müssen komplett abgeliefert werden, eine Bauteilentnahme ist ausdrücklich untersagt.

Für den Elektrobastler ist diese Nachricht schon deswegen unbefriedigend, weil er weiß, dass das Recycling und die umweltgerechte Beseitigung von Elektro„schrott“ bei großen Entsorgern nur Pi mal Daumen funktioniert – sich dort niemand darum bemüht, die Geräte tatsächlich auf brauchbare Teile zu sichten. Dort stehen die stoffliche Verwertung seltener Rohstoffe und Umweltaspekte im Vordergrund, nicht aber die Frage der faktischen Wiederverwertung.

Keine Ausnahmen

Das ändert sich auch nicht durch die geplanten 65 Sammelbehälter für Elektro(nik)kleingeräte im Stadtgebiet, die solche Geräte aus dem Restmüll heraushalten sollen. Hier wird lediglich dem Phänomen Rechnung getragen, dass viele Kleingeräte (von der Zahnbürste bis zum Rasierer) im normalen Hausmüll landen.

Vielmehr denkt der Zweckverband darüber nach, auf einer weiteren Sammel-Schiene selbst eine Zweitverwertung von ausgesuchten Gerätegruppen zu starten, von deren getrennter Verwertung man sich einige Einnahmen und damit Gebührenentlastungen verspricht. Aber auch hier wäre ein Zugriff für Leute wie den Erlanger Bastler nicht vorgesehen.

Und schließlich wäre noch denkbar, eigene Sammelstellen für noch „gängige“, oft aber aus der Zeit oder der Mode gefallene Elektrogeräte einzurichten. um solche (wie auch leicht reparierbare) Geräte bemühen sich heute schon Einrichtungen wie ein Repair-Café – wie auch immer sie an die Geräte kommen. Aber auch hier wäre der Erlanger Bastler als Einzelkämpfer nur „zweite Wahl“.

Die Idee des Erlanger Bastlers findet Marlene Wüstner bei allen Einwänden „eigentlich sehr gut“, sieht aber keine Chance für eine Ausnahmegenehmigung. „Ich bringe den guten Ansatz einfach nicht in unserem Rechtssystem unter.“

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